Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Gin und Wodka aus Deutschland Was deutschen Schnaps so besonders macht

Einst hing Schnäpsen aus deutschem Hause ein angestaubtes Stammtisch-Image an. Heute ist Hochprozentiges aus Deutschland hip und erfolgreich. Wie den Destillerien der Image-Wechsel gelang.

  • Artikel teilen per:
  • Artikel teilen per:
Das sind die liebsten Getränke der Deutschen
Heiß- und Hausgetränke insgesamt: 327,6 Liter pro KopfHeißer Glühwein ist vor allem in der Weihnachtszeit beliebt. Der Großteil der Heißgetränke ist aber Kaffee, auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Tee in Deutschland ist hoch. Quelle: dpa-dpaweb
Alkoholfreie Getränke insgesamt: 303,6 Liter pro KopfErfrischung mit einem Schluck Mineralwasser: Wasser ist das beliebteste alkoholfreie Getränk der Deutschen. Aber auch Erfrischungsgetränke wie Limonaden und Fruchtsäfte stehen hoch im Kurs. Quelle: dpa
Alkoholische Getränke insgesamt: 137,2 Liter pro KopfAnstoßen mit einem Glas Bier: Der Gerstensaft ist bei Deutschen das beliebteste alkoholische Getränk. Auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein ist noch relativ hoch, Spirituosen und Schaumweine folgen auf den hinteren Plätzen. Quelle: dpa
Platz 10 – SchaumweinChampagner oder Sekt sind offenbar nur bei besonderen Anlässen beliebt. Die Deutschen trinken 4,0 Liter pro Kopf. Quelle: BrauBeviale 2014 Quelle: dpa
Platz 9 – SpirituosenSpirituosen werden natürlich auch nicht in rauen Mengen konsumiert. Dennoch waren es 2013 immer noch 5,5 Liter pro Kopf. Quelle: dpa
Platz 8 – WeinZum Essen gibt es in Deutschland auch gerne mal ein Glas Wein: 21,2 Liter pro Kopf tranken die Deutschen im Jahr 2013. Quelle: dpa
Platz 7 – FruchsäfteDer Vitamin-Kick für zwischendurch: Fruchtsäfte wie Apfel- oder Orangensaft trinken Deutsche gern – und konsumierten im vergangenen Jahr 33,0 Liter pro Kopf. Quelle: obs

Obstler, Kirschwasser und Marillenschnaps. So sah bis vor einigen Jahren die Produktpalette vieler deutscher Brennereien aus. Bei der älteren Generation als Absacker nach dem Abendessen beliebt, wurden Spirituosen aus Deutschland von den Jüngeren eher gemieden.

Doch das Image und die Produktpaletten heimischer Destillerien wandeln sich. Immer mehr Unternehmen entdecken Klassiker wie Gin oder Wodka für sich. Die Spirituosen erfreuen sich unter Kennern - in Deutschland wie international - wachsender Beliebtheit.

Deutschlands beliebteste Spirituosen

Schnaps vom Reißbrett

Eines der prominentesten Beispiele für diese Entwicklung ist die Black Forrest Distillers GmbH mit ihrem Monkey-47-Gin. Diesen Wachholderschnaps produziert der ehemalige Nokia-Manager Alexander Stein mit Christoph Keller, einem Fachmann in Sachen Destillieren, direkt im Schwarzwald. Seit 2008 entwickelt das Duo den speziellen Schwarzwald-Schluck. "Wir haben den Gin nach einer historischen Vorlage am Reißbrett entworfen, was wahrscheinlich eine sehr deutsche Herangehensweise ist", sagt Stein. Sein Ziel: "Ein handgemachtes, qualitativ hochwertiges Produkt, sozusagen den perfekten Gin für uns zu entwickeln."

Rund sieben Jahre nach dem Startschuss scheint Stein mit seinem Monkey 47 am Ziel zu sein. Trotz eines stolzen Preises von bis zu 40 Euro je Halb-Literflasche wird der Gin mittlerweile in rund 40 Länder exportiert. 2011 wurde er bei der International Wine and Spirit Competition, quasi den Oscars der Brennereien, von internationalen Experten zum besten Gin der Welt gekürt. Ein Ritterschlag für die kleine Schwarzwaldbrennerei - mit einem Produkt, bei dem traditionsgemäß das Vereinigte Königreich die Nase vorne hat.

Lange Tradition

Dass ein Gin aus deutschem Hause die internationale Konkurrenz schlägt, ist nicht zuletzt dem heimischen Knowhow in Sachen Alkoholherstellung zuzuschreiben. Viele der mehr als 18.000 deutschen Brennereien blicken auf eine lange Tradition zurück. In der angeblich ältesten Destillerie Deutschlands, der Schlitzer Korn- & Edelobstbrennerei GmbH in Osthessen, wird seit 1585 Alkohol gebrannt.

Die Länder mit dem höchsten Alkoholkonsum
Platz 10: Portugal 12,9 Liter reinen Alkohol trinkt jeder Portugiese laut der Weltgesundheitsorganisation WHO durchschnittlich im Jahr. Bei den Südländern erwartungsgemäß besonders beliebt: Wein. Mehr als die Hälfte des Alkoholkonsums entfallen auf den vergorenen Beerensaft. Zum Vergleich: Die Deutschen trinken jährlich 11,8 Liter (Rang 16). Quelle: World Health Organization Quelle: dpa
Platz 9: Tschechische Republik / SlowakeiGleich zwei Staaten teilen sich Platz 9: In Tschechische Republik und der Slowakei trinkt jeder Bürger 13 Liter jährlich. Die Osteuropäer stehen dabei auf härter Getränke. Gut die Hälfte des Alkohols nehmen sie in Form von Schnäpsen zu sich. Quelle: REUTERS
Platz 8: Ungarn Da trinken die Bürger Ungarns schon abwechslungsreicher. Ungefähr je ein Drittel des Alkoholkonsums entfallen auf Bier, Wein und Spirituosen. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 13,3 Liter. Quelle: dpa
Platz 7: AndorraKleines Land, großer Durst: Jeder Bewohner Andorras schüttet sich im Schnitt 13,8 Liter puren Alkohol den Rachen hinunter. Kein Wunder, gelten die Alkohol-Preise in Andorra doch als enorm niedrig. Quelle: dapd
Platz 5: RumänienTuica, Palinca and Rachiu heißen die traditionelle Schnäpse, die sich die Rumänen besonders gern genehmigen. Gründe sie zu trinken, gibt es offenbar genug. Mit einem durchschnittlichen Alkoholkonsum von 14,4 Litern. Quelle: dpa
Platz 6: UkraineNochmal ein bisschen trinkfreudiger sind die Ukrainer. Durchschnittlicher Alkoholkonsum: 13,9 Liter. Laut WHO die traditionellen Getränke der Wahl: Palenka and Grappa. Quelle: dpa
Platz 4: RusslandWodka! Anders als mit dem hochprozentigen russischen Schnaps ist diese Platzierung nicht zu erklären. Besonders Männer trinken den Schnaps literweise und kommen deshalb früher ins Grab. Ein Viertel aller männlichen Russen stirbt noch vor dem 55. Lebensjahr. Laut einer aktuellen Studie der Hauptgrund: übermäßiger Alkoholkonsum. 15,1 Liter Alkohol trinkt jeder Russe. Quelle: REUTERS

"Nirgendwo auf der Welt ist das destillatorische Können und die jahrhundertelange Erfahrung so ausgeprägt wie in Süddeutschland", so Alexander Stein. Dass sei vielen Deutschen gar nicht bekannt. "Da muss man häufig Aufklärungsarbeit betreiben, dass wir Deutschen in Sachen Destillation eine der weltweit führenden Nationen sind", scherzt er.

Das bestätigt auch Marco Weinhold, Barmanager der Berliner Monkey Bar und vom Leaders-of-the-Year-Award 2014 zum besten Barkeeper Deutschlands gewählt: "Heute stehen gute deutsche Gins und Wodkas ihren Kollegen aus dem Ausland in nichts nach."

Zum Erfolg deutscher Spirituosen trägt nicht nur die Qualität bei. Auch die Herkunft spielt eine bedeutende Rolle. "Den Deutschen wird die Regionalität von Produkten immer wichtiger", erklärt Barchef Weinhold. Nicht nur Butter, Eier und Obst sollen möglichst aus der Region kommen, auch wenn die Hausbar mit heimischen Getränken bestückt ist, freut das immer mehr Kunden.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%