Handel Amazon will offenbar zwei neue Konzernzentralen bauen

Amazon plant wohl Bau von zwei neuen Konzernzentralen Quelle: dpa

Mit der Suche nach einem zweiten Hauptquartier hat Amazon in Nordamerika Städte, Gemeinden und Bundesstaaten in Aufruhr versetzt. Nun rückt die Entscheidung näher - und statt eines neuen Standorts könnte es zwei geben.

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Amazon will laut einem Zeitungsbericht zwei weitere Hauptsitze eröffnen - statt nur einem. Die entstehenden Arbeitsplätze und die nötigen Büroflächen würden bei dem neuen Plan zwischen den beiden Standorten geteilt, schrieb das „Wall Street Journal“ (Dienstag) unter Berufung auf einen Insider. Dadurch würden anstelle von 50 000 Jobs in einer Stadt je 25 000 in zweien entstehen. Eine entsprechende Entscheidung könnte demnach noch in dieser Woche gefällt und verkündet werden. Amazon wollte sich dazu nicht äußern.

Grund für die zwei weiteren Zentralen ist dem Bericht zufolge vor allem das Problem, ausreichend qualifiziertes Technik-Personal zu finden. Zudem gebe es Bedenken, dass die geplante Expansion, die mit starkem Zuzug von Arbeitskräften verbunden sein dürfte, einen einzelnen Standort und dessen Infrastruktur überfordern könnte. Amazon hatte im September 2017 angekündigt, neben dem bisherigen Hauptsitz in Seattle (US-Bundesstaat Washington) eine zweite Zentrale in Nordamerika aufzumachen.

Beim weltgrößten Internethändler, der zuletzt insgesamt rund 613 300 Angestellte beschäftigte, gingen daraufhin 238 Bewerbungen ein. Darunter waren einige ausgesprochen kreative Kampagnen - aus Tucson in Arizona erhielt Amazon-Chef Jeff Bezos einen riesigen Kaktus, New York ließ das Empire State Building in „Amazon Orange“ erstrahlen und Atlantas Vorort Stonecrest bot an, einen Teil der Stadt in „City of Amazon“ umzubenennen. Im Januar stellte der Konzern dann die 20 aussichtsreichsten Kandidaten vor, darunter waren etwa die Metropolen New York City, Chicago, Los Angeles und Toronto.

von Henryk Hielscher, Matthias Hohensee, Silke Wettach

Laut US-Medien ist das Auswahlverfahren inzwischen weit fortgeschritten. Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf eingeweihte Quellen, dass Amazon kurz davor stehe, zwei Standorten den Zuschlag zu geben. Dabei handele es sich um Crystal City im Norden des Bundesstaates Virginia, das mit einer günstigen Lage nahe der US-Hauptstadt Washington DC punkte, sowie Long Island City im New Yorker Bezirk Queens. Dem „Wall Street Journal“ nach darf sich auch das texanische Dallas noch Hoffnung machen.

Amazon verspricht neben vielen Jobs auch hohe Investitionen. Im Gegenzug winken dem Konzern massive Steuernachlässe der Standorte, die sich bewerben. Während sich Politiker gerne mit großem öffentlichem Rummel als Jobbeschaffer feiern lassen, sehen Experten die Praxis skeptischer. Häufig werden Investitionen und Arbeitsplätze durch Steuergelder teuer erkauft, zudem erfüllen sich die Versprechen längst nicht immer. Ein Aktionsbündnis, das Vertreter von 21 Bundesstaaten umfasst, appellierte deshalb bereits an Amazon-Chef Bezos, das Auswahlverfahren möglichst transparent zu gestalten.

Vorbehalte gibt es auch hinsichtlich der Stadtveränderungen, die häufig mit der Ankunft großer Konzerne einhergehen. So kann der Zuzug hoch bezahlter Tech-Arbeitskräfte die Mieten und Lebenshaltungskosten für die restliche Bevölkerung kräftig in die Höhe treiben. Dieses Phänomen ist etwa in der kalifornischen Bay Area mit der Metropole San Francisco nahe der IT-Hochburg Silicon Valley zu beobachten, aber auch an Amazons bisher einzigem Hauptsitz in Seattle und in etlichen anderen Regionen - nicht nur in den USA.

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