Geisterbahn und Glühwein Weihnachtsmärkte mit Kirmesflair

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Grund für den Weihnachtsmarkt-Boom

Die zehn beliebtesten Weihnachts-Reiseziele
Nicht jeder verbringt Weihnachten und Silvester gerne in den eigenen vier Wänden. Vor allem Städtetrips sind bei den Deutschen besonders beliebt. Wo es die Deutschen zu den Festtagen besonders hinzieht, hat das Online-Reiseportal eDreams erhoben,. Nur zwei Langstreckenziele sind dabei – ansonsten dominieren Europas Hauptstädte. Quelle: dpa
Platz 10Der Eiffelturm in Paris: Kurz vor den weihnachtlichen Festtagen siegt beim Reiseziel oft die Romantik – und was ist romantischer als das das im Dunkel leuchtende Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. Paris liegt bei den liebsten Städtezielen der Deutschen zu Weihnachten auf dem zehnten Platz. Quelle: dpa
Platz 9Das Wiener Riesenrad: Österreichs Hauptstadt gehört ohnehin schon zu den etwas beliebteren Zielen der Deutschen. Besonders zu Weihnachten steigert sich das sogar nochmal. Hier liegt Wien auf dem neunten Platz. Quelle: dpa
Platz 8Was bei den beliebtesten Flugzielen zu den Festtagen besonders auffällt: Die meisten Deutschen bleiben anscheinend gern in heimischen Gefilden. Nur zwei Langstreckenziele sind unter den Top Ten – eines davon: New York. Im Bild der berühmte Times Square. Quelle: REUTERS
Platz 7An Stelle von Fernzielen finden sich nicht zuletzt inländische Städte unter den Favoriten ein. So schafft es Hamburg, die „Perle des Nordens“, auf den siebten Platz. Bei den besonders prachtvollen Weihnachtsmärkten ist das kein Wunder. Am Rathausmarkt ist sogar regelmäßig ein fliegender Weihnachtsmann mit Schlitten zu bewundern. Quelle: REUTERS
Platz 6Blick auf den Rossio-Platz und das beleuchtete Nationaltheater von Lissabon: „Boas Festas!“ wünscht man sich in Portugal. Auch in der Hauptstadt funkelt und glänzt es zu den Festtagen in allen Ecken. Die passenden Geschenke für die Liebsten finden sich hier ganz sicher. Quelle: dpa
Platz 5Wenn Bayerns Metropole sich von den Nachwirkungen des Oktoberfestes wieder erholt hat, ist auch hier wieder Platz für weihnachtliche Stimmung. Viele Deutsche wählen München daher zu ihrem Flugziel für die Festtage. Quelle: dapd

Die Lücke gleichen viele Schausteller auf den boomenden Weihnachtsmärkten aus, wo die Besucherzahl laut ift-Studie seit 2000 um 70 Prozent auf 85 Millionen gestiegen ist. Sie lassen allein in den Kassen der Schausteller, die zusammen mit anderen Branchen wie dem Kunsthandwerk Weihnachtsmärkte beschicken, 980 Millionen Euro. Damit liefern sie dem Schaustellergewerbe fast ein Drittel des Umsatzes. Grund für den Erfolg: Der Budenzauber findet in den Innenstädten nah an den Kunden statt, die im Advent Lust aufs Geldausgeben haben. Zudem werden die Märkte von den Städten stark beworben und von Tourismusunternehmen vermarktet.

Bei den Volksfesten laufen große Klassiker wie das Oktoberfest in München oder der Hamburger Dom zwar gut. Dafür darben aber viele kleine und mittlere Veranstaltungen. „Die Besucher sind heute verwöhnt, ihnen reicht das Angebot auf einer kleinen Kirmes oft nicht mehr aus“, konstatiert DSB-Präsident Albert Ritter. Der 59-Jährige stammt aus einer Schaustellerfamilie und betreibt auf vielen Plätzen seinen Ausschank „Zum armen Ritter“. Zudem würden große Volksfeste besser von der Kommunalpolitik gefördert: „Die sind gut für das Image, und die Besucher bringen der Stadtkasse im Durchschnitt einen Euro Gewerbesteuer.“ Eine kleine Kirmes habe weniger politischen Rückhalt und werde schon mal aus der City verbannt.

Weihnachtsmärkte in Zahlen

Teurer Strom

Das bestätigt Gerd-Jürgen Giebel, der zuletzt im Oktober mit dem Kinderkarussell seiner Lebensgefährtin auf der Kirmes in Haan stand. Der 51-Jährige zieht durch ganz Deutschland und profitiert so auch von den großen umsatzstarken Festen. Viele kleine Karussells seien aber nur in ihrer Region unterwegs und damit vor allem auf kleine Plätze angewiesen: „Die sind oft nicht gut ausgelastet.“ Sein 16 Jahre altes Kinderkarussell ist zum Glück abbezahlt. „Wenn ich es heute neu bestellen würde, würde sich das kaum rechnen“, sagt Giebel.

Vielen Schaustellern machen außerdem die hohen Nebenkosten zu schaffen. Die Sprit- und Stromkosten fressen bei vielen einen Großteil der Umsätze auf. Weihnachtsmärkte sind daher mittlerweile unerlässlich für die meisten Schausteller: „Es kann sich kaum jemand mehr erlauben, im Winter keine Einnahmen zu erzielen“, sagt Verbandspräsident Ritter.

Das gilt auch für Romina Bruch. Auf dem Oberhausener Weihnachtsmarkt am Shoppingcenter Centro betreibt sie in diesem Jahr das nostalgische Kinderkarussell ihrer Schwiegereltern. Auf kleinen alten Holzpferden, Elefanten oder in weihnachtlichen Schlitten fahren kleine Kinder im Kreis, während wenige Meter weiter die Eltern am Glühweinstand andocken. „Meine Eltern brauchten noch keinen Weihnachtsmarkt. Aber heute könnten wir ohne ihn nicht überleben“, erzählt die 29-Jährige. „Im Oktober sind die letzten Volksfeste. Dann kämen fünf Monate ohne Einkommen, das funktioniert nicht mehr.“

In den Sommermonaten ist Bruch zusammen mit ihrem Mann William mit dem Fahrgeschäft „Break Dancer“ unterwegs. Das Nostalgie-Kinderkarussell fährt nur auf Weihnachtsmärkten. „Auf den Volksfesten wollen sie neuere Sachen“, sagt Bruch. Und vor allem Schnellere. In rasender Geschwindigkeit wirbelt der „Break Dancer“ die Kirmesbesucher in autoähnlichen Gondeln um die eigene Achse.

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