Hamburger Hafen Hafenbetreiber HHLA sucht den Ausweg aus der Krise

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Moderne Häfen Europas jagen Hamburgern Anteile ab

Dass Peters nicht früher gehen musste, hängt auch damit zusammen, dass er den Bahnverkehr um den Hamburger Hafen erfolgreich aufbaute. 360 Züge voller Container schickt das Unternehmen mittlerweile jede Woche durch Europa, nach London, Danzig oder sogar Istanbul. Mittlerweile steuert der Bereich 32 Prozent zum Umsatz bei. Im vergangenen Jahr verdoppelte sich der Gewinn der Sparte auf rund 55 Millionen Euro.

Doch der Erfolg der Strategie ist zugleich auch ihr Problem. Andere Häfen haben das Konzept mittlerweile kopiert und jagen den Hamburgern damit Geschäft ab. Rotterdam etwa, größter Hafen Europas, richtet seinen Fokus verstärkt auf das traditionelle Hinterland Hamburgs. Heute gelten die Niederländer als Hafen mit den modernsten Terminals.

Länge weltweit bedeutender Schifffahrtskanäle

Ergebnis: Anders als in Hamburg blieb der Umschlag dort zuletzt stabil. Die Konkurrenz in Antwerpen verzeichnete sogar Wachstum. Die Belgier verdrängten Hamburg damit von Platz zwei der größten Häfen Europas. Und auch die neuen Tiefwasserhäfen in Bremerhaven und Danzig in Polen jagen den Hamburgern Anteile ab.

Doch selbst in Hamburg ist ein Ungleichgewicht zu spüren: Während die HHLA in den ersten drei Monaten des Jahres wieder rund acht Prozent weniger Container bewegte, verzeichnete Konkurrent Eurogate am vierten Hamburger Hafenterminal fünf Prozent mehr Container. Das zeigt: Es war nicht nur die Globalisierung, die den Hafenbetreiber im Stich ließ. Die HHLA hat auch eine ganze Reihe von hausgemachten Problemen.

Dazu gehört der Containerterminal Burchardkai, an dem es immer wieder Probleme gibt. Vor zwei Jahren standen die Züge und Lastwagen vor dem Hamburger Hafen wochenlang still, weil die Mitarbeiter am Terminal mit verspäteten Riesenfrachtern überfordert waren. Bis nach Hannover sollen sich die Güterzüge aufgestaut haben. Bahn-Chef Rüdiger Grube reiste persönlich an, um im Hamburger Rathaus über die Notlage zu diskutieren. Doch vor der Presse standen Bahn-Chef Grube und Bürgermeister Olaf Scholz alleine da. Peters flüchtete noch während der Veranstaltung durch die Hintertür. Von einem Gemeinschaftsauftritt will er nichts gewusst haben.

"Betriebsfrieden erkauft"

Nach den Verzögerungen bestellte Peters sich eine Beratungsfirma ins Haus, die ermitteln sollte, was an der Kaikante eigentlich schiefläuft. Das Ergebnis wurde vor wenigen Wochen publik und sorgte für so viel Ärger, dass der Hamburger Senat den HHLA-Chef erst mal für eine Unterredung einbestellte.

Wie sich der HHLA-Umsatz auf die Segmente verteilt

„Das Organisationskonzept ist mangelhaft“, heißt es etwa in der elfseitigen Präsentation. Der Burchardkai „war über viele Jahre lang sich selbst und den Beschäftigten überlassen“. Der Arbeitgeber habe sich „den Betriebsfrieden erkauft“. Und nun, so der Bericht weiter, wollen die Mitarbeiter ihre Privilegien nicht aufgeben. Wenige Tage später musste der Vorstand sich der Wut der Mitarbeiter stellen. Sie verstanden nicht, warum ihre Arbeit in die Kritik geriet.

Im Wettkampf mit den anderen Nordhäfen hat Hamburg neben internen Problemen auch einen strategischen Nachteil: die Elbe. Sie ist nicht nur zu flach und zu eng für die immer größeren Containerschiffe, mit jeder Flutwelle schwappt auch Sand und Schlick in das Hafenbecken. Im vergangenen Jahr konnten deshalb nicht mal mehr Schiffe mit den eigentlich erlaubten 13,50 Meter Tiefgang einlaufen. Die Frachter steuerten andere Häfen an.

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