Fraport lockt Easyjet Der nächste Billigflieger nimmt Kurs auf Frankfurt

Mit einem kräftigen Gebührennachlass hat der Frankfurter Flughafen Ryanair angelockt. Bald könnte auch der Rivale Easyjet an dem Drehkreuz landen – mit Hilfe der von Air Berlin übernommenen Jets.

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Die beiden Billigflieger könnten bald auch am Frankfurter Flughafen aufeinandertreffen. Quelle: Reuters

Frankfurt So klingt Selbstbewusstsein. „Wir sind auf Kurs. Die Entscheidungen, die wir getroffen haben, waren richtig“, sagte Stefan Schulte, der Vorstandsvorsitzende des Flughafenbetreibers Fraport, am Donnerstagvormittag bei der Vorlage der Neun-Monatszahlen. Damit ist am Heimatstandort Frankfurt vor allem eine Entscheidung gemeint: die Öffnung des Flughafens für Billigfluggesellschaften.

Mit einem teils kräftigen Gebührennachlass, der bei den etablierten Kunden wie Lufthansa oder Condor für mächtig Ärger gesorgt hat und zum Teil immer noch sorgt, hat Fraport zum Beispiel Ryanair an das größte deutsche Drehkreuz geholt. Doch der Schritt zahlt sich für den Airport-Betreiber aus.

Hatte der Frankfurter Flughafen noch im vergangenen Jahr entgegen dem internationalen Trend Passagiere verloren, steht nun nach den ersten zehn Monaten ein Plus von 4,8 Prozent in den Büchern. „Das zeigt, dass die Incentives richtig waren“, so Schulte unter Verwendung des englischen Worts für den Preisnachlass. Im Gesamtjahr soll die Passagierzahl in Frankfurt um etwa fünf Prozent steigen.

Trotz der aktuellen Probleme von Ryanair, ausreichend Piloten für die starke Expansion zu finden, geht Schulte davon aus, dass die irische Airline wie geplant bis in den kommenden Sommer hinein weitere Flugzeuge in Frankfurt stationieren wird. „Die Slots sind ausgehandelt, die neuen Strecken geplant. Mir ist bislang nichts anderes bekannt“, sagte Schulte. Ryanair hatte wegen des Pilotenmangels bis zum März kommenden Jahres Tausende Flüge gestrichen.

Gleichzeitig könnte sich auch Easyjet in der Main-Metropole breitmachen. Der britische Billiganbieter hat 25 Jets der insolventen Air Berlin übernommen und will damit auch innerdeutsche Strecken bedienen. „Easyjet hat Slots in Frankfurt ausgehandelt. Ob die damit zum Beispiel Strecken wie die nach Berlin fliegen werden, das müssen wir jetzt abwarten“, sagte Schulte.

Die Pleite von Air Berlin selbst habe dagegen keine größeren Folgen in Frankfurt, da die Airline hier lediglich einen Marktanteil von weniger als einem Prozent besessen habe. Und Tochtergesellschaften wie Niki, die 17 wöchentliche Verbindungen ab Frankfurt anböten, würden ja weiterfliegen wie bisher.

Allerdings läuft der Betrieb von Ryanair in Frankfurt noch nicht komplett reibungslos. Mehrfach mussten Flugzeuge der Airline nach 23 Uhr landen, also zu einer Zeit, in der das Nachtflugverbot greift. Das ist laut Schulte grundsätzlich kein Problem, da laut Planfeststellung bis 24 Uhr im Schnitt noch bis zu siebeneinhalb Landungen verspäteter Maschinen erlaubt seien. „Und hier haben wir einen aktuell einen sehr guten Wert mit gerade einmal 1,5 verspäteten Landungen im Schnitt.“


Rückgang in Antalya gestoppt

Aber natürlich sei man mit Ryanair im Gespräch, um solche Verspätungen künftig möglichst zu vermeiden. Die wesentliche Ursache sei aber im Umlauf der Flugzeuge zu suchen, also etwa in Verspätungen an vorgelagerten Flughäfen. Und mit solchen Problemen würden auch andere Airlines kämpfen. „Nach meinen bisherigen Gesprächen ist Ryanair sehr zufrieden mit den Abläufen hier in Frankfurt“, so Schulte.

Der Fraport-Chef betonte, es seien allerdings nicht nur die Lowcost-Airlines, die das Wachstum in Frankfurt treiben: „Es sind auch die Bestandskunden wie Lufthansa.“ Im Streit mit der größten deutschen Airline über den Gebührennachlass für die Billig-Anbieter zeigte sich der Fraport-Chef zuversichtlich: „Die Gespräche verlaufen gut, auch wenn ich mit konkreten Ergebnissen erst im ersten Quartal des kommenden Jahres rechne.“ Es gehe unter anderem um die Frage, ob man künftig bestimmte Dinge nicht gemeinsam mache, um dadurch ein insgesamt besseres Produkt zu bekommen.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz von Fraport im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 873 Millionen Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 30 Prozent auf rund 388 Millionen Euro zu. Vorstandschef Schulte erneuerte das Ziel, bis Jahresende einen operativen Gewinn von 980 Millionen bis 1,02 Milliarden Euro zu erreichen.

Das ist leicht unter dem Vorjahreswert, wofür es aber einen Grund gibt: Fraport hat im Frühjahr 14 Regionalflughäfen in Griechenland übernommen. Die Anlaufkosten dafür werden zum Teil im vierten Quartal verbucht und belasten das Zahlenwerk. Gleichzeitig fehlt aber im letzten Quartal Umsatz, weil dort die Reisesaison zu Ende geht. Deshalb werde man dort Verluste einfliegen im vierten Quartal, so Schulte.

Trotz der Dauerkrise in der Türkei läuft es auch am Flughafen in Antalya an der türkischen Riviera wieder besser. Hier müsste Fraport im vergangenen Jahr einen Passagierrückgang um 31 Prozent auf rund 19 Millionen Fluggäste hinnehmen, ein Verlust war die Folge. Nun stieg die Zahl der Fluggäste zwischen Januar bis September um wieder um 44 Prozent auf 21,7 Millionen, Die Gewinnschwelle ist wieder erreicht. Vor allem Touristen aus Russland treiben das Geschäft an.

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