Hauptversammlung Der Lufthansa-Chef verspricht die Rückkehr zur Normalität

Carsten Spohr stimmt die Aktionäre auf ein weniger expansives Jahr ein. Das kann die Lufthansa nach der Teil-Übernahme von Air Berlin auch gut gebrauchen.

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Die Lufthansa stößt an ihre Kapazitätsgrenzen Quelle: dpa

Frankfurt Noch vor Beginn der Hauptversammlung am Dienstag gibt Carsten Spohr die Marschrichtung vor. „Ich habe heute keine exklusiven großen News für sie, 2018 wird das neue Normal“, sagt der Lufthansa-Chef bei einer kurzen Stippvisite im Pressezentrum der diesjährigen Hauptversammlung in der Jahrhunderthalle in Frankfurt.

Normal heißt bei der Lufthansa vor allem: keine neue Pleite einer großen deutschen Airline wie 2017 und keine Dauer-Tarifkonflikte mit dem Personal. Doch so ganz normal wird 2018 dann doch nicht sein. „Die Herausforderungen werden nicht kleiner“, so Spohr und führt aus: „Ein Jahr mit vielen Unwägbarkeiten, geopolitischen Unsicherheiten und steigenden Treibstoffpreisen.“

Doch der Konzern sei gut gerüstet, ist Spohr überzeugt. Wenn die Lufthansa alle verfügbaren Kräfte nutze und Überstundenregelungen voll ausschöpfe, könne man noch ein Wachstum von einem bis 1,5 Prozent erreichen. „Gleichzeitig können wir Rückgänge um bis zu zehn Prozent bewältigen, was wir hoffentlich niemals benötigen werden“, sagt Spohr. Die neue Lufthansa sei moderner, flexibler.

Die im Vergleich zum Vorjahr eher moderaten Töne haben einen guten Grund. Die Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin – 77 der 140 umfassenden Air-Berlin-Flotte sind rechnerisch bei der Lufthansa-Tochter Eurowings gelandet – bereiten weiter mächtig Bauschmerzen. Triebwerke müssen überprüft, Piloten und Kabinenmannschaften geschult werden.

Eurowings habe mehr Flugzeuge als Piloten, andere hätten mehr Piloten als Flugzeuge. „Das ist die größte Integrationsaufgabe seit langem“, sagt Spohr, der den Prozess mit den Megafusionen der US-Airlinebranche vergleicht. Das erfordere im laufenden Jahr die volle Aufmerksamkeit.

Mittlerweile kämpft die Lufthansa außerdem wie auch andere Airlines mit einem ganz anderen Problem: Die verfügbare Kapazität stößt zunehmend an Grenzen. So fehlen weltweit Piloten, weshalb etwa Konkurrent Emirates jüngst mehrere Jets in der Hauptreisezeit parken musste. Auch Fluggerät ist knapp, etwa weil die Hersteller und Lieferanten mit dem Nachschub nicht nachkommen oder es teils massive Probleme mit neuen Triebwerken gibt.

Die Folge: „Der Preisverfall wird wahrscheinlich nicht mehr mit dem gleichen Tempo weitergehen“, prognostiziert der Lufthansa-Chef.

Dennoch stehen die Zeichen der Branche weltweit auf Wachstum. „Im vergangenen Jahr sind die Passagierzahlen weltweit um rund acht Prozent gestiegen. Wenn die Experten recht behalten, werden sich diese Zahlen in den nächsten 20 Jahren verdoppeln“, sagt Spohr und verspricht trotz aller Hürden: „Die Lufthansa-Gruppe wird an diesem Wachstum teilhaben.“

Das sind Aussagen, die bei den Aktionären gut ankommen. Die ersten Wortmeldungen bis zum Mittag zeigen: Nach vier sehr unruhigen Jahren mit einem massiven Umbau und vielen Arbeitskämpfen ist man zufrieden. „Ich will Sie hier gar nicht so lange aufhalten, denn jede Minute, die Sie hier verbringen, fehlen für Ihre gute Arbeit“, lobt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), den Konzernchef. Lufthansa habe sich hervorragend geschlagen, pflichtet Andreas Schmidt von der Schutzvereinigung für Kapitalanleger (SdK) bei.

Nur an der Ausschüttung stören sich einige Aktionäre. Von 50 auf 80 Cent steigt die Dividende, zu wenig findet Martin Buhlmann, Vorsitzender der Vereinigung Institutioneller Privatanleger (VIP): „Wir haben fünf Sterne, bekommen bald das tausendste Flugzeug, aber wir haben keinen Euro für die Dividende. Hier haben Sie gepatzt.“

Und eine Frage taucht in der Aussprache wieder und wieder auf. „What’s next, Herr Spohr“, so Tüngler. Lufthansa sei flexibler, wolle gestalten. „Aber was heißt das? Was haben Sie nun auf Ihrer Agenda?“ Doch die große, neue Nachricht hat Spohr an diesem Tag wie gesagt nicht im Gepäck – noch nicht.

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