Exklusives WiWo-Ranking Das sind die besten Weinhändler Deutschlands

Die besten Weinhändler Deutschlands. Quelle: imago images

Die Pandemie hat dem Weinfachhandel eine Sonderkonjunktur beschert. Doch nun schlägt die hohe Inflation auf die Einkaufslaune der Deutschen durch. Steigen die Kunden jetzt auf Ware vom Discounter um? Und wie reagieren die Top-Weinhändler?

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Im Grunde gab es für den Corona-Feierabend nur eine Frage: Rot oder Weiß? Lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein in Deutschland 2019 noch im Schnitt bei 20,1 Liter pro Kopf, waren es 2020 und 2021 jeweils 20,7 Liter. Und das, obwohl Restaurants und Kneipen zeitweise schließen mussten. Entsprechend stark profitierte der Einzelhandel. Vor allem das Onlinegeschäft nahm in der Pandemie Fahrt auf. So stieg der Online-Umsatz von Wein, Bier und Spirituosen allein im Jahr 2020 um 80 Prozent, ermittelte der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh). Auf das Segment entfiel damit mehr als ein Viertel des Gesamtumsatzes im Lebensmittel-Onlinehandel: rund 680 Millionen Euro. 

Doch hat der Versandboom auch nach dem Abklingen der Pandemie Bestand? Und wie wirkt sich die veränderte Konsumlage auf den Weinfachhandel aus? Schließlich sorgen sich viele Einzelhändler derzeit vor einem Konsumeinbruch. Die hohe Inflation und die Angst vor den explodierenden Heizkosten haben die Umsätze der Branche zuletzt schon deutlich gedrückt. Sie lagen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juni inflationsbereinigt um 8,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

„Das ist der größte Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994“, berichteten die Bundesstatistiker. Selbst der Onlinehandel blieb von der Kaufzurückhaltung nicht verschont, um mehr als 15 Prozent ging es im Vergleich zum Vorjahresmonat abwärts. Schlechte Zeiten also für den Weinhandel? Steigen die Kunden jetzt auf günstige Ware vom Discounter um? Oder verzichten sie gleich ganz auf Wein, um Geld zu sparen? 

Die 50 besten Weinhändler

„Ja, die Kunden kaufen weniger Wein“, sagt Mirjam Schwarzkopf, Geschäftsführerin des auf italienische Weine spezialisierten Onlinehändlers Superiore.de. Das liege aber eher an der momentanen Hitze als an den gestiegenen Preisen. Die Ausrichtung des Unternehmens als Italienspezialist für Premiumweine, Raritäten, Vielfalt und Jahrgangstiefe erzeuge „glücklicherweise eine recht preisunelastische Nachfrage“, sagt Schwartzkopf. Tatsächlich gehört Superiore.de zu Deutschlands „Top-Weinhändlern“. 

In einem mehrstufigen Befragungs- und Bewertungsverfahren haben die WirtschaftsWoche und GrapeAlliance, eine Plattform für Weinprofis, jene deutschen Weinhändler ermittelt, die von Beratung und Lieferzeit über Sortimentstiefe bis hin zu Kauferlebnis und Kundensupport mit Bestleistungen glänzen. Zusätzlich wurde eine Expertenjury einbezogen, um die Auswahl zu validieren. Das Resultat ist eine Liste mit insgesamt mehr als 50 Weinhändlern. Unterteilt in zehn Kategorien wurden jeweils fünf Top-Betriebe ausgezeichnet. Außerdem wurden drei Unternehmen in der Sonderkategorie Nachhaltigkeit bestimmt.

Siegelwein

Superiore.de hat es dabei in der Kategorie Italien auf den ersten Platz geschafft. „Fast 4000 Positionen und vom spitzen Barolo bis hin zu einfacheren Vermentinos ist wirklich alles dabei“, lautet das Urteil der Experten. Ihr Fazit: „Superiore ist in Deutschland für italienische Weine eine absolute Bank.“ Das wissen offenbar auch die Kunden: Von inflationsbedingter Kaufzurückhaltung spürt das im sächsischen Coswig ansässige Unternehmen jedenfalls wenig. 

Auch 600 Kilometer westlich, im Kölner Weinkeller, "spielt die Inflation eher eine untergeordnete Rolle“, sagt Geschäftsführer Andreas Brensing. In dem 1937 durch den rheinischen Handelsunternehmer Cornelius Stüssgen erbauten Gewölbekeller können Kunden aus etwa 4.000 verschiedenen Weinen von mehr als 800 Winzern wählen. Darüber hinaus bietet der Kölner Weinkeller einen der größten Online-Shops für Weinversand und gehört sowohl in der Kategorie „Deutschland“ wie in den Kategorie „Fine Wine“ und "Allrounder" zu den Top-Weinhändlern. 

Rund 20 Euro bezahlten Kunden bei ihm im Schnitt für eine Flasche Wein, sagt Brensing. Damit liegt er weit entfernt vom Supermarkt- und Discounter-Preisniveau von drei bis vier Euro und spricht überwiegend Kunden an, die wohl nicht allzu sehr aufs Geld achten müssen. Weinfans, -kenner und -sammler sind darunter, auch einzelne Investoren. „Im Premiumbereich steigen die Preise seit Jahren“, sagt Brensing. Einige Spitzenweine aus der Gegend um Bordeaux, aber auch aus dem Burgund und der Toskana kosteten inzwischen oft mehr als 500 Euro pro Flasche und „viele Kunden sind bereit das zu zahlen“, sagt Brensing. Eine große Anzahl Spitzenweine seien daher „Zuteilungsware“. Sie würden nur an langjährige Kunden verkauft, die neben den Favoriten auch andere Weine ordern. 

Krisenzeiten sind Weinzeiten

Französische und italienische Klassiker seien ohnehin nur ein kleiner Teil des Marktes, auf dem es immer wieder neue Strömungen gibt. Deutschlands Rieslinge würden beispielsweise gerade als Lagerweine wiederentdeckt, sagt Brensing. Rosé-Weine seien in den vergangenen Jahren beliebter geworden, Winzer hätten darauf reagiert und die Qualität gesteigert, was wiederum zu einer höheren Zahlungsbereitschaft beigetragen habe. Inzwischen seien Preise von 15 bis 16 Euro für gute Rosé-Weine „absolut realistisch“, sagt Brensing. Auch der Alkoholgehalt wird für viele Konsumenten wichtiger. „Leichte und alkoholfreie Weine liegen im Trend, haben sich im Premiumbereich bislang allerdings nicht durchgesetzt“. Womöglich ist das nur eine Frage der Zeit. „Die Leute sind offener geworden, auch mal andere Dinge auszuprobieren“, sagt Benzing.

Davon profitierte in den vergangenen Jahren auch Jörg Rekate, der mit seinem „Ovinho“-Versand portugiesische Spitzenweine anbietet und damit in der Kategorie „Spanien & Portugal“ zu den Top-Weinhändlern zählt. In der Corona-Zeit beobachtete er Hamsterkäufer, die Portwein bunkerten, sobald die Inzidenzen stiegen. Inzwischen habe sich die Lage normalisiert. Aber Krisenzeiten bleiben Weinzeiten: Eine neue Sparsamkeit beim Weinkauf kann Rekate jedenfalls nicht feststellen. „Schnäppchenjäger gibt es immer", sagt er. Das „hat nicht zugenommen“. 

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Dafür sei sein Sortiment womöglich auch zu speziell. Bestimmte portugiesische Weine gebe es kaum in Deutschland, „da spielt der Preis nicht die ganz große Rolle“, sagt Rekate und beginnt über die Fruchtigkeit und Frische seiner Vinho Verde zu schwärmen, jenes „grünen“ Weines, der aus nicht voll ausgereiften Weintrauben gewonnen wird und mit natürlicher Kohlensäure ausgestattet ist. Für Weinliebhaber wird die Lage damit nicht einfacher: Rot, Weiß, Rosé oder Grün lautet dieser Tage die zentrale Feierabendfrage. 

Auf der nächsten Seite finden Sie die Listen mit den Top-Weinhändlern in elf verschiedenen Kategorien. 

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