Hallhuber-Mutter Gerry Weber verkauft sein Tafelsilber

Der westfälische Modekonzern trennt sich von einer großen Immobilie in Düsseldorf. So will Gerry Weber seinen Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr retten und das schwache Geschäft in den letzten Monaten ausgleichen.

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Ein Arbeiter entfernt den Schriftzug

Düsseldorf Ralf Weber ist kein Freund überstürzter Entscheidungen. Der Vorstandschef von Gerry Weber überlegt mit großer Umsicht, bevor er sich bei wichtigen Fragen festlegt. Umso deutlicher zeigt die aktuelle Nachricht aus der Firmenzentrale in Halle/Westfalen, wie schlecht es um den Modekonzern bestellt ist. Weber verkauft eine große Immobilie in Düsseldorf, die „Halle 30“, in der viele Modemarken ihre Showrooms vorhalten – von Marc Cain bis Basler.

Vom Verkaufserlös von rund 49 Millionen Euro fließen Gerry Weber 20 Millionen als außerordentlicher Ertrag zu. Dieser Betrag „wird den wesentlichen Anteil des Ergebnisses“ des Konzerns für am 31. Oktober endenden Geschäftsjahr „darstellen“, wie das Unternehmen mitteilte.

Das bedeutet: Ohne diesen Extra-Gewinn sähe das Ergebnis für 2015/16 schlecht aus. Denn auch im vierten Quartal war das Modegeschäft schwach. Ralf Weber begründete den Verkauf damit, dass sich das Unternehmen „im Zuge der Neuausrichtung“ entschieden habe, „die Management-Kapazitäten auf unser Kerngeschäft zu fokussieren“.

Das Tafelsilber des Unternehmens lässt sich nur einmal verkaufen. Der Immobilienverkauf kann Weber lediglich nutzen, um vorübergehende Dellen im Geschäft auszugleichen. Mittelfristig kann das Unternehmen, zu dem auch die Kette Hallhuber gehört, nur überleben, wenn sie im operativen Geschäft profitabel wirtschaftet. Ralf Weber, Sohn des Firmengründers Gerhard Weber, will das Unternehmen mit dem Programm „Fit4Growth“ wieder auf Kurs bringen. Er hatte dazu angekündigt, sich von zehn Prozent seiner 7.000 Mitarbeiter und von gut 100 der insgesamt 1.000 Filialen zu trennen.

Gerry Weber leidet wie viele Modefirmen unter der zunehmenden Marktmacht großer Filialisten wie dem spanischen Inditex-Konzern mit Marken wie Zara oder dem schwedischen Riesen H&M. Hinzu kommt, dass mehrere laue Winter dafür sorgten, dass zu viel Ware in den Läden hängen blieb. Die musste mit großen Rabatten verkauft werden, was wiederum die Margen drückt.

Unternehmensgründer Gerhard Weber hatte in den zurückliegenden Jahren, als es dem Unternehmen gut ging, kräftig expandiert und eine Filiale nach der anderen eröffnet. Zu viele, wie sich inzwischen zeigt. Nun muss der Junior massiv gegensteuern. Außerdem muss er die Marke verjüngen, weil Gerry Weber mit seinen Kunden im Laufe der Jahre immer älter geworden ist. Und selbst die Senioren wollen sich inzwischen flotter kleiden als noch vor zehn Jahren.

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