Gerry Weber & Co. Warum ein deutscher Modehändler nach dem anderen taumelt

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Massensiechtum auf Deutschlands Einkaufsstraßen

Doch die aktuelle Saison schlägt selbst bei den wachstumsstarken Online-Playern ins Kontor. Im September musste Europas größter Online-Modehändler Zalando zum zweiten Mal binnen sechs Wochen seine Umsatz- und Gewinnerwartungen zusammenstreichen. Auch die Zalando-Manager machten dafür die hohen Temperaturen verantwortlich, die zu umfangreichen Rabattaktionen geführt habe. Der Start der umsatzstärkeren Herbst- und Wintersaison werde sich "signifikant" nach hinten verschieben, teilte das Unternehmen mit. Das sei ein Problem für die gesamte Modeindustrie.

Doch vor allem all für jene Anbieter, deren Marken in den vergangenen Jahren an Strahlkraft verloren haben, geht es inzwischen um die nackte Existenz. „Zu vielen Playern im relevanten Markt der Mitte bis hinauf zu Premium fehlt der Zauber, die Klarheit, die Überzeugung, warum sich Kunden für das Dargebotene begeistern könnten“, konstatierte jüngst bereits das Branchenblatt „Textilwirtschaft“.

Die Folge bekamen bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche namhafte Bekleidungshersteller und -filialisten zu spüren. Allein 2017 meldeten Traditionsunternehmen wie Roeckl, Basler, Gardeur und Biba Insolvenz. Im Jahr davor traf es Escada, Laurel, Strenesse, Zero und Steilmann. Auch die fränkische Modehaus-Kette Wöhrl und SinnLeffers stellten Insolvenzanträge.

Für das Massensiechtum auf Deutschlands Einkaufsstraßen gibt es eine Reihe von Gründen. Strukturell macht der Branche seit Jahren die Abwanderung der Kundschaft ins Netz zu schaffen. Zugleich steigt der Druck durch stationäre Angreifer wie Primark, die im Billigsegment wildern. Durch die diesjährige Sommerhitze ist die Kapitaldecke mancher Hersteller weiter geschmolzen, sie agieren längst am finanziellen Limit.

Experten gehen daher davon aus, dass es in der deutschen Modebranche schon bald zur nächsten Pleitewelle kommen dürfte.

Die Ausgangslage bei Gerry Weber ist somit alles andere als komfortabel. Und dennoch rechnen Insider damit, dass der Konzern zumindest den Herbststurm übersteht.

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