Galeria Kaufhof Ein Pedant soll den Markt aufmischen

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"Arbeitswütiger Perfektionist"

Einen Ruf als „arbeitswütiger Perfektionist“ hatte er sich schon zuvor als Manager in der Metro-Großmarktsparte erarbeitet. Wenige Tage nachdem seine Frau ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte, war Link für Metro nach Spanien geflogen, um dort als Vertriebsgeschäftsführer loszulegen. Die Crew vor Ort begrüßte er mit einer halbstündigen Ansprache auf Spanisch, die er zuvor auswendig gelernt hatte.

Deutschlands beliebteste Waren- und Kaufhäuser

Auch beim damaligen Toys’R’US-Chef Storch punktete er mit akribischer Vorbereitung: Zu seinem Vorstellungsgespräch an einem Sonntag in New Jersey brachte Link eine fertig ausgearbeitete Strategie mit. „Ich fragte ihn, ob er einen Plan für Deutschland habe“, erinnert sich Storch. „Aber er hatte gleich ein Konzept für die USA dabei.“ Da das Programm nahezu deckungsgleich mit Storchs eigenen Ideen war, stellte der Link ein. 2013 stieg er zum Europachef der Spielzeugkette mit insgesamt 300 Geschäften in neun Ländern auf.

Liebe zum Detail lebte er auch da aus. Intern hieß Link, der über „Erfolgspotenziale bei der Internationalisierung“ promovierte, schlicht „der Doktor“, manche Mitarbeiter fühlten sich von seiner „oberlehrerhaften Attitüde“ genervt. Selbst die Verteilung von Parkplätzen soll der Chef persönlich organisiert haben.

Wichtige Begriffe im Textilhandel

Trotzdem blieb genug Zeit und Kraft für Konfrontationen mit den Betriebsräten. So kritisierte die Gewerkschaft Verdi „Schleckermethoden“, nachdem eine Hamburger Toys’R’US-Filiale Beschäftigte einer Leiharbeitsfirma über Werkverträge eingestellt hatte. Umstrukturierungen und Sparpakete versetzten die Zentrale immer wieder in Aufregung. Als 2015 die Beschäftigten einiger Filialen streikten, zahlte das Management eine Prämie, um „einige Mitarbeiter umzustimmen und vom Streik abzuhalten“, wie es in einem internen Schreiben hieß.

Bei Kaufhof gibt Link bisher den Teamspieler. Am ersten Arbeitstag stellte er sich in der Kantine vor, per Videokonferenz begrüßte er Angestellte in den Kaufhäusern, ein paar Wochen später lief er bei einem vom Unternehmen gesponserten Nachtlauf durch Köln mit.

Der Reiz der europäischen Luxuskaufhäuser
Luxuskaufhäuser Quelle: dpa
Harrods Quelle: dpa
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KaDeWe Quelle: dpa
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La Rinascente Quelle: dpa
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Basiskontakt kann nicht schaden. Nirgendwo sonst im Handel sind Gewerkschaften und Betriebsräte stärker verankert als hier. Selbstbewusst formuliert Bernhard Franke, der für Verdi im Kaufhof-Aufsichtsrat sitzt, seine Erwartungen: Link solle bei den Kanadiern für Investitionen werben und die „Rabattitis stoppen“. Durch Preisnachlässe verschleudere die Kette Erträge.

„Personalkostensenkungsprogramme“ hält Franke für „kontraproduktiv“. Zuletzt hatte Kaufhof die Einstellung von Aushilfen gestoppt und befristete Verträge nicht verlängert. Link spricht vage davon, dass alle stationären Händler versuchen müssten, „flexibler zu werden und auf die Kosten zu achten“. Dazu werde er „bei Bedarf mit den Betriebsräten das Gespräch suchen, sollte das nötig sein“.

Viel Zeit bleibt ihm nicht. Die kanadischen Eigentümer dürften auf schnelle Ergebnisse drängen, zumal es auf ihrem Heimatmarkt Nordamerika brennt. Onlineanbieter wie Amazon wildern im Warenhausrevier. Schon zweifelt der Kapitalmarkt an der Widerstandskraft des hoch verschuldeten Konzerns. Seit HBC Kaufhof im Herbst 2015 übernommen hat, hat sich der Aktienkurs halbiert.

Links Einsatz wird damit zum diplomatischen Dienst. Er muss zwischen kanadischen Renditewünschen und deutscher Handelsrealität vermitteln, strategische Entscheidungen treffen und sich um das operative Klein-Klein kümmern. Eines steht für ihn schon heute fest: „Es ist sicher genug Arbeit für zwei da.“

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