Galeria Kaufhof Die Warenhauskrise kehrt zurück

Buchstaben des Logos der Galeria Kaufhof liegen auf dem Boden Quelle: dapd

Drohkulisse oder existenzielle Gefahr? Das Management von Galeria Kaufhof fordert Gehaltseinschnitte bei den Beschäftigten, um aus den roten Zahlen zu kommen. Einem Bericht zufolge drohe sonst die Zahlungsunfähigkeit.

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Die Rebellion beginnt mit lautem Scheppern. Ein Kaufhof-Betriebsrat nach dem anderen steht auf, geht vor zu einer kleinen Box und zerschlägt dort mit lautem Getöse eine Kaffeetasse mit dem Aufdruck HBC. Das Kürzel steht für Hudson's Bay Company.

Der kanadische Handelskonzern hatte Galeria Kaufhof 2015 gekauft und den Mitarbeitern zur Feier der Übernahme neue Tassen spendiert, die sie nun in einem Tagungsraum im Hotel Sauerland Stern zertrümmern. „Wenn Sie sich fragen, was das zu bedeuten hat: Für Ihren Scherbenhaufen sind Sie selbst verantwortlich“, ruft eine aufgebrachte Betriebsrätin einer Handvoll Kaufhof-Manager zu. Die sitzen vorn an einer separaten Tischreihe und verfolgen das Klirren der Tassen ohne große Emotionen. „Wir sollten für die Fehler zahlen, damit das Unternehmen wieder wettbewerbsfähig wird“, schimpft die Betriebsrätin. „Unser Vertrauen in HBC ist gesprungen, genau wie diese Tassen.“ Benutzt und hintergangen und sogar in die Tasche gegriffen, hätte HBC den Beschäftigten. „Ausgenutzt die Immobilien, ausgeblutet die Filialen.“

Betriebsräte proben den Aufstand, so die Botschaft des Videos, das die „Bild am Sonntag“ jüngst veröffentlicht hat. Melodisch untermalt von Star-Wars-Klängen machen die Arbeitnehmervertreter darin gegen den Spardruck von HBC mobil.

Das ist die Hudson's Bay Company

Vier Monate sind seit der Tagung vergangen und die Lage hat sich seither nicht gebessert. Im Gegenteil: HBC hatte am Mittwoch erneute Umsatzeinbußen in Europa von 3,4 Prozent im wichtigen Adventsquartal bekannt gegeben. Der Europa-Ableger, zu dem neben Kaufhof auch die belgische Warenhauskette Galeria Inno, die niederländischen Filialen von Hudson’s Bay sowie die europäischen Standorte der Nobel-Outletkette Saks off 5th gehören, steckt tief in den roten Zahlen. Im Geschäftsjahr 2016/17 schrieb HBC Europe einen Verlust von insgesamt rund 116 Millionen Euro, das geht aus dem im Bundesanzeiger veröffentlichen Jahresabschluss hervor. Im letzten Geschäftsjahr dürfte es kaum besser gelaufen sein. Vor allem Kaufhof stecke in einer „ausgeprägten Ertragskrise“, zitiert der Spiegel jetzt aus einem internen Papier der deutschen Geschäftsführung. Ohne weitere drastische Sanierungsmaßnahmen werde Kaufhof „kurz- bis mittelfristig in einer substanziellen wirtschaftlichen Notlage verbleiben“. Auch um die Liquidität sei es nicht gut bestellt: „Ohne Gegenmaßnahmen droht die Zahlungsunfähigkeit.“

So dramatisch die Worte zunächst auch klingen, sie müssen eingeordnet werden. Das interne Papier sollte offenbar dazu dienen, die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitnehmervertreter von der Notwendigkeit zu Zugeständnissen bei den geplanten Sparmaßnahmen zu „überzeugen“, es ist also teilweise auch als Druck- und Drohkulisse zu verstehen.

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