„Zähe Verhandlungen mit Vermietern“ Kurzarbeit ab Juli ist Option - Insolvenzplan am 22. Juni

Vor allem die Verhandlungen mit den Immobilieneigentümern verliefen „zäh“, heißt es im Konzernumfeld. In den Gesprächen mit den Arbeitnehmern sei man dagegen schon „relativ weit“. Quelle: dpa

Bei Galeria Karstadt Kaufhof laufen weiter die Verhandlungen um Zugeständnisse von Beschäftigten und Vermietern. Wie die WirtschaftsWoche erfuhr, sind die aber zäh. Dabei drängt die Zeit für eine Einigung.

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Bei der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wird weiter um Zugeständnisse von Beschäftigten und Vermietern gerungen, berichtet die WirtschaftsWoche. Vor allem die Verhandlungen mit den Immobilieneigentümern verliefen „zäh“, heißt es im Konzernumfeld. In den Gesprächen mit den Arbeitnehmern sei man dagegen schon „relativ weit“.

In einem Schreiben an den Gesamtbetriebsrat bedankte sich die Geschäftsführung des Warenhauskonzerns bereits ausdrücklich für dessen Einsatz, ohne den es nicht möglich gewesen wäre, „in so kurzer Zeit so viel Verständnis, aber auch den notwendigen Nachdruck zu erreichen, den wir brauchen, um unsere wirtschaftliche Situation zu verbessern.“ Auch die Gewerkschaft Verdi sah zuletzt Fortschritte. Bei den Verhandlungen mit den Vermietern wird nach Aussagen eines Insiders dagegen weiter „hart gepokert“.

von Henryk Hielscher, Harald Schumacher

Von den insgesamt 172 Warenhäusern stünden 80 „im Feuer“, hatte der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus im Mai gegenüber der WirtschaftsWoche gesagt. Die Zahl könne aber deutlich sinken. Es gebe Filialen, deren Betrieb fortgesetzt werden könne, wenn die Vermieter Zugeständnisse machten, so Kebekus damals. Dazu sind einzelne Vermieter zwar bereit. In der aktuellen Corona-bedingten Situation suche man „nach tragfähigen und individuellen Lösungen“ zur Fortsetzung der Geschäftsbeziehung, erklärte etwa ein Sprecher des börsennotierten Shoppingcenterbetreibers Deutsche Euroshop, der drei Warenhäuser und zwei Karstadt-Sports-Filialen zu seinen Mietern zählt. Ziel sei es, „Standortschließungen zu verhindern“. Andere Vermieter lehnen Zugeständnisse dem Vernahmen nach jedoch ab.

Die Zeit für eine Einigung drängt. Der Warenhauskonzern hatte Anfang April ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren eingeleitet. Nach Informationen der WirtschaftsWoche soll dem vorläufigen Gläubigerausschuss bei einer Sitzung am 22. Juni der Entwurf des Insolvenzplans vorgestellt werden, der die Zugeständnisse aller Beteiligten auflistet.

In der ersten Juliwoche – zur Eröffnung des Schutzschirm-Insolvenzverfahrens – muss der Plan bei Gericht eingereicht werden. Zu diesem Zeitpunkt könnte für die Mitarbeiter in einzelnen Bereichen und Filialen auch Kurzarbeit beantragt werden. „Das ist eine Option, da die Kundenfrequenzen immer noch deutlich unter der Vor-Corona-Zeit liegen“, heißt im Konzernumfeld. Anfang September sollen dann alle Gläubiger über die Sanierungsmaßnahmen im Rahmen einer Gläubigerversammlung abstimmen und die Rettung des Warenhauskonzerns besiegeln.

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