
Düsseldorf Vor einigen Tagen wurde es im Maredo-Steakhaus in der Frankfurter „Fressgass“ gegen 15 Uhr dunkel, weil der Strom ausfiel. In diesem Punkt herrscht Einigkeit zwischen Gewerkschaftern und Arbeitgebern, in allen anderen gehen die Darstellungen weit auseinander. Denn was sich danach hinter der Fassade des Restaurants abspielte, darüber gibt es zwei Versionen.
Manager der Düsseldorfer Firmenzentrale hätten die Restaurant-Bediensteten durch Einschüchterung gezwungen, ihre Kündigungen zu unterschreiben. So jedenfalls stellen es die Beschäftigten dar. Ihnen sei dabei mit juristischen Konsequenzen gedroht worden. Die Abgesandten aus der Zentrale hätten den betroffenen Mitarbeitern in Aussicht gestellt, Strafanzeigen wegen Eigentumsdelikten gegen sie zu erstatten, wenn sie nicht selbst kündigen. Verlassen durften die Mitarbeiter das Steakhaus nicht, wie sie berichten. Über eine Stunde lang seien sie im verschlossenen Restaurant festgehalten worden. Die Türen waren durch Sicherheitskräfte gesichert, wie Mitarbeiter schildern. Die Benutzung von Mobiltelefonen sei strikt untersagt worden.
Deshalb haben 14 von ihnen bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft Strafantrag wegen Nötigung und Freiheitsberaubung gegen die Verantwortlichen von Maredo gestellt. Laut der Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) handelte es sich um einen von langer Hand geplanten Versuch der Maredo-Geschäftsführung, missliebige Mitarbeiter und Betriebsräte loszuwerden. Mitarbeiter der betroffenen Filiale bestätigten dem Handelsblatt die Schilderungen der Gewerkschaft. Maredo bestreitet diese Vorwürfe. Die Mitarbeiter hätten sich frei bewegen und das Restaurant verlassen dürfen. Zwar seien Vertreter eines privaten Sicherheitsdienstes anwesend gewesen, doch habe dies nur dem Schutz der Mitarbeiter der Hauptverwaltung gedient.
Niemand sei daran gehindert worden, das Gebäude zu verlassen. Auch habe Maredo keinem Mitarbeiter das Telefonieren verboten. „Niemandem wurde in irgendeiner Form gedroht“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens gegenüber dem Handelsblatt. Maredo behauptet, die betroffenen Mitarbeiter hätten freiwillig gekündigt, nachdem man sie des Diebstahls und Betruges überführen konnte.
„Trotz der massiven Vergehen haben wir den Betroffenen den Ausweg geboten, selbst zu kündigen, um sich ihre Zukunft nicht völlig zu verbauen“, heißt es weiter. Die Vorwürfe der Gewerkschaft seien absurd. Maredo, mit 54 Restaurants in Deutschland der Marktführer im Steakhaus-Segment, beschäftigt etwa 1700 Mitarbeiter. Haupteigner ist die Private-Equity-Gesellschaft ECM, die sich nicht zu dem Vorfall äußern will.
Was in dem Steakhaus geschah, nachdem der Strom ausfiel, muss nun wohl die Frankfurter Staatsanwaltschaft klären.