Hugo Boss Der Modekonzern sucht den Weg aus der Krise

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Filialen schließen und Preise anpassen

„Ist das nicht zu teuer?“, schallt es durch den Verkaufsraum in einem Boss-Laden in Shanghai. Die junge Frau sitzt auf einem schwarzen Ledersofa, ein Handy in der Hand, aus dem eine Sprachnachricht scheppert.
Eine Verkäuferin packt ihr gerade ein Boss-T-Shirt für 900 Yuan ein. Umgerechnet sind das rund 120 Euro.

Das können sich mittlerweile viele Chinesen leisten. Die Angehörigen der urbanen Schicht legen viel Wert auf Status und zeigen diesen gerne. Eigentlich sind das blendende Bedingungen für einen westlichen Modekonzern: Das Geschäft ist einer von zehn Hugo-Boss-Läden in Shanghai und liegt im Jingan-Viertel, einer der teuersten Gegenden der Stadt. Dort ist die Konkurrenz groß. Luxusanbieter wie Prada oder Louis Vuitton sind auch da.

Doch selbst die Ausgabefreude reicher Chinesen kennt Grenzen. Die Preise sind in der Regel deutlich höher als in Europa, durch Internetshops und Auslandsreisen sind Chinesen gut informiert und kommen günstiger an das begehrte Gut. Viele Reisebusse legen auf ihrer Deutschlandtour eigens einen Zwischenstopp in Metzingen ein.

Das einstige Hoffnungsland ist mittlerweile zu einem der größten Problemfälle im Boss-Reich geworden. Deshalb steuert der Konzern besonders hart um: Die Preise hat er im Durchschnitt um 20 Prozent gesenkt, in dem Laden im Jingan-Viertel sind viele Klamotten um mehr als 50 Prozent reduziert. Vor allem wegen des schwachen Geschäfts in Hongkong und Macau ging der Umsatz in China zuletzt um 14 Prozent zurück. Trotzdem hat der Konzern zuletzt „höhere Volumina registriert“.

Ab 225 Euro mit Autogramm

In dem Shanghaier Laden ist davon wenig zu sehen: Drei Kunden verlieren sich auf zwei Etagen, die Mitarbeiter spielen gelangweilt mit ihren Handys. Eine junge Chinesin, die gerade ein Herrenhemd gekauft hat, trägt selbst ein billiges T-Shirt mit roten Strasssteinen darauf. Um jüngere Kunden wie sie zu gewinnen, hat Boss kürzlich Wallace Huo Chien-hwa zum Werbebotschafter gemacht. Der junge Schauspieler aus Taiwan ist durch Rollen in mehreren Serien eines der bekanntesten Gesichter im chinesischen Fernsehen. Im Namen von Boss postet er Bilder von sich in Markenklamotten und gibt Stylingtipps auf der Internetseite des Unternehmens. Wer dort mehr als 1680 Yuan ausgibt, umgerechnet rund 225 Euro, kann dazu ein Autogramm von ihm bekommen.

In Deutschland setzt der Konzern dagegen auf Kontinuität. Während der Europameisterschaft verlängerte er den Vertrag mit der deutschen Fußballnationalelf bis 2018. Die Mannschaft von Joachim Löw solle ihren Status als „bestangezogenes Team“ bei der nächsten WM verteidigen, teilte Boss mit. Sechs Tage später schied sie im Halbfinale aus, einen festen Platz in der Weltspitze hat sie trotzdem. Um den muss ihr Ausstatter mehr denn je kämpfen.

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