Folge der Trockenheit Bauern lassen Milchvieh schlachten, weil das Futter knapp wird

Trockenheit: Bauern lassen Milchvieh schlachten Quelle: imago images

Die Dürre im Norden und Osten Deutschlands hat nicht nur Auswirkungen auf die Getreideernte, sondern auch auf den Viehbestand: Die Schlachtzahlen steigen bereits deutlich an.

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Die Dürre im Norden und Osten Deutschlands hat nicht nur Folgen für die Getreideernte, sondern auch für den Viehbestand: Um Futter zu sparen, verkaufen viele Milcherzeuger vorzeitig Tiere. Die Zahl der geschlachteten Kühe und Färsen ist dadurch in Deutschland in den ersten beiden Juliwochen um über zehn Prozent gestiegen. Dies geht aus den wöchentlichen Schlachtberichten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hervor. Demnach wurden von Anfang bis Mitte Juli 2018 deutschlandweit insgesamt rund 102 000 Färsen und Kühe geschlachtet. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es der amtlichen Statistik zufolge, in der die Schlachtmengen aller größeren Betriebe erfasst werden, rund 91 300 Tiere. In den von Hitze besonders betroffenen Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen fiel der Anstieg noch deutlich höher aus.

„Die Zahl der geschlachteten Kühe ist seit Anfang Juli deutschlandweit um rund zehn Prozent gestiegen“, bestätigt auch Albert Hortmann-Scholten, Geschäftsführer der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch in Oldenburg. „Das hängt primär mit der Trockenheit vor allem im Norden und Osten zusammen, die zu Problemen bei der Futterversorgung führt und damit den Kostendruck von Landwirtschaftsbetrieben verschärft“, so Hortmann-Scholten. Viele Bauern können angesichts des aktuellen Milchpreises und massiv steigender Zukaufkosten von Futtermitteln nicht mehr kostendeckend arbeiten und passen ihre Viehbestände an“, sagt der Experte.

„Da auf den Weiden nichts wächst, müssen Tiere bereits mit Futtervorräten aus der Winterreserve versorgt werden“, sagt auch Kirsten Wosnitza, schleswig-holsteinische Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Milchviehhalter. „Um Futter zu sparen, trennen sich viele Bauern daher schon jetzt von Tieren, die normalerweise erst im Herbst verkauft worden wären“, so Wosnitza.

Die Trockenheit in Nord- und Ostdeutschland macht den Bauern bereits seit mehreren Wochen zu schaffen und belastet die Ernte. Andreas Rickmers, Vorstandschef von Deutschlands zweitgrößtem Agrarhändler Agravis, warnte gegenüber der WirtschaftsWoche bereits vor einem „teils dramatischen Ernteausfall bei Getreide und Ölsaaten“. Der Ertragsrückgang liege im Vergleich zum Vorjahr bei 15 bis 35 Prozent. Auch in anderen europäischen Staaten wie Dänemark, Schweden, Polen und dem Baltikum dürften die Ernteerwartungen nicht erfüllt werden, erwartet der der Agravis-Chef.

Angesichts der drohenden Ausfälle hat auch der Handel mit Agrarkontrakten deutlich zugelegt. „Vor allem bei den Kartoffelpreisen geht es derzeit zur Sache“, sagt Wolfgang Sabel, Geschäftsführer der auf Agrarprodukte spezialisierten Finanzdienstleisters Kaack Terminhandel. „Der Preis für Kartoffel-Futures mit Fälligkeit im April 2019 stieg innerhalb weniger Tage um nahezu 50 Prozent“, so Sabel.

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