Firmenpleite Was jetzt aus Schlecker wird

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Die Folgen für Kunden und Mitarbeiter

4. Was bedeutet die Insolvenz für die Kunden?
Erst einmal ändert sich nichts. Die Läden werden regulär öffnen, der Geschäftsbetrieb läuft normal weiter – zumindest solange die Warenversorgung gesichert ist. Problematischer könnte sich in Zukunft das Online-Geschäft von Schlecker entwickeln. Ob und wie Gutscheine, Rückgaben und Retouren im Insolvenzfall abgewickelt werden ist offen und hängt vom Verlauf des Verfahrens ab. Vor Einkäufen von Technikartikeln oder teureren Produkten im Online-Shop ist daher zunächst abzuraten.

5. Und für die Mitarbeiter?
Für die Schlecker-Mitarbeiter beginnt eine harte Zeit. In den kommenden drei Monaten werden sie vermutlich Insolvenzausfallgeld erhalten. Das Problem: Im Insolvenzverfahren hat der Verwalter theoretisch die Möglichkeit, Verträge mit Mitarbeitern sehr schnell zu kündigen. Im Schlecker-Verfahren dürften die Mitarbeiter zugleich aber auch eine der wesentlichen Gläubigergruppen sein, mit denen der Verwalter versuchen wird, Einigungen auszuhandeln. Eine wichtige Rolle kommt daher den Gewerkschaftsvertretern und Betriebsräten zu. Vermutlich wird es auf einen Sanierungstarifvertrag hinauslaufen, der starke Einschnitte bei den Löhnen und eine Ausdehnung der Arbeitszeit beinhalten könnte. Dabei dürfte auch eine weitere Reduzierung der Filialzahl ausgehandelt werden, mittelfristig werden Hunderte wenn nicht Tausende Stellen wegfallen.

Schaufensterbeschriftung von Schlecker Quelle: dpa

6. Welche Überlebenschance gibt es für Schlecker?
Die Chancen stehen gar nicht so schlecht. Alle Gläubiger – von den Vermietern, über die Lieferanten bis zu den Mitarbeitern haben ein massives Interesse daran, dass Schlecker weiter macht. Klar ist aber auch, dass es zu drastischen Einschnitten kommen wird. Der Insolvenzverwalter wird das Verfahren wohl nutzen, um Mitarbeiter zu entlassen, Mietverträge zu kündigen und mit der Industrie bessere Konditionen auszuhandeln. Unternehmensteile könnten verkauft werden. Falls Schlecker überlebt, so viel scheint sicher, dann mit einer anderen Filialstruktur und weniger Beschäftigten.

7. Und was machen die bisherigen Inhaber, die Familie Schlecker?
Offen ist, ob die Unternehmerfamilie nicht in der Lage oder nicht Willens ist, das Unternehmen aus eigener finanzieller Kraft zu sanieren. Die Familie um Unternehmenspatriarchen Anton Schlecker dürfte vermutlich auch selbst zu den größten Gläubigern gehören, ist von der Pleite also auch selbst betroffen. Sollte noch ausreichend privates Kapital vorhanden sein, ist aber nicht ausgeschlossen, dass Schlecker zu einem späteren Zeitpunkt des Verfahrens selbst investiert. Das Insolvenzrecht wäre für sie dann ein reines Sanierungsinstrument, wobei die Strategie als riskant gilt.

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