Nach dem Bekanntwerden mehrerer Salmonellenfälle gerät der Süßwarenproduzent Ferrero immer stärker unter Druck. Aber auch zahlreiche andere Hersteller haben in den vergangenen Monaten mit Salmonellen belastete Produkte in den Verkehr gebracht, berichtet die WirtschaftsWoche. Das zeigen Daten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Insgesamt veröffentlichte die Behörde im vergangenen Jahr 36 entsprechende Warnmeldungen. Seit Januar 2022 kamen 17 hinzu, darunter zuletzt Rückrufe für Schoko-Bons und andere Produkte der Ferrero-Marke „Kinder“. Salmonellen wurden aber auch in Produkten wie Säuglingsnahrung, Pistaziencreme, Erdmandeln sowie Hähnchenbrustfilets, Haferriegeln und Fertigwraps gefunden. 2021 wurden die krankheitserregenden Bakterien nach BVL-Angaben vor allem in Kräutern und Gewürzen sowie in Fleisch, Wild und Geflügel nachgewiesen. Anders als im Fall von Ferrero erfolgten die Rückrufe meist sehr rasch.
In der vergangenen Woche hatte das italienische Unternehmen auf Behördenanweisung seine Fabrik im belgischen Arlon schließen müssen, nachdem zuvor Hunderte Salmonellen-Fälle in ganz Europa mit dort produzierten Süßigkeiten in Verbindung gebracht worden waren. Alle „Kinder“-Schokoladenprodukte, die in Arlon hergestellt und von dort ausgeliefert wurden, wurden zurückgerufen. Laut Ferrero wurden die Salmonellen bereits am 15. Dezember 2021 in dem Werk entdeckt.





Viele Kinder mussten ins Krankenhaus
Nach Angaben von EU-Behörden hängen die Probleme möglicherweise mit der Verarbeitung von Buttermilch im betroffenen Werk zusammen. Bei eigenen Kontrollen des Fabrikbetreibers in Arlon sei das Bakterium Salmonella Typhimurium in einem Buttermilch-Tank entdeckt worden, teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC mit. Das Unternehmen habe Hygienemaßnahmen umgesetzt und Probenahme und Tests der Produkte und des Verarbeitungsumfelds verstärkt. Nach negativen Salmonellen-Tests habe es die Schokoladenprodukte dann in ganz Europa und weltweit vertrieben. Inzwischen ermittelt laut Ferrero auch die Staatsanwaltschaft der belgischen Provinz Luxemburg in dem Fall.
Das ECDC und die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA schrieben in einer gemeinsamen Bewertung des Ausbruchs, dass bis Freitag vergangener Woche 119 bestätigte und 31 Verdachtsfälle in insgesamt zehn europäischen Ländern registriert worden seien, darunter auch in Deutschland. Die erste positive Probe sei am 21. Dezember in Großbritannien genommen worden, wo Mitte Februar dann eine Häufung von Infektionsfällen gemeldet worden sei.
Bei den meisten Infizierten handelt es sich um Kinder im Alter von unter zehn Jahren, viele davon mussten ins Krankenhaus. Man werde die Situation weiter genau beobachten, schrieben ECDC und EFSA. Weitere Untersuchungen seien im Werk nötig, um die grundlegende Ursache, den Zeitpunkt und mögliche Faktoren hinter der Kontamination zu identifizieren.
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