Nachdem die Hanjin Europe die Anker gelichtet und Hamburg verlassen hat, ist die Hanjin-Krise für die Hansestadt indes nicht vorbei. Zum einen warten zahlreiche Kaufleute und Unternehmen weiterhin auf Ware, die auf Hanjin-Schiffen unterwegs ist. Zum anderen nimmt offenbar bereits das nächste Problem Kurs auf Hamburg: die „Hanjin Harmony“.
Die beliebtesten Flaggen der deutschen Reeder
Etwa 3200 Schiffe umfasst die deutsche Handelsflotte. Davon fahren rund 1025 Schiffe mit der Flagge Liberias. Das Land an der Elfenbeinküste fordert mindestens eine 16-köpfige Besetzung. An einem Schiff mit deutscher Flagge müssen mindestens 19 Seeleute an Bord sein.
950 der in Deutschland registrierten Handelsschiffe fahren unter der Flagge des karibischen Inselstaats Antigua und Barbuda.
Mit 370 Schiffen nimmt die deutsche Flagge nach den Daten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie immerhin den dritten Platz der beliebtesten Flaggen ein. Doch nur 200 der Schiffe fahren nach Angaben des Verbands deutscher Reeder auch in internationalen Gewässern.
Der Inselstaat Malta ist die beliebteste europäische Flagge bei deutschen Reedern. 184 Schiffe fahren mit dem weiß-roten Banner.
171 Schiffe fahren unter der Flagge der Marshallinseln, die im pazifischen Ozean liegen.
Auch Zyperns Flagge ist bei den Reedereien beliebt: 134 Schiffe fahren unter der Flagge, die die Konturen des Staates zeigt.
Die restlichen 410 der in Deutschland registrierten Handelsschiffe fahren unter anderen Flaggen.
„Wir wissen, dass sie plant, nach Hamburg zu kommen“, sagte in der vergangenen Woche ein Sprecher der Hafenbehörde HPA. Doch man habe der Reederei bereits vor Tagen schriftlich mitgeteilt, dass eine Einfahrt nur möglich sei, „wenn für die Einfuhr und Ausfuhr schriftliche Bestätigungen vorliegen, dass die privaten Anbieter wie die Schlepper und Lotsen das Schiff bedienen“, heißt es.
Doch für die Harmony, die nach mehreren Tagen auf Reede vor Le Havre aktuell durch den Ärmelkanal schippert, gelten andere Bedingungen als für die Europe: Die Reederei Hanjin hat das Schiff nur gemietet, tatsächlich gehört es dem stadtbekannten Hamburger Reeder Peter Döhle, genauso wie drei weitere Schiffe.
Für den Schiffsvermieter ist das ein sensibles Thema. Denn die Frachter bringen kein Geld ein, und noch ist unklar, wann die Vermieter sie anderen Reedereien wieder anbieten könnten. „Wir sagen nichts“, heißt es dort nur, die zuständige Mitarbeiterin legt den Telefonhörer noch mitten in der Frage auf.
Laut einem noch nicht bestätigten Bericht des „Wall Street Journal“ erwägt Hanjin derzeit, die insgesamt 61 von Drittanbietern gecharterten Schiffe an die Eigner zurückzugeben. Dazu würde auch die „Harmony“ zählen. Das angeschlagene Unternehmen wolle seine eigene Containerflotte um mehr als die Hälfte verkleinern, um sich womöglich noch zu retten.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Abwicklung des hoch verschuldeten Unternehmens sei aber noch immer groß, schrieb das Blatt. Der Konzern wollte sich nicht zu dem Bericht äußern und verwies darauf, dass der Sanierungsplan erst im Dezember vorgelegt werden muss.
Für die Seeleute auf der Hanjin Europe heißt das zunächst: Sie müssen weiter warten, im Meer vor Langeoog, moderne fliegende Holländer, die sie sind. Die Ungewissheit setzt sich fort.