
Wiesbaden Die Fusion von Deutscher Börse und Nyse Euronext wird nach den Worten von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier nicht um jeden Preis geschehen. Dies sei sein Eindruck nach Gesprächen mit Nyse-Chef Duncan Niederauer und Börse-Chef Reto Francioni in New York gewesen, sagte Bouffier der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwochabend in Wiesbaden. „Auf meine Frage, ob es als Zugeständnis auch eine komplette Abspaltung des Derivatehandels geben könnte, gab es ein klares Nein“, sagte Bouffier.
Die Deutsche Börse und die Nyse Euronext ringen seit Monaten mit den Aufsichtsbehörden um den Zusammenschluss zum weltgrößten Börsenbetreiber. Die neun Milliarden Dollar schwere transatlantische Allianz war zu Jahresbeginn angekündigt worden und sollte eigentlich bis Ende 2011 in trockenen Tüchern sein. Doch die EU-Wettbewerbshüter haben Bedenken, eine Entscheidung wird nun erst im Januar erwartet. Die Marktmacht der beiden Unternehmen im Handel mit Optionen und anderen Derivate-Papieren ist der Kommission ein Dorn im Auge. Ihr stößt vor allem die dominierende Rolle der Deutsche-Börse-Tochter Eurex und der zu Nyse gehörenden Londoner Derivatebörse Liffe im europäischen Derivatehandel auf.
Um die Fusion doch noch zu retten, hatten Niederauer und Francioni zuletzt angeboten, sich von einem Teil des Europa-Geschäfts mit Aktienderivaten zu trennen und ihre Clearing-Tochter für andere Börsenbetreiber zu öffnen. Sie sehen darin einen vernünftigen Kompromiss.
Bouffier sagte, er habe mit den beiden Managern in New York mehr als eine Stunde zusammengesessen und intensiv über das Thema beraten. „Es war ein sehr offenes Gespräch.“ Er selbst habe als Vertreter des Finanzplatzes Frankfurt noch einmal deutlich gemacht, dass der bisherige Börse-Standort Eschborn nicht aufgegeben werden dürfe. „Es muss dort auch in Zukunft einen Teil geben, der substantiell in der Lage ist, Geschäft zu betreiben.“ Ansonsten könne nur schwer von einer Fusion auf Augenhöhe die Rede sein. Hauptsitz des fusionierten Unternehmens soll New York sein.