Handel mit Russland Deutsche Wirtschaft hofft auf Aufschwung

Die Exporte nach Russland stiegen 2017 um 19 Prozent. Quelle: REUTERS

Die Russland-Sanktionen haben deutsche Unternehmen schmerzlich getroffen. Jetzt hofft die Wirtschaft auf einen schrittweisen Abbau der Strafmaßnahmen.

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Die deutsche Wirtschaft rechnet 2018 trotz der Sanktionen wegen der Ukraine-Krise mit einem deutlichen Aufschwung des Russland-Geschäfts. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage unter 141 in Russland engagierten Unternehmen prognostizierten mehr als drei Viertel eine positive Entwicklung der dortigen Wirtschaft. Knapp zwei Drittel beurteilten zudem die Entwicklung des Geschäftsklimas seit Anfang 2017 positiv.

Drei von vier Unternehmen litten aber unter den Sanktionen, die ab 2014 von der EU und den USA beschlossen worden waren. 94 Prozent sprachen sich in der Befragung des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer für eine sofortige oder schrittweise Aufhebung der Strafmaßnahmen aus.

„Sowohl Russland als auch der Westen sind gefordert, sich endlich auf gesichtswahrende Lösungen für beide Seiten zu einigen“, sagte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Büchele bei der Vorstellung der Umfrage. Die EU hat die Sanktionen gegen Russland an die Umsetzung des Minsker Friedensabkommens von 2015 für die Ost-Ukraine gekoppelt und sie wegen fehlender Fortschritte erst im Dezember verlängert. Umstritten ist, ob die Sanktionen schon vor einer vollständigen Umsetzung des Abkommens schrittweise zurückgefahren werden sollen.

Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) bekräftigte auf einer Russland-Konferenz des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), „dass wir nur zu einem Abbau von Sanktionen kommen, wenn wir diese Fortschritte auch wirklich sehen können“. Über die einzelnen Schritte könne man dann sicher diskutieren. Der russische Botschafter Sergej Netschajew bezeichnete die Sanktionen bei der Konferenz als „beispielloses und illegitimes Diktat“. In der Ostukraine bekämpfen sich seit 2014 prorussische Separatisten und Regierungstruppen. Die Strafmaßnehmen gegen Russland haben nicht nur der russischen, sondern auch der deutschen Wirtschaft massiv geschadet. Die Verluste europäischer Firmen summieren sich nach Einschätzung der deutschen Wirtschaft inzwischen auf einen dreistelligen Milliardenbetrag.

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft schaden die Sanktionen nur zu 60 Prozent Russland. 40 Prozent der Handelsverluste müssten die 37 Länder tragen, die die Sanktionen beschlossen haben - darunter alle EU-Mitglieder und die USA. Unter den westlichen Staaten ist Deutschland der Untersuchung zufolge mit 40 Prozent der Einbußen am stärksten betroffen.

Trotz der Sanktionen gab es im vergangenen Jahr eine Trendwende in den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Die Exporte nach Russland stiegen 2017 um 19 Prozent. 36 Prozent der befragten Unternehmen rechnen auch für 2018 mit Zuwächsen, 57 Prozent erwarten immerhin stabile Umsätze. Büchele sagte dazu: „Der Weg zurück zu den Rekordzahlen aus dem Jahr 2012 mit rund 80 Milliarden Euro Handelsumsatz ist noch sehr weit, aber die Richtung stimmt wieder.“

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