Geheimnisvoller Geldgeber für Görtz Hamburger Privatinvestor übernimmt Schuhhändler Ludwig Görtz

Görtz-Logo Quelle: imago images

Dutzende Läden musste die insolvente Schuhhandelskette Görtz zuletzt schließen, um die Kosten zu senken. Doch die Einschnitte zahlen sich aus: Ein neuer Geldgeber ist bereit, Görtz den Weg aus der Krise bahnen.

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Im Onlineshop von Ludwig Görtz ist die Schuhwelt noch im Lot: Über „die Erfolgsgeschichte eines Hamburger Schuhhändlers“ werden die Kunden direkt auf der Startseite informiert. „Hohe Qualität, eine Leidenschaft für Schuhe und Lederwaren und nicht zuletzt ein guter Riecher für die Bedürfnisse der Kunden trugen zum beständigen Wachstum des Familienunternehmens bei“, lobt man sich selbst. Und für weite Teile der fast 150-jährigen Firmenhistorie mag das auch stimmen.

Seit ein paar Jahren allerdings kämpft das Hamburger Traditionsunternehmen mit reichlich Gegenwind. Der frischte ab 2020 durch die Corona-Einschränkungen und später durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die hohe Inflation noch auf. Im Herbst 2022 stellte Görtz schließlich Insolvenzantrag. Doch nun steuert das Unternehmen auf eine Rettung zu. 

Görtz hat einen Investor gefunden, der bereit ist, die Schuhhandelskette mit frischem Kapital auszustatten. „Nach einem intensiven Investorenprozess und umfangreichen Gesprächen mit zahlreichen Interessenten hat sich der vorläufige Gläubigerausschuss für einen langfristig orientierten Privatinvestor mit Hamburger Wurzeln entschieden“, teilte das Unternehmen mit. Über Details zur Person des Investors hüllt sich Görtz derweil in Schweigen, was verwundert, da die Identität spätestens nach Eintragungen im Handelsregister publik werden dürfte.

Klar ist: Der Privatinvestor soll das „interessanteste Fortführungskonzept sowie das tragfähigste Angebot unterbreitet“ haben, wie das Unternehmen mitteilt. Eine entsprechende Investorenvereinbarung sei bereits unterzeichnet und von den Gläubigern genehmigt worden. Jetzt sollen dem Insolvenzgericht Sanierungspläne zur Umsetzung der getroffenen Vereinbarung vorgelegt werden, über die die Gläubiger dann abschließend abstimmen. Die Geschäftsführung um Frank Revermann (CEO) und Tobias Volgmann (CFO) soll dabei auch künftig im Amt bleiben.

Görtz musste viele Läden schließen

Sie hatte im September 2022 die Reißleine gezogen und beim Amtsgericht Hamburg für die drei Kerngesellschaften der Görtz-Gruppe Anträge auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt, im Fall der Holding als Schutzschirmvariante. Sven-Holger Undritz von der Kanzlei White & Case beaufsichtigte fortan als gerichtlich bestellter Sachwalter den Rettungseinsatz bei den einzelnen Unternehmen und zeigt sich nun zufrieden mit dem Ausgang des Investorenprozesses: „Die Gläubiger haben die Ampeln auf Grün gestellt, sodass ich von einem alsbaldigen Abschluss der Sanierungsverfahren ausgehe.“

Das dürften auch die beteiligten Berater ähnlich sehen, die die operative Sanierung dirigierten. So steuerte Sebastian Knapp von PwC Legal als Generalbevollmächtigter das Schutzschirmverfahren der Muttergesellschaft. Betroffen waren zudem die Logistiktochter und die Retail-Gesellschaft, in der die damals rund 160 Filialen des Schuhfilialisten gebündelt waren. Um die beiden Unternehmen kümmerten sich die Restrukturierungs- und Insolvenzrechtsspezialisten Lorenzo Matthaei und Robert Jödicke von der Kanzlei Finkenhof.



Trotz des hohen Zeitdrucks gelang es den Sanierern, die Kosten signifikant zu senken und Görtz so wieder eine Perspektive zu verschaffen. Das Filialnetz wurde deutlich verkleinert. Schätzungsweise rund die Hälfte aller Standorte wurde geschlossen, darunter auch zahlreiche Flaggschifffilialen. An vielen verbleibenden Standorten gelang es, mit den Vermietern Zugeständnisse auszuhandeln. Das Unternehmen selbst macht dazu keine Angaben. Nur so viel: „Der Investor ist vom Potenzial des Geschäftsmodells auf Basis einer zunehmenden Verzahnung der Kanäle überzeugt, insbesondere mit Blick auf ein nunmehr optimiertes deutschlandweites Filialnetz.“

Görtz sei eine Marke mit viel Potenzial, betont derweil Unternehmenschef Revermann. „Es gibt noch einige Hausaufgaben zu erledigen, wie die Umsetzung des Sanierungsplans, aber wir starten voller Elan in die neue Zukunft“, so Revermann.

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Klingt ganz so, als würde nun ein neues Kapitel in der „Erfolgsgeschichte eines Hamburger Schuhhändlers“ beginnen.

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