Ferrero und andere Hersteller 53 Warnmeldungen vor Salmonellen seit 2021

Böse Überraschung Ferrero ruft viele Produkte der Marke Kinder zurück Quelle: imago images

Salmonellen, Werkschließung, Ermittlungen: Der Süßwarenhersteller Ferrero steht massiv unter Druck. Aber auch zahlreiche andere Unternehmen mussten zuletzt mit Salmonellen belastete Produkte aus dem Verkehr ziehen.

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Nach dem Bekanntwerden mehrerer Salmonellenfälle gerät der Süßwarenproduzent Ferrero immer stärker unter Druck. Aber auch zahlreiche andere Hersteller haben in den vergangenen Monaten mit Salmonellen belastete Produkte in den Verkehr gebracht, berichtet die WirtschaftsWoche. Das zeigen Daten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). 

Insgesamt veröffentlichte die Behörde im vergangenen Jahr 36 entsprechende Warnmeldungen. Seit Januar 2022 kamen 17 hinzu, darunter zuletzt Rückrufe für Schoko-Bons und andere Produkte der Ferrero-Marke „Kinder“. Salmonellen wurden aber auch in Produkten wie Säuglingsnahrung, Pistaziencreme, Erdmandeln sowie Hähnchenbrustfilets, Haferriegeln und Fertigwraps gefunden. 2021 wurden die krankheitserregenden Bakterien nach BVL-Angaben vor allem in Kräutern und Gewürzen sowie in Fleisch, Wild und Geflügel nachgewiesen. Anders als im Fall von Ferrero erfolgten die Rückrufe meist sehr rasch.

In der vergangenen Woche hatte das italienische Unternehmen auf Behördenanweisung seine Fabrik im belgischen Arlon schließen müssen, nachdem zuvor Hunderte Salmonellen-Fälle in ganz Europa mit dort produzierten Süßigkeiten in Verbindung gebracht worden waren. Alle „Kinder“-Schokoladenprodukte, die in Arlon hergestellt und von dort ausgeliefert wurden, wurden zurückgerufen. Laut Ferrero wurden die Salmonellen bereits am 15. Dezember 2021 in dem Werk entdeckt.

Die größten Lebensmittel-Skandale
2008 warnt die italienische Polizei, dass Händler tonnenweise vergammelten Mozzarella aufbereitet und ihn unter anderem nach Deutschland verkauft haben. Quelle: imago images
4000 Menschen sind an dem Ehec-Bakterium erkrankt, 53 gestorben. Quelle: imago images
Ein Futtermittelhersteller in Norddeutschland verarbeitet 3000 Tonnen mit Dioxin verseuchte Fette und vertreibt sie 2011 an zahlreiche Futtermittelhersteller. Quelle: imago images
Kontrolleure fanden 2012 wiederholt Mäusekot und Reste von früheren Produktionen in Maschinen der Bäckerei „Müller-Brot“. Quelle: dpa
Eine französische Fleischverarbeitungsfirma und ein niederländischer Händler gaben 2013 mehr als 500 Tonnen Pferdefleisch als Rindfleisch aus Quelle: dpa
Hunderttausende Eier aus den Niederlanden sind mit dem Pflanzenschutzmittel Fipronil belastet, das Schäden an Leber, Schilddrüse oder Niere verursachen kann. Quelle: imago images
Zwischen 2005 und 2006 werden immer wieder verdorbenes Fleisch in Kühlräumen, Verarbeitungsbetrieben und im Handel entdeckt. Quelle: imago images

Viele Kinder mussten ins Krankenhaus

Nach Angaben von EU-Behörden hängen die Probleme möglicherweise mit der Verarbeitung von Buttermilch im betroffenen Werk zusammen. Bei eigenen Kontrollen des Fabrikbetreibers in Arlon sei das Bakterium Salmonella Typhimurium in einem Buttermilch-Tank entdeckt worden, teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC mit. Das Unternehmen habe Hygienemaßnahmen umgesetzt und Probenahme und Tests der Produkte und des Verarbeitungsumfelds verstärkt. Nach negativen Salmonellen-Tests habe es die Schokoladenprodukte dann in ganz Europa und weltweit vertrieben. Inzwischen ermittelt laut Ferrero auch die Staatsanwaltschaft der belgischen Provinz Luxemburg in dem Fall. 

Das ECDC und die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA schrieben in einer gemeinsamen Bewertung des Ausbruchs, dass bis Freitag vergangener Woche 119 bestätigte und 31 Verdachtsfälle in insgesamt zehn europäischen Ländern registriert worden seien, darunter auch in Deutschland. Die erste positive Probe sei am 21. Dezember in Großbritannien genommen worden, wo Mitte Februar dann eine Häufung von Infektionsfällen gemeldet worden sei.

Bei den meisten Infizierten handelt es sich um Kinder im Alter von unter zehn Jahren, viele davon mussten ins Krankenhaus. Man werde die Situation weiter genau beobachten, schrieben ECDC und EFSA. Weitere Untersuchungen seien im Werk nötig, um die grundlegende Ursache, den Zeitpunkt und mögliche Faktoren hinter der Kontamination zu identifizieren.

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