Fotobuch-Hersteller Cewe-Chef Christian Friege muss gehen – gegen den Willen des Aufsichtsrats

Der Vertrag des Managers wird nach fünf Jahren nicht verlängert. Schuld ist die komplexe Eigentümerstruktur des Fotodienstleisters.

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Der Manager bleibt über den 31. Dezember 2022 hinaus im Vorstand, teilte das im SDax notierte Unternehmen mit. Quelle: Cewe

Paukenschlag beim Oldenburger Foto-Dienstleister Cewe: Vorstandschef Christian Friege muss zum Ende des Jahres gehen – gegen den Willen des Aufsichtsrats und der Großaktionärs-Familie Neumüller. Das Kuratorium der Neumüller Cewe Color Stiftung, das von Frieges langjährigem Vorgänger Rolf Hollander geführt wird, habe entschieden, den Vorstandsvertrag des 55-Jährigen nach fünf Jahren nicht zu verlängern, teilte Cewe in der Nacht zum Freitag mit.

Die Entscheidung fiel nicht einstimmig. Aufsichtsratschef Otto Korte erklärte für das Gremium umgehend: „Wir hätten eine Vertragsverlängerung sehr befürwortet.“ Korte ist Stellvertreter Hollanders im Kuratorium, das über die Besetzung des Vorstands entscheidet.

Auch die Erben von Firmengründer Otto Neumüller, die mit 27,1 Prozent des Grundkapitals der mit Abstand größte Cewe-Aktionär sind, stellten sich hinter den scheidenden Chef: „Herr Dr. Friege hat zu jeder Zeit unser volles Vertrauen genossen, und wir hätten eine Vertragsverlängerung sehr begrüßt“, sagten Alexander und Caroline Neumüller.

Vorstandspersonalien sind in der komplizierten Führungsstruktur der Cewe Stiftung & Co KGaA aber die Sache des Kuratoriums der Stiftung, die als persönlich haftender Gesellschafter das Sagen hat, aber nur drei Prozent der Aktien hält. Neumüller selbst hatte das beim Börsengang so festgelegt.

Die im Kleinwerteindex SDax notierte Cewe-Aktie gab um 5,3 Prozent auf 97,90 Euro nach.

Hollander hatte 2017 nach 15 Jahren an der Spitze von Cewe das Ruder als Vorstandschef an Friege übergeben. Dieser hatte die Strategie fortgesetzt, das Foto-Großlabor angesichts des Vormarschs der Digitalfotografie zum Dienstleister umzubauen. Bekannt sind vor allem Cewe-Fotobücher, die die Kunden online selbst gestalten können.

Nach dem Abebben des coronabedingten Booms war der Umsatz 2021 um fünf Prozent auf 692,8 Millionen Euro zurückgegangen und hatte die eigenen Prognosen verfehlt. Im ersten Jahr der Pandemie waren viele Menschen zuhause geblieben, was die Nachfrage nach Fotobüchern ankurbelte. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen schrumpfte 2021 auf 72,2 (79,7) Millionen Euro, lag damit aber immer noch mehr als ein Viertel über dem Vor-Pandemie-Jahr 2019.

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