"Wir finanzieren unsere gesamte Expansion selbst", sagte Haribo-Chef Hans Guido Riegel der WirtschaftsWoche in seinem ersten Interview.
Haribo will vor allem außerhalb Europas wachsen. Das Unternehmen sei mittlerweile "sehr gut in Europa etabliert. Oberste Priorität hat für uns jetzt die Expansion außerhalb Europas", sagte Riegel. China und die USA seien dabei die größten Wachstumsmärkte.
Haribo hat bereits eine Gesellschaft mit Sitz in Shanghai gegründet, um den Markteintritt in China vorzubereiten. 2015 wollen die Bonner dort einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, um "unsere Produkte über einen Vertriebspartner in die Supermärkte bringen", kündigte Co-Geschäftsführer Michael Phiesel gegenüber der WirtschaftsWoche an.
Der Expansionskurs von Haribo bis Anfang der 80er
Ende der 20er-Jahre nimmt Haribo Kontakt mit Christian und Eckhof Hansen von der Sukkervarenfabrikker Danmark auf. 1935 entsteht aus der Geschäftsbeziehung das Unternehmen Haribo Lakrids A/S Kopenhagen.
Im Jahr 1957 übernimmt Hans Riegel seinen ehemaligen Arbeitgeber, die Godesberger Firma Kleutgen & Meier. Nach der Übernahme durch Haribo produziert und verkauft die Firma Fruchtgummis unter dem Markennamen Monarch.
Haribo verschlägt es in die Niederlande. Das Unternehmen übernimmt im Jahr 1961 die Bonera Industrieen Handelsmaatschappij N.V. in Breda, Holland. Nach Umfirmierung heißt die Firma Haribo Nederland B.V.
1967 führt der Expansionskurs das Bonner Unternehmen nach Frankreich, wo es Anteile der Süßwarenfabrik Lorette kauft. Nach der Übernahme heißt das Unternehmen mit Sitz in Marseille Haribo France S.A.
Doch auch in Deutschland ist Haribo nicht untätig und erwirbt im Jahr 1968 Anteile der Solinger Firma Dr. Hillers AG. Sechs Jahre später kauft das Unternehmen auch die restlichen Anteile.
1971 kauft Haribo die Mehrheit der Anteile an der fränkischen Traditionsfirma Bären-Schmidt.
1972 macht sich Haribo auch auf den Weg nach England und beteiligt sich an dem britischen Traditionsunternehmen Dunhills. 1994 geht die Firma zu 100 Prozent an den Bonner Süßwarenhersteller über und ändert seinen Namen in Haribo Dunhills PLC.
In Helsingborg, Schweden, entsteht die Vertriebsorganisation Haribo Lakrits AB.
Auch in Österreich entsteht eine Vertriebsorganisation. Erst elf Jahre später, im Jahr 1988, beginnt die dortige Haribo Lakritzen Hans Riegel Betriebsgesellschaft mbH mit einer eigenen Produktion.
62 Jahre nach der Gründung des Unternehmens schafft Haribo den Sprung über den großen Teich und errichtet in Baltimore, Maryland, den Vertrieb "Haribo of America Inc.".
Der Markteintritt in China wird allerdings von der Sorge begleitet, dass es rasch gefälschte Goldbären geben könnte. "Das wird mit Sicherheit kommen. Seitdem unsere Mannschaft drüben in Shanghai ist, haben wir kaum etwas anderes gemacht, als Markenrechte zu schützen", sagte Riegel der WirtschaftsWoche. "Wir starten in China erst richtig durch, wenn unsere Marke geschützt ist."
In den USA, wo Haribo schon seit 1982 vertreten ist, will der Gummibärchen-Hersteller sein Wachstum kräftig ankurbeln und plant den Aufbau einer US-Produktion. "Wir wachsen dort zweistellig. In zwei, drei Jahren wollen wir auch mit der Produktion vor Ort starten", kündigte Riegel an. Auch ein Standort scheint schon gefunden zu sein. "Herr Phiesel und ich haben uns Anfang Dezember Standorte für eine Fabrik angeschaut."
Zweistelliges Wachstum: 1000 Mitarbeiter eingestellt
Der Bonner Süßwaren-Hersteller Haribo wächst kräftig. Das Bonner Familienunternehmen, das keine Geschäftszahlen veröffentlicht, habe den Umsatz zweistellig steigern können, sagte Co-Geschäftsführer Michael Phiesel der WirtschaftsWoche in seinem ersten Interview. "Wir sind 2013 zweistellig gewachsen, betrachtet man all unsere Aktivitäten in 23 Ländern zusammen", so Phiesel. Insgesamt sei der relevante Markt in den jeweiligen Ländern nur um zwei Prozent gewachsen. Mit einem Umsatzanteil von fast 50 Prozent sei Deutschland immer noch der wichtigste Markt des Unternehmens.
Der Expansionskurs von Haribo von 85 bis heute
Drei Jahre nachdem Haribo in den USA Fuß fassen konnte, kauft das Unternehmen die südfranzösische Firma Ricqles Zan. Aus der Fusion der Ricqles Zan mit der bereits 1967 gegründeten Haribo France S.A. geht Ende 1987 die neue Firma Haribo-Ricqles Zan S.A. hervor. Das Unternehmen mit Standorten in Marseille und Uzès beliefert Frankreich und Südeuropa mit Fruchtgummis und anderen Süßwaren.
1986 übernimmt Haribo die Edmund Münster GmbH & Co. KG in Neuss. Das Unternehmen wurde im Jahre 1898 als "Düsseldorfer Lakritzenwerk" gegründet und zwei Jahre später vom Industriellen Münster übernommen. Münster hatte 1930 auch die Lizenz für Kaubonbons erworben. Mit der Übernahme der Edmund Münster GmbH & Co. KG 1986 gelangte so auch "Maoam" zu Haribo.
1989 entsteht im norwegischen Oslo die Vertriebsorganisation Haribo Lakris A/S.
Nach dem Mauerfall übernimmt Haribo die Süßwarenfabrik WESA mit Sitz in Wilkau-Haßlau. Ursprünglich als Lebkuchen- und Schokoladenfabrik gegründet war das Unternehmen zu Zeiten der DDR zum volkseigene Betrieb geworden.
Ebenfalls 1990 schafft sich Haribo ein Standbein in Italien, in dem das Unternehmen 100 Prozent der Aktien der Mailänder Firma Sidas Dolciaria S.p.A. kauft. Nach der Übernahme wird daraus die Haribo Italien S.p.A.
Haribo erweitert sein Geschäftsfeld in Finnland und gründet die Vertriebsorganisation Haribo Lakrids Oy AB in Helsinki.
1993 übernimmt Haribo die 1975 eingetragene Marke Vademecum: Vadamecum hatte Zahnpflegekaugummis und Hustenbonbons vertrieben.
1995 eröffnet der Süßwarenproduzent eine Produktionsstätte in Spanien, die Haribo España S.A.
Haribo übernimmt die belgische Firma Dulcia. Seit 2007 produziert die Haribo Belgie B.V.B.A die Marshmallow-Marke "Haribo Chamallows".
Haribo kauft den spanischen Süßwarenproduzenten Geldul in Alicante und gründet die Vertriebsniederlassung HARIBO CZ s.r.o in Tschechien.
Seit dem Jahr 2000 produziert Haribo auch in Ungarn. Außerdem erweitert das Unternehmen sein Imperium um den niederländischen Süßwarenhersteller Hoepman.
Das Unternehmen aus Bonn erschließt sich im Jahr 2001 mit der Übernahme des türkischen Fruchtgummi- und Schaumzuckerherstellers Pamir Gida Sanayi A.S auch den arabischen Raum.
2002 eröffnet Haribo eine Vertriebsniederlassung in Polen.
Haribo gründet die Vertriebsniederlassung Ooo Haribo Konfetey in Moskau.
Ein Jahr später baut das Unternehmen auch in der Slowakei eine Vertriebsorganisation auf.
Im Jahr 2005 kommen zum Goldbären-Imperium noch Vertriebsorganisationen in Australien und Portugal dazu.
Deshalb hat Haribo seine Produktion ausgebaut. "Wir haben die Kapazitäten in unseren Werken in der Türkei und in Ungarn verdoppelt. Und in das neue Werk in Großbritannien investieren wir knapp 150 Millionen Euro." Entsprechend ist auch die Zahl der Mitarbeiter weltweit kräftig gestiegen. "Wir haben in den vergangenen vier Jahren knapp 1000 Mitarbeiter neu eingestellt", sagte Phiesel dem Magazin. Damit beschäftigen wir nun fast 7000 Menschen weltweit.
"Gottschalk hat uns viel gebracht" – Nachfolger "Bully" Herbig bringt "Kontinuität"
Der Komiker Michael "Bully" Herbig ist nach Ansicht des Haribo-Geschäftsführers Hans Guido Riegel als Nachfolger von Thomas Gottschalk der ideale Werbepartner des Bonner Süßwaren-Riesen. "Alle Beteiligten sind mit dieser Wahl sehr zufrieden", sagte der Enkel des Firmengründers Hans Riegel der WirtschaftsWoche in seinem ersten Interview. "Er ist ein Familienmensch. Und wir sind auch Familienmenschen. Er verkörpert die Werte unserer Marke durch seinen Humor und gewährleistet so die Kontinuität im Werbeauftritt von Haribo," ergänzte Co-Geschäftsführer Michael Phiesel.
Ganz vom Bildschirm verschwinden wird Gottschalk aber nicht. "Thomas Gottschalk hat uns viel gebracht. Dieses Jahr ist er weiter zu sehen, und wir werden auch 2015 mit ihm noch Spots machen", so Riegel. "Aber wir waren uns immer einig, dass unsere Partnerschaft nach nunmehr einem Vierteljahrhundert irgendwann enden wird."
Eine Reduzierung der Werbeausgaben plant Haribo durch den Wechsel von Gottschalk zu Herbig nicht: "Wir reduzieren unser Budget nicht, wir stocken sogar auf", kündigte Phiesel an. Alleine zwischen Juni 2013 und Juni 2014 hat Haribo in Deutschland knapp 40 Millionen Euro für die TV-Spots mit Gottschalk ausgegeben.