Gefährlicher Pilz Die Banane ist in Gefahr

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Die Banane gehört zum Standardeinkauf

Für viele Deutsche gehört die Banane zum Standardeinkauf. Der Bananenpreis ist für sie ein Indikator für das gesamte Sortiment. Ist die Banane billig, muss der Laden billig sein. In Deutschland werden rund zwei Drittel der Bananen im Discounter gekauft. Eine Markstellung, die die Händler nutzen. 2014 sorgte Aldi für Aufruhr, als der Billiganbieter kurzerhand ansagte, in Zukunft zwei Euro weniger pro Kiste zu zahlen. Lidl gründete vergangenes Jahr eine eigene Logistik.

Im jüngsten Lagebericht beklagt Chiquita den Preisverfall. Das Unternehmen formuliert die Ansage: Entweder der Handel erhöht die Preise über die Zwei-Euro-Grenze – oder er setzt seine Marge herunter. „Die Umsätze sinken, und die Gewinnspanne bei Bananen wird immer niedriger“, sagt Morazán.

In diesem Preiskampf gewinnt nur, wer eine maximal effiziente Lieferkette hat, die den Zufall ausschließt. Auch deshalb haben Produzenten weltweit auf die Cavendish gesetzt. Sie versprach, den Zufall auszuschließen.

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Die Bürokratie tut ihr Übriges hinzu. In der Bananenordnung schreibt die Europäische Kommission genaue Normen für Bananen in Europa vor. Der Katalog umfasst mehr als 20 Vorgaben. So muss die Frucht frei von Flecken, mindestens 2,7 Zentimeter dick und 14 Zentimeter lang sein – die Standardbanane für die EU entspricht der Cavendish. Für den Anbau heißt das: Monokultur qua Gesetz.

Monokulturen aber sind anfällig. Wachsen auf ihnen in hoher Dichte identische Pflanzen, reicht ein einziger Erreger, um ihnen den Garaus zu machen. Resistenzen bilden sich leichter heraus. Schädlinge können sich auf ein einziges Angriffsziel konzentrieren. Der Banane hilft so auch selbst hoher Pestizideinsatz nicht mehr. Schon vor Tropical Race 4 wurde die Banane wöchentlich gespritzt. Doch gegen den Pilz hilft keine noch so hohe Dosis Pflanzengift.

Würde man weltweit mehrere Bananensorten anbauen – immerhin gibt es rund 1000 –, wären die Plantagen nicht derart anfällig, sobald sich eine Krankheit verbreitet. Das Problem: Artenvielfalt ist kaum vermarktbar. In Nichtkrisenzeiten gibt es dafür von Händlern keinen Cent, kostet aber eine Menge, weil Produzenten sich auf unterschiedliche Produktvarianten einstellen müssten.

Damit wäre keine Hochleistungsproduktion möglich, wie sie durch Unternehmen wie Chiquita oder Dole perfektioniert wurde. Das Ende des bisherigen Modells.

Mehr als zehn Prozent aller Bananenexporte laufen über den Dole-Konzern, geschätzt fünf Milliarden Dollar Umsatz sind das. Xavier Roussel, Vice President Markting bei Dole, sagt: „Wir sind wachsam, doch aktuell sind wir nicht von Tropical Race betroffen, da wir nur Plantagen in Zentral- und Südamerika haben.“ Er schiebt dann aber hinterher: „Doch natürlich machen wir viel für die Prävention. Wir haben beispielsweise Regeln, sobald jemand auf einer infizierten Plantage war.“ Maßnahmen, die die UN-Ernährungsorganisation FAO schon vor zwei Jahren gefordert hat. Sie forderte 2014: Quarantäne infizierter Pflanzen, Ausbildung von Fachpersonal, Schutzmaßnahmen auf den Plantagen. Seitdem ist wenig besser geworden.

Auch Del Monte, das fast die Hälfte seiner rund vier Milliarden Dollar Umsatz mit der Banane macht, versucht, sich gegen die Krankheit zu wappnen: „Wir nehmen das Problem sehr ernst und arbeiten daran, die Verbreitung aufzuhalten. So lassen wir kein kontaminiertes Material auf unsere Plantagen und Container“, sagt Pamela Ghinamo, Marketing Manager bei Del Monte. Wie diese Antwort konkret aussehen könnte und mit welchen Ressourcen sie gefunden werden soll – das lässt Del Monte offen. Man redet ohnehin nicht gerne über Tropical Race. Es zählt nicht zu den Dingen, die Investoren gerne hören.

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