Hans Riegel Junior führte das Unternehmen seit 1946. Bis zu dessen Tod im August 2009 stand ihm sein Bruder Paul zur Seite. Nachdem die Brüder 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt waren, machten sie sich an den Wiederaufbau des Unternehmens. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Hans Riegel übernahm den kaufmännischen Bereich einschließlich Marketing und Vertrieb, sein Bruder Paul kümmerte sich um Technik und Produktion. Heute hat Paul Riegels Sohn Hans-Guido die technische Leitung des Unternehmens inne.
Die Riegelbrüder bauten das lokale Süßwarenunternehmen zum Global Player aus. Bereits 1950 arbeiteten rund 1000 Mitarbeiter für Haribo, 1945 waren es noch 30 gewesen. Das Unternehmen expandierte mit Gummibärchen und Kaubonbons in mehr als 20 Länder.
Der Expansionskurs von Haribo von 85 bis heute
Drei Jahre nachdem Haribo in den USA Fuß fassen konnte, kauft das Unternehmen die südfranzösische Firma Ricqles Zan. Aus der Fusion der Ricqles Zan mit der bereits 1967 gegründeten Haribo France S.A. geht Ende 1987 die neue Firma Haribo-Ricqles Zan S.A. hervor. Das Unternehmen mit Standorten in Marseille und Uzès beliefert Frankreich und Südeuropa mit Fruchtgummis und anderen Süßwaren.
1986 übernimmt Haribo die Edmund Münster GmbH & Co. KG in Neuss. Das Unternehmen wurde im Jahre 1898 als "Düsseldorfer Lakritzenwerk" gegründet und zwei Jahre später vom Industriellen Münster übernommen. Münster hatte 1930 auch die Lizenz für Kaubonbons erworben. Mit der Übernahme der Edmund Münster GmbH & Co. KG 1986 gelangte so auch "Maoam" zu Haribo.
1989 entsteht im norwegischen Oslo die Vertriebsorganisation Haribo Lakris A/S.
Nach dem Mauerfall übernimmt Haribo die Süßwarenfabrik WESA mit Sitz in Wilkau-Haßlau. Ursprünglich als Lebkuchen- und Schokoladenfabrik gegründet war das Unternehmen zu Zeiten der DDR zum volkseigene Betrieb geworden.
Ebenfalls 1990 schafft sich Haribo ein Standbein in Italien, in dem das Unternehmen 100 Prozent der Aktien der Mailänder Firma Sidas Dolciaria S.p.A. kauft. Nach der Übernahme wird daraus die Haribo Italien S.p.A.
Haribo erweitert sein Geschäftsfeld in Finnland und gründet die Vertriebsorganisation Haribo Lakrids Oy AB in Helsinki.
1993 übernimmt Haribo die 1975 eingetragene Marke Vademecum: Vadamecum hatte Zahnpflegekaugummis und Hustenbonbons vertrieben.
1995 eröffnet der Süßwarenproduzent eine Produktionsstätte in Spanien, die Haribo España S.A.
Haribo übernimmt die belgische Firma Dulcia. Seit 2007 produziert die Haribo Belgie B.V.B.A die Marshmallow-Marke "Haribo Chamallows".
Haribo kauft den spanischen Süßwarenproduzenten Geldul in Alicante und gründet die Vertriebsniederlassung HARIBO CZ s.r.o in Tschechien.
Seit dem Jahr 2000 produziert Haribo auch in Ungarn. Außerdem erweitert das Unternehmen sein Imperium um den niederländischen Süßwarenhersteller Hoepman.
Das Unternehmen aus Bonn erschließt sich im Jahr 2001 mit der Übernahme des türkischen Fruchtgummi- und Schaumzuckerherstellers Pamir Gida Sanayi A.S auch den arabischen Raum.
2002 eröffnet Haribo eine Vertriebsniederlassung in Polen.
Haribo gründet die Vertriebsniederlassung Ooo Haribo Konfetey in Moskau.
Ein Jahr später baut das Unternehmen auch in der Slowakei eine Vertriebsorganisation auf.
Im Jahr 2005 kommen zum Goldbären-Imperium noch Vertriebsorganisationen in Australien und Portugal dazu.
Seine Inspiration für Süßwarentrends holte sich Goldbären-Chef Riegel aus Kinderserien, Magazinen und Comics. "Ich muss darüber informiert sein, was sie naschen wollen, was sie denken, welche Sprache sie sprechen", sagte der Firmenpatriarch. Seit nunmehr 67 Jahren führt er das Unternehmen. Am 9. März feiert Riegel seinen 90. Geburtstag. Am heutigen Dienstag gab das Unternehmen Haribo den Tod des Patriarchen bekannt, der bis zum letzten Tag nicht ans Aufhören dachte. "Ich mache meine Arbeit, weil sie mir Freude macht, und ich habe keinen Grund, mir die Freude selbst zu nehmen", sagte der Haribo-Chef einmal in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Undurchsichtige Nachfolgeregelung
Gemeinsam mit Bruder Paul teilte er sich bis 2009 die Anteile an dem Unternehmen - auch wenn das Verhältnis unter den Brüdern und vor allem zwischen Hans Riegel und der nächsten Generation schwierig war. Dementsprechend lange beschäftigte die Nachfolgefrage das Unternehmen: Im Jahr 2010 entschied sich Haribo dann für eine neue Unternehmensstruktur - allerdings erst nach einem Schiedsspruch der Industrie- und Handelskammer in Bonn.
Seit gut drei Jahren steht die Haribo Holding GmbH & Co. KG an der Spitze der weltweit agierenden Gruppe: Je 50 Prozent daran halten der Firmenpatriarch Hans Riegel sowie die Paul Riegel Familienholding - also Paul Riegels Kinder Hans-Jürgen, Hans-Guido, Andrea und Hans-Arndt. Eine Ebene darunter agieren zwei Gesellschaften: eine für das Inlands- und eine für das Auslandsgeschäft. An der 2010 getroffenen 50:50-Regelung habe sich auch bis heute nichts geändert, wie Firmensprecher Marco Alfter gegenüber WirtschaftsWoche Online bestätigte. Was nach seinem Tod mit Riegels Anteilen und seinem Vermögen, das in einer Stiftung in Österreich ruht, geschehen soll, wurde jedoch nie klar kommuniziert.