




Gaffel, Electronic Partner, Steilmann, Bahlsen, Berentzen, Haribo – und jetzt Tönnies. Immer wieder kracht es in den Sippen namhafter deutscher Familienunternehmen: Kinder zoffen sich mit ihren Eltern, Brüder hauen sich die Köpfe ein und Neffen sägen am Chefsessel des Onkels. Manchmal droht der Zwist sogar, das Erbe und das Unternehmen zu ruinieren.
Nicht selten geht es bei den Streitigkeiten um gescheiterte Generationswechsel. Wie etwa beim Elektronikfachhändler EP aus Düsseldorf, der im Besitz der Familie Haubrich ist. Zwei Jahre lang beschimpften sich die Familienmitglieder wie die Kesselflicker, bezeichneten sich als „Phrasendrescher“ oder „Sprücheklopfer“. In langen Schriftwechseln wurden Urteilsvermögen und Strategien der jeweiligen Gegenseite angezweifelt.
Auffallend wortkarg fiel dann hingegen die Auskunft aus, die wenige Tage vor Weihnachten des vergangenen Jahres die Öffentlichkeit erreichte: Zum Jahresende 2011 scheiden Oliver Haubrich und Marion Wenske aus der Haubrich Zentrale GmbH & Co. KG – Dachgesellschaft der EP-Unternehmensgruppe – aus. Damit sei „die Auseinandersetzung im Gesellschafterkreis einvernehmlich beendet worden“. Der Enkel des Gründers und seine Schwester schieden aus dem Gesellschafterkreis der EP übergeordneten Haubrich-Holding aus.
Der vor wenigen Monaten gezogene Schlussstrich beendet einen gut zwei Jahre währenden Clinch zwischen Unternehmensnestor Hartmut Haubrich und seinem Neffen Oliver, den er fünf Jahre zuvor selbst an die Unternehmensspitze befördert hatte. Anfang 2010 allerdings musste Oliver Haubrich die Geschäftsführung wieder an einen familienfremden Manager abgeben. Eine Entlassung, die ihm sehr zu schaffen machte. Zumal sein Onkel auch in der Öffentlichkeit ihn und seine Leistungen kritisierte: „Erbfolge ist keine Tüchtigkeitsfolge“, erniedrigte er beispielsweise auf der EP-Jahrestagung im Februar 2010 seinen Neffen - nur wenige Wochen nachdem er ihn auf den Chefsessel gehievt hatte. Im Streit mit dem Onkel nützte es dem Junior wenig, dass er selbst einen Anteil von knapp zwölf Prozent am Unternehmen hielt und mit seinem Familienstamm auf ein Drittel der EP-Stimmrechte kam.
Kampf um Anteile
Ein weiterer, spektakulärer „Onkel-Fall“ tobt derzeit öffentlichkeitswirksam durch die Gazetten. Bei Deutschlands größtem Schweineschlachtbetrieb Tönnies im westfälischen Rheda-Wiedenbrück geht es um die Wurst. Dort kämpft der weitgehend unbekannte Robert Tönnies gegen die vermeintliche Allmacht seines berühmten Onkels Clemens Tönnies.
Der 55-jährige Clemens Tönnies ist Chef des 4,3 Milliarden Euro Umsatz schweren Familienunternehmens, Putin-Freund und Aufsichtsratschef beim Revier-Kultverein Schalke 04. Robert Tönnies, gut 20 Jahre jünger als sein Onkel und laut Angaben seines Anwalts 50 Prozent am Unternehmen beteiligt, fordert von seinem Onkel, der ebenfalls 50 Prozent hält, seit Jahresbeginn eine Schenkung zurück. Robert hatte Clemens Anfang 2009 fünf Prozent der Unternehmensanteile geschenkt. Erst dadurch war es zu einer Pattsituation an der Spitze des Schlacht- und Zerlegeimperiums gekommen. Diesen Anteil fordert Robert nun zurück. Der Grund: Undank. Er wirft seinem Onkel vor, sich ohne sein Wissen an Wettbewerbern in Deutschland beteiligt zu haben und zudem große Schweineschlachtbetriebe in Russland auf eigene Rechnung aufzubauen. Die Anwälte von Clemens Tönnies weisen alle Vorwürfe zurück.