Galeria Karstadt Kaufhof Raus aus der Insolvenz ab Juni

Ein Passant geht an einer Galeria-Karstadt-Filiale am Hauptbahnhof München vorbei. Quelle: dpa

Kommende Woche entscheidet das Amtsgericht Essen über den Insolvenzplan der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Die Bestätigung des Gerichts ist Voraussetzung für die Aufhebung des Insolvenzverfahrens zum 1. Juni.

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Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof steht vor dem Neustart. Am kommenden Mittwoch (26. April) wird das Amtsgericht Essen über den Sanierungsplan entscheiden, der dem Unternehmen einen Weg aus der Insolvenz bahnt. Das bestätigte ein Justizsprecher der WirtschaftsWoche. Die Bestätigung des Plans durch das Gericht gilt als Formsache, konnte bislang aber nicht erteilt werden, da zwischen dem staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und der EU-Kommission noch beihilferechtliche Fragen offen waren. Diese sind nun geklärt. „Aus Sicht des WSF ist der Weg zur Umsetzung des Insolvenzplans frei“, teilte eine WSF-Sprecherin unserer Redaktion mit.

Der WSF ist ein zentraler Gläubiger der Warenhauskette und muss im Zuge der Galeria-Insolvenz rund 500 Millionen Euro abschreiben. Nach Informationen der WirtschaftsWoche soll das Galeria-Insolvenzverfahren zum 1. Juni aufgehoben werden, für einzelne Tochterunternehmen schon zum 1. Mai.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober 2022 zum zweiten Mal in weniger als drei Jahren Rettung per Schutzschirm-Insolvenzverfahren gesucht. Im Zuge des Verfahrens werden Gläubiger auf Milliardenforderungen verzichten, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Um das Unternehmen zu retten, sollen auch 47 der 129 Filialen schließen und rund 4000 Arbeitsplätze gestrichen werden.

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„Existenzielle Krisensituation“

Zugleich ist eine Neuausrichtung im operativen Geschäft geplant. So will sich das Unternehmen künftig stärker auf den Verkauf von Modeartikeln konzentrieren, die Eigenmarken optimieren und das Angebot an Produkten wie Spiel- oder Schreibwaren zurückfahren. Innerhalb von drei Jahren sollen die verbleibenden Filialen zudem komplett modernisiert werden. Die Filialen sollen künftig auch dezentraler gesteuert und das jeweilige Sortiment stärker an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Um den Insolvenzplan umzusetzen, will die Galeria-Eigentümerin, die österreichische Signa-Gruppe, bis zu 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Aus Protest gegen den harten Sanierungskurs hatten zuletzt Beschäftigte in zahlreichen Filialen die Arbeit niedergelegt. „Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr“, sagte Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Dass die Arbeitgeber jetzt erneut Lohnverzicht forderten, bringe Menschen bei Galeria auf die Straße.

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Der Galeria-Vorstand hatte Pläne für Warnstreiks kritisiert. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die Verdi-Spitze. Beide Chefs erinnerten daran, dass sich Galeria nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“ befinde.

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