Foodspring „Unser Food-Angebot wird ähnlich optimiert wie Software“

Die foodspring-Gründer Tobias Schüle und Philipp Schrempp. Quelle: Presse

Mit Proteinshakes und Chia-Samen hat es Foodspring zu einem der am schnellsten wachsenden Lebensmittel-Start-ups gebracht. Nun investiert der Milchkonzern Fonterra Millionen in das Berliner Unternehmen. Die Gründer erklären, was sie mit dem Geld vorhaben.

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Herr Schüle, Herr Schrempp, Ihr Lebensmittel-Start-up Foodspring hat gerade eine Geldspritze von 22 Millionen Euro erhalten. Gab es zu Feier Champagner oder isotonische Proteinshakes?
Schüle: Weder noch. Direkt nach dem Termin haben wir mit Bier aus dem Späti angestoßen.
Schrempp: Später haben wir dann festgestellt, dass sich unser Workout Drink Sparkling Aminos auch ganz gut als Mixgetränk mit Spirituosen verträgt. Das könnte eine ganz neue Produktlinie werden… (Lacht)

…Passt leider nur nicht zum bisherigen Ansatz von Foodspring als Hipster- und Fitnessmarke.
Schrempp: Foodspring bietet zwar Fitness-Nahrung an, das ist aber nur ein Teil unseres Sortiments und deckt auch nicht die Idee dahinter ab. Im Kern geht es uns darum, Nahrungsmittel anzubieten, die beim Erreichen bestimmter Ziele helfen, sei es nun ganz klassisch im Sport, bei der Arbeit oder ganz generell für ein gesünderes Leben. Die Marke steht damit weniger für Fitnesskost als für Functional Food. Jedes Lebensmittel, jeder Snack, jedes Getränk, das wir anbieten, muss einen funktionalen Nutzen erfüllen. Also nicht nur was für Hipster.

Welche Investoren sind jetzt auf den Geschmack gekommen?
Schrempp: Zum einen haben unsere bisherigen Partner, der Schweizer Medienkonzern Ringier und der Venture Capital Fund btov auch in dieser Runde mit investiert. Neu an Bord ist Fonterra Ventures, die Beteiligungsgesellschaft des neuseeländischen Milch- und Molkereikonzerns Fonterra. Das ist eine riesen Chance für uns.

Zu den Personen

Warum? Was bringt die Zusammenarbeit mit Fonterra?
Schrempp: Fonterra ist der einer der weltweit größten Milchexporteure. Von dem Unternehmen beziehen wir schon seit Jahren einen Teil unserer Rohstoffe, etwa die Milch für die Proteingewinnung. Durch die strategische Wachstumsfinanzierung wird diese Lieferpartnerschaft jetzt ausgebaut, wir bekommen zudem Zugang zu dem Forschungs- und Entwicklungszentrum mit rund 250 wissenschaftlichen und technischen Mitarbeitern sowie weiterem Know-How.

Was erhält Fonterra im Gegenzug?
Schrempp: Die genaue Beteiligungshöhe veröffentlichen wir nicht. Fonterra hat aber durch die Runde eine Minderheitsbeteiligung an einem der schnellst wachsenden und innovativsten Food-Start-ups Deutschlands erhalten.

Das kann jeder behaupten. Welchen Umsatz macht Foodspring?
Schüle: Alleine im Januar 2018 konnten wir unsere Umsätze im Vergleich zum Vorjahr verdreifachen. Seit Gründung 2013 sind wir im Durchschnitt jedes Jahr um mehr als 200 Prozent gewachsen und werden 2018 einen oberen zweistelligen Millionenumsatz erzielen. Und es ist nicht erkennbar, dass diese Entwicklung abreißt. Im Gegenteil: durch die Finanzierungsrunde haben wir die Möglichkeit und den Anspruch, das Tempo zu erhöhen.

Was haben Sie vor?
Schüle: An erster Stelle steht die Erschließung neuer Produktkategorien und Kundensegmente. Bedeutet, dass wir uns auf ganz neue Aspekte in Sachen Ernährung konzentrieren, um neben dem Körper auch Bereiche wir die mentale Leistungsfähigkeit für die Herausforderungen von heute und morgen fit zu machen. Daneben spielt der Ausbau der internationalen Märkte eine große Rolle, da wir hier unglaublich viel Potenzial sehen.

Sie sind bereits in 17 europäischen Ländern aktiv. Wohin wollen Sie expandieren?
Schüle: Wir wollen den Sprung auf den weltweit größten Markt für Functional Food wagen. Daher werden wir im Laufe des Jahres den Schritt in die USA machen. In unseren bestehenden Ländern - zum Beispiel in Italien, Polen und Frankreich - wollen wir gleichzeitig unsere Bekanntheit weiter steigern und auf dem Kernmarkt Deutschland die Verfügbarkeit des Angebots erhöhen.

Wie wollen Sie das schaffen?
Schrempp: Der nächste große Schritt ist die Verzahnung von On- und Offline. Insbesondere im stationären Handel sind Lebensmittel mit echtem Nutzen deutlich unterrepräsentiert. Das wollen wir ändern. In den vergangenen Wochen haben wir den Verkauf von Foodspring-Produkten in mehreren hundert Supermärkten wie Rewe, Edeka und Alnatura getestet. Das lief sehr gut an und das können wir sicherlich noch deutlich ausbauen.

Haben Sie keine Angst, dass der Trend in ein paar Monaten vorbei ist und sie die Regale wieder räumen müssen?
Schüle: Dass immer mehr Menschen immer stärker darauf achten, was sie zu sich nehmen und was das für Folgen für ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit hat, ist weitaus mehr als eine Ernährungsmode oder ein Trend. Das Marktvolumen für Functional Food liegt schon heute weltweit bei mehr als 200 Milliarden Dollar und das Thema wird noch ganz andere Produktgruppen erreichen.

Wie reagieren Sie darauf?
Schüle: Unser Food-Angebot wird ähnlich optimiert wie Software. Es gibt eine Version 1.0. Dann setzen wir uns mit unseren Kunden zusammen und führen Interviews sowie Umfragen durch. Mit dem Feedback kommen Verbesserungen und Erweiterungen dazu – daraus folgt Version 1.1.  Und irgendwann gibt es auch mal einen größeren Sprung zur Version 2.0.
Zusätzlich arbeiten wir daran, funktionale Ernährung in weitere Bereiche des alltäglichen Lebens zu bringen. Zurzeit arbeiten wir zum Beispiel daran, Nahrungsmittel für konzentrierteres Arbeiten zu entwickeln - oder für besseres Schlafen.

Schon mal an Baldriantropfen gedacht?
Schrempp: (Lacht) Na ja, bei uns geht es eher um Baldrian 4.0.

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