
Die Herren Götze, Müller, Özil, Schürrle und Höwedes haben einiges gemeinsam. Großes, zum Beispiel: Sie wollen in Frankreich Europameister werden. Aber auch ein paar Kleinigkeiten: Pünktchen über „o“ oder „u“ im Nachnamen. Blöd, wenn die Umlautzeichen auf dem Trikot fehlen.
Genau das ist gerade ausgerechnet dem DFB-Ausstatter Adidas passiert – Fans können gerade keine Leibchen mit den Namen dieser Kicker bestellen, sie fehlen aktuell im Online-Shop. Welche Auswirkungen diese Panne auf den Absatz der Shirts haben wird, ist nicht abzusehen. Peinlich ist es allemal.
Schaulaufen der Sportartikelindustrie
Denn in den Augen der Fans stehen die wichtigsten Wochen des Jahres an. Wenn am Freitag im Pariser Vorzeigestadion Stade de France die Fußball-Europameisterschaft angepfiffen wird, beginnt zugleich für die milliardenschwere Sportartikelindustrie das große Schaulaufen. Im Mittelpunkt stehen vor allem die großen drei Fußballmarken: Dax-Konzern Adidas, der für sich reklamiert, die führende Fußballmarke weltweit zu sein, drängt sich am stärksten ins Bild: Die Franken sind Sponsor des kompletten Turniers, stellen den Spielball, kleiden Schiedsrichter und Balljungen ein und werben auf den Reklamebanden im Stadion. Mit neun Nationalteams haben sie zudem die meisten Mannschaften bis zur Endrunde durchgebracht.
Diese Teams rüsten Adidas und Co. bei der EM aus
Deutschland, Schweden, Belgien, Wales, Spanien, Russland, Ukraine, Nordirland und Ungarn.
Türkei, Polen, England, Kroatien, Portugal und Frankreich.
Italien, Schweiz, Österreich, Slowakei und Tschechien.
Island
Rumänien
Albanien
Irland
Mit der EM im Rücken will Adidas-Chef Herbert Hainer den Fußballumsatz des Konzerns auf einen neuen Rekordwert treiben – bei der EM 2012 verkaufte der Drei-Streifen-Konzern allein mehr als eine Million DFB-Trikots, sieben Millionen Bälle und setzte 1,7 Milliarden Euro um. Den Wert wird Adidas locker toppen – 2015 lag der Umsatz mit Kickerprodukten ohne EM oder WM bereits bei 2,2 Milliarden Euro.
Nicht nur die großen Anbieter sind vertreten
Haben sich damit die großen Marken 20 der 24 Verbände geschnappt, müssen andere Anbieter in Frankreich trotz hochtrabender Ambitionen zuschauen. Weder Under Armour, dessen Chef Kevin Plank gern mit starken Sprüchen für Aufmerksamkeit sorgt („Adidas ist unser dümmster Wettbewerber“), noch der andere US-Angreifer New Balance sind bei der EM dabei. In Deutschland wird zumindest Under Armour immerhin ab der kommenden Bundesliga-Saison vertreten sein; die Amerikaner statten dann den Zweitligisten St. Pauli aus. New Balance konzentriert sich bislang in Europa eher auf die englische Premier League und kleidet dort den Jürgen Klopp-Klub FC Liverpool aus.
Größte Sportartikelhersteller der Welt
25,14 Milliarden Euro
14,53 Milliarden Euro
11,12 Milliarden Euro
2,98 Milliarden Euro
2,97 Milliarden Euro
2,79 Milliarden Euro
2,33 Milliarden Euro
Unternehmen, eigene Recherche
Beim erstmals auf 24 Teilnehmer aufgeblähten EM-Turnier müssen die beiden US-Marken draußen bleiben. Stattdessen sind in Frankreich die europäischen Anbieter unter sich – mit Ausnahme von Nike. Allerdings haben sich im Schatten der Milliarden-Konzerne eine Traditionsmarke aus England, zwei Anbieter aus Italien und Spaniens größte Sportmarke ihren Auftritt vor einem Millionenpublikum gesichert.