




Strauss Innovation hat beim Amtsgericht Düsseldorf ein so genanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Ziel dieser Insolvenzvariante ist die Sanierung der Unternehmensgruppe, die derzeit rund 1400 Mitarbeiter beschäftigt und 96 Filialen betreibt. Das Management bleibt im Amt und wird von dem Sanierungsexperten unterstützt. So soll der erfahrene Unternehmensberater Hans Peter Döhmen an Bord sein, heißt es in Unternehmenskreisen. Ein so genannter Sachwalter, der noch bestellt wird, soll dafür sorgen, dass die Gläubigerinteressen gewahrt werden.
Hintergrund der Insolvenz von Strauss sei der schlechte Geschäftsverlauf der vergangenen Monate, teilte das Unternehmen mit. Erst gestern waren deutliche Umsatzverluste der Warenhauskette Karstadt im Weihnachtsgeschäft bekannt geworden. Bei Strauss schlugen offenbar auch die widrigen Wetterbedingungen ins Kontor: So habe die lange Kälteperiode zum Jahresanfang 2013 dafür gesorgt, dass sich die Frühjahrskollektion samt Gartenmöbeln und anderen Artikeln schlecht verkauft habe. Der milde Winter wiederum ließ den Textilumsatz stocken, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
Die strukturellen Probleme des Unternehmen liegen jedoch tiefer: Schon seit Jahren gilt Strauss als Sanierungsfall. Nach einer überstürzten Expansionsphase stand die Kette schon 2008 am Abgrund. Damals war die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT eingestiegen. In der Folge hatte der damalige Strauss-Chef Thorsten Hermelink dem Unternehmen harte Einschnitte verordnet und das Geschäft neu justiert. Eine kurze Stabilisierungsphase nutze EQT, um Strauss Ende 2011 an den US-Finanzinvestor Sun Capital weiterzureichen. Hermelink wechselte zum Schuhhändler Görtz und die Britin Paula Minowa übernahm den Chefposten.
Für Sun Capital bedeutet die Strauss-Havarie schon die zweite Pleite mit deutschen Handelsinvestments. Auch beim dem Versandhändler Neckermann hatten die Finanzinvestoren bei ihrem Einstieg die Sanierungschancen überschätzt und den Wettbewerb in Deutschland unterschätzt.
Ob Sun Capital als Gesellschafter von Strauss beteiligt bleibt, ist nun offen. Das Schutzschirmverfahren wird in der Regel genutzt, um die so genannte Passivseite zu entlasten – also die Schulden zu senken. Zudem erhalten die Mitarbeiter über einen Zeitraum von maximal drei Monaten Insolvenzausfallgeld, was zusätzlichen Spielraum schafft. Denkbar ist, dass die Geschäftsführung das Verfahren auch nutzt, um Mietverträge neu auszuhandeln und schlecht laufende Filialen zu schließen. Parallel dazu dürfte das Werben um Investoren beginnen.