Früherer Arcandor-Chef Middelhoff flüchtet über Garagendach

Der frühere Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, hat Spekulationen widersprochen, er stehe vor dem finanziellen Ruin.

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Auf die Frage: „Sind Sie pleite?“ erwiderte der Manager der Nachrichtenagentur dpa: „Ganz klare Antwort. Nein.“ Middelhoff räumte aber ein, dass er am Freitag vor einem Gerichtsvollzieher in Essen Auskunft über seine Vermögensverhältnisse habe geben müssen - im Volksmund Offenbarungseid genannt. „Focus“, „Spiegel“ und „Bild am Sonntag“ hatten zuvor darüber berichtet. Er ist damit einer Forderung des Münchner Unternehmensberaters Roland Berger nachgekommen. Aus einer ehemaligen Geschäftspartnerschaft fordert er noch 6.8 Millionen Euro. Nach Informationen des "Spiegel" hat auch Middelhoffs Ex-Vermögensberater Josef Esch noch einen Vollstreckungstitel über 2,5 Millionen Euro gegen den Manager in der Hand. Middelhoffs Anwälte waren für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.

Middelhoff sagte, sein Problem sei, dass er an seine Liquidität nicht herankomme, die von der Bank Sal. Oppenheim blockiert werde. Dazu erwarte er jedoch noch in diesem Jahr ein erstinstanzliches Urteil. Er habe aber noch ausreichend andere Vermögenswerte. Am Freitag war Middelhoff nach dem Termin beim Gerichtsvollzieher aus einem Fenster geklettert, hangelte sich an der Regenrinne entlang und über ein Garagendach geflüchtet, in dem er aus 2,50 Meter Höhe in die Tiefe sprang, um wartenden Journalisten zu entgehen, wie er selbst bestätigte. "Dann bin ich durch den Hinterhof, fröhlich pfeifend zu einer Nebenstraße gegangen, habe mir ein Taxi gewunken und bin zu Gesprächen und Verhandlungen geflogen“, erzählte Middelhoff. Der Manager betonte, er sei nicht vor den Fragen der Journalisten geflüchtet, aber er habe auch nicht in die „Medienfalle“ gehen wollen, die ihm ein ehemaliger Geschäftsfreund gestellt habe. „Das wollte ich mir und vor allem meiner Familie nicht antun.“


In den vergangenen Monaten hatten wiederholt Gerichtsvollzieher den Untreue-Prozess gegen den Manager vor dem Essener Landgericht genutzt, um Middelhoff abzufangen und ihm Forderungen zu präsentieren. Nach Angaben des Managers verlangt allein der Unternehmensberater Roland Berger 7,5 Millionen Euro von ihm, davon seien rund 2 Millionen Euro bereits durch Sicherheiten gedeckt. Sein früherer Vermögensverwalter Josef Esch fordere 2,5 Millionen Euro, der Arcandor-Insolvenzverwalter 3,4 Millionen Euro, die allerdings durch seine Managerversicherung abgedeckt seien, und die Bank Sal. Oppenheim rund 70 Millionen Euro. Er fordere umgekehrt über 200 Millionen Euro, sagte der Manager.

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