Flughafen Hahn vor Verkauf Die maue Bilanz der Chinesen-Airports

Der Flughafen Hahn geht an Chinesen. Die bisherige Bilanz von Investoren aus Fernost bei deutschen Flughäfen ist allerdings eher ernüchternd. Auch in Hahn fehlt es weiterhin an einem tragfähigen Geschäftsmodell.

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Der Eigner, die chinesische Link Global Logistics, sucht nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell Quelle: dpa

Hahn Der vor allem von der Billigfluglinie Ryanair genutzte Flughafen Frankfurt Hahn geht in chinesische Hände. Rheinland-Pfalz verkaufe seinen Airport-Anteil von 82,5 Prozent für einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag an die Firma Shanghai Yiqian Trading, teilte das Bundesland am Montag mit. Der Käufer sei in den Branchen Luftfahrt, Logistik und internationaler Handel tätig.

Die übrigen 17,5 Prozent an dem hoch defizitären Flughafen hält Hessen, das noch über den Verkauf seiner Anteile verhandelt, sich aber ebenfalls auf der Zielgeraden sieht. Dem Vernehmen nach geht es um denselben chinesischen Investor.

Hahn ist einer der ehemaligen Militärflughäfen in Deutschland, die kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden haben. Rheinland-Pfalz musste wiederholt Geld nachschießen. Rheinland-Pfalz sei auch künftig bereit, Betriebs- und Investitionsbeihilfen zu gewähren, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz.

Eines der größten Probleme ist, dass Hauptnutzer Ryanair seit Jahren sein Angebot dort schrumpft und seine Flugzeuge lieber an großen Flughäfen wie Köln einsetzt. Voriges Jahre zählte Hahn nur noch 2,7 Millionen Passagiere, vor zehn Jahren waren es noch knapp vier Millionen.

Der Flughafen Hahn ist nicht der erste Regional-Airport, der in chinesische Hände geht. Doch die bisherige Bilanz chinesischer Investoren im deutschen Flughafengeschäft ist eher ernüchternd. So hatte der Unternehmer Chen Yongqiang im Jahr 2014 mit seiner Firma Puren den Flughafen Lübeck übernommen – begleitet von großen Hoffnungen. Chen wollte unter anderem eine Flugschule in Lübeck etablieren sowie den Airport als Drehscheibe für den Medizintourismus ausbauen. Nichts von all dem wurde umgesetzt.


Regional-Airports müssen bald wirtschaftlich arbeiten

Im vergangenen Jahr zog sich Puren zurück, der Flughafen musste im September 2015 zum zweiten Mal Insolvenz anmelden. Seitdem sucht Insolvenzverwalter Klaus Pannen nach einem neuen Investor. Doch die Verhandlungen mit potentiellen Interessen ziehen sich. Nach wie vor ist die Zukunft des Flughafens ungewiss, zumal sich im April mit der Wizz Air die letzte Airline dort zurückgezogen hat und es keinen Linienflugbetrieb mehr in Lübeck gibt.

Auch der Flughafen Schwerin-Parchim ist in chinesischem Besitz, bereits seit 2007. Und auch dort ist immer noch nicht klar, wohin die Reise gehen soll. Der Eigner, die chinesische Link Global Logistics, sucht nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Anders als in Lübeck investiert der Unternehmer Jonathan Pang allerdings in den Regional-Airport. So wurde mittlerweile ein neuer Tower errichtet und das Terminal wird erweitert. In diesem Jahr soll in Parchim der Linienbetrieb nach China starten. Im Visier sind vor allem chinesische Touristen. Doch ob der Plan aufgeht und trägt, das weiß derzeit niemand.

In der  Luftfahrtbranche werden weitere Übernahmen von Flughäfen erwartet, denn der Druck ist gewaltig. Die EU-Kommission gibt vor, dass Staatsgelder für Flughäfen ab 2024 nur noch in besonderen Fällen fließen dürfen. Betriebsbeihilfen – derzeit noch Standard bei vielen der vor allem auf Initiativen vieler Landräte entstandenen Pisten – und auch direkte Zuschüsse für Airlines sind dann nicht mehr erlaubt. Investitionen in die Infrastruktur dürfen nur mit Steuergeldern unterstützt werden, wenn der Flughafen wirklich einen nachweisbaren Beitrag zur Mobilität in der Region leistet.

Vor allem aber wird den Airports auferlegt, wirtschaftlich zu arbeiten. Das trifft allerdings auf die wenigsten der kleineren Flughäfen zu. Die Gesellschafter – meistens Land und Kommunen – müssen daher ein nachhaltiges Geschäftsmodell finden oder eben einen Investor, der die Flughäfen übernimmt. Sonst droht die Insolvenz. So musste der Flughafen im saarländischen Zweibrücken bereits aufgeben. Dort will das Immobilienunternehmen Triwo nun einen Gewerbepark errichten.

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