Generationswechsel Kaffee-Clan Jacobs sucht nach seiner Zukunft

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Wieder internationaler werden

Absehbar ist, dass Jacobs damit weniger schweizerisch und wieder deutscher und internationaler wird. Unter Klaus J. Jacobs lag das Zentrum des Firmenimperiums in Zürich, wo Stiftung, Holding und die beiden Hauptunternehmen angesiedelt sind, die Familie residierte im nahen Küsnacht. Dort lebt heute nur noch Tochter Nathalie, der Rest wohnt im gut 20 Kilometer weiter südlich gelegenen Zug, in London, auf Malta und in Hamburg.

Der wichtigste Baustein im Jacobs-Reich bleibt eidgenössisch: der knapp 70-prozentige Anteil an Barry Callebaut in Zürich. Gut 400 Millionen Euro war das Paket am größten Schokoladenhersteller der Welt einst wert, heute sind es fast 3,3 Milliarden. Der Anteil steht für Jacobs nicht zur Disposition: „Unser Ziel muss es sein, neue Beteiligungen um Barry Callebaut herum so erfolgreich aufzubauen, dass wir ein gut diversifiziertes Portfolio haben.“

Der wichtigste Baustein im Jacobs-Reich: der 70-prozentige Anteil an Barry Callebaut in Zürich. Quelle: REUTERS

Wenn die Familie bei drei oder vier neuen Beteiligungen aktiv mitgestalten will, muss sie die Last auf mehrere Schultern verteilen. So läutet der Verkauf von Adecco auch einen Generationswechsel im Hause Jacobs ein. Unternehmerisch gefragt sind in Zukunft Philippe, 30, und Nicolas Jacobs, 32, beides Kinder aus der zweiten Ehe von Klaus J. Jacobs mit Renata. „Sie werden nun aktiver werden“, sagt Andreas Jacobs über seine beiden Halbbrüder.

Wie man mit Beteiligungen umgeht, wissen die beiden bereits: Philippe arbeitet als Portfolio-Manager bei einer Private-Equity-Gesellschaft in London, derzeit macht er einen Bachelor an der London School of Economics. Bruder Nicolas, bei Goldman Sachs ausgebildeter Investmentbanker, war in den vergangenen drei Jahren bei der US-Hamburger-Kette Burger King für die Expansionsstrategie in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika zuständig. Kürzlich hat er sich mit einer Beratung selbstständig gemacht. Er hat bereits vier Jahre für Barry Callebaut gearbeitet, seit 2012 sitzt er dort auch im Verwaltungsrat.

„Der arbeitet 24 Stunden am Tag. Er ist sehr auf den Return on Investment fokussiert, man merkt, dass er Private-Equity-geschult ist“, beschreibt Andreas Schmid, Verwaltungsrat bei Barry Callebaut, den Jacobs-Spross. Ein anderer Weggefährte schildert Nicolas als „ideenreich, sehr spontan und mit unternehmerischem Punch, der aber noch viel lernen muss“.


Wer wird der starke Mann?

Die beiden Schwestern haben mit dem Unternehmerischen weniger am Hut: Lavinia, 34, geht ihrer Kunstleidenschaft nach, Nathalie, 29, arbeitet in einer Zürcher PR-Agentur. Und dann gibt es noch die übernächste Generation, die Kinder von Andreas Jacobs: Nicolas Patrice, 20, Constantin Lucien, 18, Chiara Camille, 13, und Louis-Alexey, 11. Der Älteste studiert Maschinenbau, der Zweitgeborene hat gerade Abitur gemacht.

Ob die Kinder eine Unternehmerkarriere einschlagen, lässt sich noch nicht absehen. So dürfte entweder Philippe oder Nicolas nach Walther, Klaus J. und Andreas Jacobs der nächste starke Mann im Clan werden – wer von beiden, ist noch nicht absehbar. „Die Familie ist anspruchsvoll, da kommt nicht jeder an die Macht“, sagt ein langjähriger Wegbegleiter.

Auch Fortune spielt eine Rolle. 2002 installierte Klaus J. Jacobs seinen älteren Sohn Christian als Präsident der Jacobs Holding, als Vizepräsident von Barry Callebaut und als Verwaltungsrat von Adecco. Er sollte die Unternehmergeschichte fortschreiben. Doch der studierte Anwalt erfüllte die hohen Erwartungen seines Vaters nicht. Nach nur zwei Jahren musste er seinem jüngeren Bruder Andreas Platz machen und sich mit dem Amt des Stiftungspräsidenten begnügen.

Konkurrenzkampf der Geschwister einerseits, gemeinsame Interessen andererseits: Die Balance zwischen diesen Polen zu halten ist die größte Herausforderung innerhalb des Clans. Auch deshalb ist die großzügige Dividendenpolitik so wichtig: „Es hilft, wenn niemand in der Familie arm ist“, sagt ein Vertrauter.

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