Fair und ökologisch Wo nachhaltige Mode ein erfolgreiches Geschäftsmodell ist

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Bei Bio- oder Marken-Jeans ist der Preis ähnlich

Der Erfolg von nachhaltiger Mode hängt für Hausmann entscheidend von der Mode ab: „Es nehmen vor allem Kunden zu, die einfach mal eine Bio-Jeans kaufen, weil sie sie in erster Linie schön finden und ihnen im zweiten Schritt auch die Nachhaltigkeits-Idee gefällt“, sagt Hausmann. Natürlich sei nachhaltige Mode teurer als bei den Billigheimern H&M, Zara und Primark – das sei aber nicht der richtige Vergleich. „Wenn ich nicht bei den Filialisten einkaufe, sondern Markenkleidung schätze, dann liege ich bei nachhaltiger Mode im gleichen Preisbereich wie etwa bei einer Levi’s-Jeans“, sagt Hausmann. Im Gore-Angebot finden sich Jeans unter 100 Euro. Blanko-T-Shirts gibt es ab zehn, Motiv-Shirts für rund 30 Euro.

Wie bei ArmedAngels funktioniert auch bei Glore das Geschäftsmodell faire Kleidung: Der Umsatz steigt kontinuierlich und liegt laut Hausmann im mittleren Millionenbereich. Das Ladengeschäft liefe im Branchenvergleich ziemlich gut, der Online-Verkauf sei eher schleppend – das sei aber nicht ungewöhnlich, kommentiert Hausmann.

Mit rund 30 Vollzeit-Mitarbeitern stemmt Hausmann sein Geschäft. Und Glore soll weiter wachsen. Bis Ende 2019 sollen vier weitere Filialen in Deutschland hinzukommen. Das nächste Ziel: den europäischen Markt zu erobern.

Manomama: Nachhaltige Mode, in Deutschland produziert

Auch beim Label Manomama aus Augsburg sind die Produkte fair und öko – doch Gründerin Sina Trinkwalder geht noch einen Schritt weiter. Produziert wird nicht in Asien und Co, sondern mitten in Augsburg. Alle Kleider und Taschen werden aus regionalen Rohstoffen produziert. Dazu gehört das Leder des Gerbers aus der Region oder Landmerino-Schurwolle direkt aus Augsburg.

Nur ein Rohstoff kommt aus dem Ausland: die ökologisch zertifizierte Baumwolle.

Manomama verkauft seine Mode online, über einen Fabrikverkauf und im eigenen Geschäft in der Augsburger Innenstadt. Eine Jeans gibt es bei Manomama im Online-Shop für rund 100 Euro. T-Shirts für Männer gibt es ab 25, für Frauen für 35 Euro.
Trinkwalder ist mehr Visionärin als Geschäftsfrau. Sie glaubt, dass eine Gesellschaft besser ist, wenn sie weniger Wert auf Geld und Statussymbole legt. So führt sie ihr Geschäft. Deshalb zahle sie sich selbst auch kein höheres Gehalt aus als ihre Arbeiter bekommen: Zehn Euro gibt es die Stunde. Für ihren Erfolg braucht Trinkwalder kein Wachstum oder Gewinn, sagt sie, sondern lediglich die schwarze Null im Geschäftsbericht.

So gestalten Sie Ihren Kleiderschrank nachhaltiger
Weniger ist mehr Quelle: Fotolia
Saison-übergreifend kaufenDer Kaschmirpullover für den Winter und die Seidenbluse für den Sommer? Nachhaltige Businessmode zeichnet sich dadurch aus, dass sie saison-übergreifend getragen werden kann. Das bedeutet, dass es keine klassische Sommer-, Winter- oder Übergangsgarderobe gibt, sondern Kleidungsstücke das ganze Jahr über getragen werden können. Ein Stoff, der dieses Kunststück ermöglicht, ist Lyocell, der gleichzeitig wärmt und kühlt. Quelle: dpa
Auf gute Kombinationsmöglichkeiten achtenNachhaltige Businessmode zeichnet sich auch dadurch aus, dass die unterschiedlichen Teile gut miteinander kombiniert und zu immer neuen Outfits zusammengestellt werden können. Image- und Persönlichkeits-Coach Christine Maurer-Rödig empfiehlt, für noch mehr Varianz auch auf nachhaltige Casual-Basics wie Shirts und Pullover zu setzen, die mit verschiedenen Business-Kleidungstücken wie Blazern, Jacketts, Hemden und Blusen aufgewertet werden können. Quelle: dpa
Kleidungsstücke kaufen, die man einfach up- und downdressen kannEng verbunden mit den guten Kombinationsmöglichkeiten ist auch die Eigenschaft, bestimmte Kleidungsstücke mit wenigen Handgriffen up- oder downdressen zu können – also sie entweder aufzuwerten oder durch bestimmte Kombinationen in ihrer Wirkung abzuschwächen. Hieraus ergibt sich der Effekt, auch mit einer überschaubaren Garderobe für jeden Anlass und Dresscode das passende Outfit zu finden. Quelle: dpa
Keinen Trends hinterherjagenModetrends sind darauf ausgelegt, heute der letzte Schrei und morgen wieder Schnee von gestern zu sein. Wer auf einen nachhaltigen Kleiderschrank umsteigen will, achtet darauf, dass die eigene Garderobe möglichst zeitlos ist und nicht immer wieder neuen Trends hinterherjagt. Produktdesignerin Constanze Geyer, die sich auf nachhaltige Mode spezialisiert hat, kritisiert, dass immer noch „unzählige Produkte hergestellt werden, die nur darauf abzielen, im Trend zu liegen. Das verspricht nur eine kurze Nutzungsdauer. Die Produkte sollten auch nach mehreren Saisons nicht an Aktualitätswert verlieren.“ Quelle: dpa
Kleidungsstücke pflegen und achtsamer UmgangUm das Geld für den Schneider zu sparen und die Lebensdauer der nachhaltigen Businesskleidung zusätzlich zu verlängern, sollten die Kleidungsstücke immer gut behandelt und gepflegt werden. Wer seine Garderobe auf ein Minimum beschränkt und fortan bewusster shoppen geht, wird den einzelnen Stücken automatisch auch mit mehr Wertschätzung begegnen und darauf achten, dass sie einem möglichst lang Freude bereiten. Quelle: obs
Kleidungsstücke reparieren und anpassen (lassen)Die Möglichkeit, kaputte, zu große oder zu kleine Kleidungsstücke zum Schneider zu bringen, rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Anstatt die Lebensdauer eines Kleidungsstückes zu verlängern, wird einfach ein neues gekauft. Gerade im Bereich der nachhaltigen Businessmode, in dem viele Kleidungsstücke im oberen Preissegment anzusiedeln sind, lohnt sich der Gang zur (Änderungs-)Schneiderei beziehungsweise die Reaktivierung der eignen Nähmaschine definitiv. Quelle: dpa

Für Modeunternehmen wie H&M und Co. ist Trinkwalders Haltung natürlich undenkbar, aber trotz allem zeigt Manomama, dass bezahlbare Kleidung sogar aus nachhaltiger deutscher Produktion möglich ist, wenn wohl auch ohne hohe Marge. Das Geschäft läuft: Angefangen hat Trinkwalder 2010 mit drei Mitarbeitern. Aktuell sind es 130 Mitarbeiter - alle in unbefristeter Festanstellung. Eine Anfrage von Zalando, die Manomama-Mode dort anzubieten, lehnte Trinkwalder eigenen Angaben zufolge ab - aus Prinzip.

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