Fernbusmarkt Steigende Konzentration und weniger Strecken

Ist die Goldgräberstimmung im deutschen Fernbus-Geschäft vorbei? Der mächtigste Anbieter wird immer dominanter, Verbindungen fallen weg. Die Branche hält das Interesse der Kundschaft aber für ungebrochen.

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Der deutsche Fernbusmarkt ist schwer umkämpft. Die Konzentration nimmt weiter zu. Quelle: dpa

Berlin Auf dem umkämpften deutschen Fernbusmarkt nimmt die Konzentration immer mehr zu - zulasten der Vielfalt der Verbindungen. Wie das Berliner Marktforschungsinstitut Iges am Sonntag berichtete, kommt der mit Abstand größte Anbieter Flixbus inzwischen auf einen Marktanteil von 90 Prozent, wenn man Fahrplankilometer zugrunde legt.

Weil der Ertragsdruck steige, würden Fernbus-Unternehmen ihr Streckenangebot zusehends straffen, hieß es. So sei die Zahl der Linien innerhalb Deutschlands bis Anfang 2017 auf 246 und damit um 23 Prozent unter das Niveau vor einem Jahr gesunken.

2016 hatten mehrere Firmen den Markt verlassen. Branchenführer Flixbus übernahm zudem die Rivalen Megabus und Postbus, sein Anteil war zuletzt noch mit etwa 80 Prozent angegeben worden. Die Flixbus-Übernahmen hätten die Abnahme der Verbindungen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres beschleunigt, erklärte das Institut - neben dem Rückzug des Deutsche-Bahn-Ablegers BerlinLinienBus. Nach Iges-Daten von Ende 2016 stiegen auch die Fahrkartenpreise leicht.

Insgesamt soll der erst 2013 geöffnete deutsche Fernbusmarkt weiteres Potenzial haben. „Wir rechnen damit, dass etwa 25 Millionen Menschen 2016 den Fernbus genutzt haben werden“, teilte der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) Mitte Dezember mit. 2015 war die Zahl nach Angaben des Statischen Bundesamts um knapp die Hälfte auf 23,2 Millionen gestiegen. Die Branche hatte erwartet, dass sich das Wachstum nach den hohen Anfangsraten nun abschwächen würde.

Für 2017 ging der BDO zuletzt noch von einer leichten Steigerung aus. Die Fernbusse machen vor allem Bahn und Billigfliegern Konkurrenz.

Beim jüngst verzeichneten Rückgang der Hin- und Rückfahrten - minus 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr - spielte laut Iges auch der saisonal normale Abbau des Angebots im Winter eine Rolle. Die Konzentration fördere allerdings auch „eine bessere Auslastung und hilft damit, den Betrieb kostendeckender zu organisieren“, erklärte der Geschäftsführer des Instituts, Christoph Gipp.

Unabhängig vom grundsätzlichen Boom des Fernbus-Geschäfts gibt es zunehmend Kritik an der teils schlechten Infrastruktur. So veröffentlichte der ADAC kürzlich eine lange Liste von Mängeln an den Busbahnhöfen. An vielen Stationen fehlten elektronische Anzeigetafeln und Dächer über den Bahnsteigen. Und Bürgersteige seien oft zu schmal für Rollstuhlfahrer. „Der Fernbusmarkt hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die dazugehörige Infrastruktur“, meinte der Autoclub. Der Branchenverband BDO mahnte Investitionen in gut gelegene Busbahnhöfe an.

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