Hans Riegel ist tot Wie der Goldbär Haribo den Erfolg brachte

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Riegel dachte nicht ans Aufhören

Von Einstein bis Gottschalk - skurrile Fakten über Haribo
Erstes Fabrikgebäude war eine Waschküche1920 gründete der gelernte Bonbonkocher Hans Riegel Senior die Firma Haribo in einer Hinterhof-Waschküche in der Bergstraße in Bonn-Kessenich. Am 13. Dezember 1920 lässt er Haribo (als Akronym für Hans Riegel Bonn) ins Handelsregister der Stadt Bonn eintragen. 1921 heiratet Riegel, seine Frau Gertrud wird die erste Haribo-Mitarbeiterin. Quelle: Presse
Startkapital: Ein Sack Zucker und ein TopfDas Startkapital des Gründers Hans Riegel bestand übrigens aus einem Sack Zucker, einer Marmorplatte, einem Hocker, einem gemauerten Herd, einem Kupferkessel und einer Walze. Mit diesen Mitteln schuf er in besagter Bonner Waschküche ein mittlerweile weltweit bekanntes Unternehmen. Quelle: dapd
100 Millionen GummibärchenMittlerweile produziert das Familienunternehmen pro Tag 100 Millionen seiner Goldbären. Würde man die einzelnen Bären aus der Produktion eines Jahres nebeneinander stellen, hätte man eine Goldbärenkette von 160.306 Kilometer Länge. Mit der einer Jahresproduktion an Gummibärchen könnte man also vier mal die Erde umrunden. Verkauft werden die Goldbären übrigens weltweit, beispielsweise als "Gold-Bears", "Ositos de Oro" oder "Zlote Misie". Quelle: dpa/dpaweb
Fast 470.000 Kilometer LakritzWürde man übrigens die gesamte Jahresproduktion an Lakritzschnecken von Haribo aufrollen und aneinander reihen, hätte man einen Lakritzstrang von 468.000 Kilometer Länge. Damit ließe sich die Distanz zwischen der Erde und dem Mond überbrücken. Quelle: dpa/dpaweb
SloganSeit den 1930er Jahren wirbt Haribo damit, Kinder froh zu machen. Mitte der 60er ergänzte Unternehmensgründer Hans Riegel die Werbebotschaft um den Zusatz "und Erwachsene ebenso". Mit Erfolg: Laut Angaben des Unternehmens kennen 98 Prozent der Deutschen den Werbeslogan und verbinden das Unternehmen aus Bonn auch damit. Quelle: Presse
WerbepartnerschaftEbenfalls ein cleverer Schachzug des Unternehmens war die Verpflichtung des Moderators und Showmasters Thomas Gottschalk als Werbegesicht. Ab 1991 macht Gottschalk Reklame für Goldbären, Colorado und Lakritz, das ist die längste Werbepartnerschaft der Welt. Sie bescherte sowohl Gottschalk als auch Haribo neben den entsprechenden Einnahmen auch einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. 2014 kündigten Gottschalk und Haribo das Ende der Zusammenarbeit an. Quelle: obs
Berühmte FansDoch auch schon bevor Gottschalk begann, für Haribo zu werben, konnte die Marke viele Fans gewinnen. Kaiser Wilhelm II. beispielsweise schrieb aus seinem Exil in Doorn, dass die Gummibärchen aus Bonn das Beste seien, was die Weimarer Republik hervorgebracht habe. Auch Albert Einstein, Erich Kästner, Heinz Rühmann, Konrad Adenauer und Hans-Dietrich Genscher hatten immer Goldbären bei sich. Und auch in Übersee erfreuen sich Goldbären großer Beliebtheit. So sagte die US-Schauspielerin Reese Witherspoon, deren Vater sechs Jahre Militärarzt in Wiesbaden war, in einem Interview, dass Deutschland "die tollsten Süßigkeiten" habe und dass Gummibären "doch die beste Erfindung" seien. Quelle: dpa

Hans Riegel Junior führte das Unternehmen seit 1946. Bis zu dessen Tod im August 2009 stand ihm sein Bruder Paul zur Seite. Nachdem die Brüder 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt waren, machten sie sich an den Wiederaufbau des Unternehmens. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Hans Riegel übernahm den kaufmännischen Bereich einschließlich Marketing und Vertrieb, sein Bruder Paul kümmerte sich um Technik und Produktion. Heute hat Paul Riegels Sohn Hans-Guido die technische Leitung des Unternehmens inne.

Die Riegelbrüder bauten das lokale Süßwarenunternehmen zum Global Player aus. Bereits 1950 arbeiteten rund 1000 Mitarbeiter für Haribo, 1945 waren es noch 30 gewesen. Das Unternehmen expandierte mit Gummibärchen und Kaubonbons in mehr als 20 Länder.

Der Expansionskurs von Haribo von 85 bis heute

Seine Inspiration für Süßwarentrends holte sich Goldbären-Chef Riegel aus Kinderserien, Magazinen und Comics. "Ich muss darüber informiert sein, was sie naschen wollen, was sie denken, welche Sprache sie sprechen", sagte der Firmenpatriarch. Seit nunmehr 67 Jahren führt er das Unternehmen. Am 9. März feiert Riegel seinen 90. Geburtstag. Am heutigen Dienstag gab das Unternehmen Haribo den Tod des Patriarchen bekannt, der bis zum letzten Tag nicht ans Aufhören dachte. "Ich mache meine Arbeit, weil sie mir Freude macht, und ich habe keinen Grund, mir die Freude selbst zu nehmen", sagte der Haribo-Chef einmal in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Undurchsichtige Nachfolgeregelung

Gemeinsam mit Bruder Paul teilte er sich bis 2009 die Anteile an dem Unternehmen - auch wenn das Verhältnis unter den Brüdern und vor allem zwischen Hans Riegel und der nächsten Generation schwierig war. Dementsprechend lange beschäftigte die Nachfolgefrage das Unternehmen: Im Jahr 2010 entschied sich Haribo dann für eine neue Unternehmensstruktur - allerdings erst nach einem Schiedsspruch der Industrie- und Handelskammer in Bonn.

Seit gut drei Jahren steht die Haribo Holding GmbH & Co. KG an der Spitze der weltweit agierenden Gruppe: Je 50 Prozent daran halten der Firmenpatriarch Hans Riegel sowie die Paul Riegel Familienholding - also Paul Riegels Kinder Hans-Jürgen, Hans-Guido, Andrea und Hans-Arndt. Eine Ebene darunter agieren zwei Gesellschaften: eine für das Inlands- und eine für das Auslandsgeschäft. An der 2010 getroffenen 50:50-Regelung habe sich auch bis heute nichts geändert, wie Firmensprecher Marco Alfter gegenüber WirtschaftsWoche Online bestätigte. Was nach seinem Tod mit Riegels Anteilen und seinem Vermögen, das in einer Stiftung in Österreich ruht, geschehen soll, wurde jedoch nie klar kommuniziert.

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