Getränkebranche „Existenzielle Not“: Deutsche Brauereien fordern staatliche Hilfe

Viele Betriebe sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Quelle: dpa

Die Branche wendet sich in einem offenen Brief an die Politik. Viele Brauereien hätten in der Coronakrise noch keine Hilfen erhalten.

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Deutsche Brauereien fordern angesichts ihrer angespannten Lage in der Coronakrise staatliche Hilfe. „Von Woche zu Woche geraten immer mehr Brauereien, Brauereigaststätten und Fachgroßhändler unverschuldet in existenzielle Not und sind von Insolvenz bedroht“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief, den mehr als 300 Brauereien unterzeichnet haben.

Während für die Gastronomie Hilfsmaßnahmen entwickelt wurden, seien die 1500 deutschen Brauereien bis auf wenige Ausnahmen leer ausgegangen. „Wir sprechen dabei weit überwiegend von mittelständischen und handwerklichen Betrieben, die sich oftmals seit Generationen im Familienbesitz befinden, von Brauereien, die Weltkriege, Wirtschafts- und Währungskrisen überdauert haben – und nun völlig unverschuldet vor dem Aus stehen“, heißt es in dem Schreiben.

Die Brauwirtschaft appelliert darin an Bund und Länder, „gezielt, entschieden und schnell“ mit Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung betroffener Betriebe gegenzusteuern. Ansonsten drohe vielen dieser Brauereien als Folge der Coronakrise die Insolvenz. Es stünden aber nicht nur zahllose Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern „auch ein unwiederbringlicher Teil unseres gesellschaftlichen Lebens und unserer vielfältigen Kultur“.

2020 erlebten die deutschen Brauereien die tiefste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Während die Mehrzahl der großen Biermarken aber noch moderat verlieren, nimmt der Niedergang bei einem Unternehmen dramatische Züge an.
von Mario Brück

2020 waren vier Monate lang Gaststätten, Restaurants, Kneipen, Bars und Hotels geschlossen. Ein Ende des seit Anfang November 2020 bestehenden zweiten Lockdowns ist noch nicht in Sicht.

„Mit den Lockdowns und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Fassbiermarktes haben die Brauereien von einem Tag auf den anderen einen maßgeblichen Teil ihres wirtschaftlichen Fundamentes verloren“, klagen die Brauereien. „Ware im Wert von vielen Millionen Euro, deren Haltbarkeitsdatum überschritten wurde, musste bereits vernichtet werden.“

Besonders Brauer, die auf den Ausschank und Feste ausgerichtet sind, müssten Bier im großen Stil vernichten, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. Millionenwerte werden nach seinen Worten in den Gully gekippt. Weil Kneipen und Restaurants geschlossen sind und keine Großveranstaltungen über die Bühne gehen können, ist in den Fassbierabfüllungen der Brauereien das Licht aus. Und es kommt es noch dicker – Großhändler bringen Fassbier zum Vernichten in der Brauerei zurück: „Das findet zurzeit überall in Deutschland statt“, sagt der Herausgeber des Branchenmagazins „Inside“, Niklas Other.

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