Gerry Weber Kunden kommen nicht mehr in die Filialen

Das Modeunternehmen Gerry Weber verkauft immer weniger Mode in den eigenen Läden – mit Ausnahme der Textilkette Hallhuber. Die vorläufigen Zahlen fielen schlechter als erwartet aus. Die Aktie stürzte ab.

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Der lange erfolgsverwöhnte Modekonzern kämpft nun schon seit 2015 mit Umsatz- und Gewinneinbußen. Quelle: dpa

Düsseldorf Vorstandschef Ralf Weber hat von seinem Vater Gerhard Weber ein schweres Erbe übernommen: Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. Oktober 2016 endete, sank das operative Konzernergebnis von rund 79 auf 13 bis 14 Millionen Euro nach vorläufigen Zahlen. Nur ein außerordentlicher Ertrag von 20 Millionen Euro für den Verkauf der Halle 30 mit zahlreichen Showrooms rettet das Ergebnis. Auch der Umsatz ging noch einmal um 20 Millionen auf rund 900 Millionen Euro zurück.

Die vorläufigen Zahlen zeigen vor allem, wie es um die Kernmarken des Modeunternehmens aus Halle in Westfalen steht. Die Marken Gerry Weber, Taifun und Samoon verloren in den eigenen Läden 7,6 Prozent des Umsatzes auf vergleichbarer Fläche.

Das ist deutlich schlechter als der deutsche Modeeinzelhandel, der nur drei bis vier Prozent weniger verkaufte als im Jahr zuvor. Ralf Weber kann deshalb froh sein, dass er kürzlich die Modekette Hallhuber gekauft hat. Die Marke, bei der vor allem jüngere Kunden einkaufen, schaffte sogar ein Plus auf vergleichbarer Fläche von rund zwei Prozent.

Gerry Weber hat es wie viele andere deutsche Unternehmen versäumt, die Marken zu verjüngen. Deshalb bleibt mancher ehemals treue Kunde inzwischen weg. Denn auch die 50- bis 60-Jährigen kleiden sich inzwischen moderner und kaufen lieber bei Konkurrenten, wie etwa bei H&M oder Zara. Weber versucht gegenzusteuern. So hat er im vergangenen Jahr die neue Marke „Talk about“ mit einer jüngeren Kollektion gestartet.

Die Zeiten bleiben für den westfälischen Modekonzern schwierig. Ralf Weber lobt zwar sein Sanierungsprogramm „Fit4growth“, um den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. „Es hat sich gezeigt, dass der eingeschlagene Kurs der Neuausrichtung richtig und notwendig ist“, sagt er zu den vorläufigen Zahlen. Er mahnt aber: „Angesichts der andauernd schwierigen Marktbedingungen dürfen wir jetzt aber nicht nachlassen.“ Er kündigt an, gegebenenfalls dort nachzusteuern, wo sich weiteres Verbesserungspotenzial zeigt.

Von den Aktionären verlangt er weiter Geduld. Er rechnet damit, dass das Unternehmen erst im Geschäftsjahr 2017/18 wieder nachhaltig profitabel wachsen wird. Das wäre das dritte Jahr nach dem Start des Sanierungsprogramms. Für das seit November laufende Geschäftsjahr 2016/17 rechnet er dagegen erneut mit einem Umsatzrückgang von bis zu vier Prozent und einem Ergebnis auf Vorjahreshöhe. Es würden nochmals Sonderbelastungen für den Konzernumbau in Höhe von sechs Millionen Euro anfallen. An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kursrutsch. Die Aktien notierten mit 11,64 über sechs Prozent im Minus.

Der lange erfolgsverwöhnte Modekonzern kämpft nun schon seit 2015 mit Umsatz- und Gewinneinbußen. Webers Vater, der Firmengründer und langjährige Vorstandschef Gerhard Weber, hatte das Geschäft viele Jahre lang massiv ausgebaut. Zu massiv, wie sich jetzt herausstellt. So muss sein Sohn nun viele eigene Läden schließen, weil sie sich nicht mehr rechnen. Außerdem muss er den Verwaltungsapparat in der Zentrale verkleinern und Personal abbauen. Damit ergeht es ihm wie vielen anderen Modemarken von Hugo Boss über Esprit bis zu Tom Tailor, die ebenfalls wie im Rausch zu viele eigene Markenläden eröffnet haben.

Ein kleiner Trost neben dem Erfolg von Hallhuber ist für den Konzern in Westfalen das Onlinegeschäft. Das ist im vergangenen Geschäftsjahr um 22 Prozent auf immerhin knapp 44 Millionen Euro gewachsen. Das ist zwar wenig im Vergleich zu dem, was Online-Riesen wie Zalando schaffen. Aber es lässt hoffen.

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