Hund, Katze, König Wer an der Haustier-Liebe der Deutschen verdient

Die Deutschen geben so viel für Tiere aus wie nie zuvor. Das Geschäft mit Miez, Maus und Bello boomt – auch über ihren Tod hinaus. Heimtiere sind längst eine relevante der Größe der Volkswirtschaft.

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Haustiere sind in Deutschland zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden Quelle: Getty Images

Für den Liebsten gibt’s dieses Jahr etwas aus Leder. Schwarz und mit Swarovski-Kristallen besetzt. Dass das Halsband 175 Euro kostet, ist Hund Bello vermutlich ziemlich schnurz. Wer sich darüber freut, sind Herrchen und Frauchen.

Laut einer Umfrage des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) wollen in diesem Jahr acht von zehn Tierhaltern ihrem Haustier etwas zu Weihnachten schenken. Mit diesen Tierfreunden machen "Hundestolz" und "Mops Fidel" ihr Weihnachtsgeschäft. Die beiden Tierbedarf-Geschäfte liegen in der Düsseldorfer Innenstadt nur wenige Schritte von einander entfernt. Mit Leinen und Halsbändern in allen Größen und Preisklassen werben sie genauso um Käufer, wie mit einem eine Hunde-Hoody in rot (40 Euro).

Nur einen Steinwurf entfernt gibt es zum Weihnachtsgeschenk fürs Tier gleich die passende Knabberei dazu. Das Leckerli-Geschäft Dog's Deli hat derzeit Weihnachtsmischungen im Angebot. Die 100-Gramm-Packung mit Hundekuchen in Herzchenform bekommt man für 3,50 Euro. Zum Vergleich: 175 Gramm Butterkekse von Bahlsen kosten 1,49.

Swarovski-Bänder und Hunde-Hoodies sind noch eher Ausnahme denn Regel. Aber das Geschäft rund um die Haustiere wächst schnell. Der Markt mit Produkten und Dienstleistungen für ihr vermeintliches Wohl hat ein Rekordhoch erreicht.

Haustier-Geschäft macht Umsätze wie im Buchhandel

"Heimtiere sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor", sagt Renate Ohr, Professorin an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Göttingen. In einer aktuellen Studie hat sie ausgerechnet, was wir uns Hund, Katze und Hamster kosten lassen. Ergebnis: Deutschlands Heimtiere bewirken insgesamt einen jährlichen Umsatz von mehr als 9,1 Milliarden Euro. "Das ist in etwa vergleichbar mit dem Jahresumsatz des deutschen Buchhandels", sagt Ohr.

Anzahl der Heimtiere

Die Ausgaben im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Heimtierhaltung haben laut der Wirtschaftswissenschaftlerin einen Anteil von etwa 0,32 Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt.

Das Geschäft mit den Tieren wächst in immer mehr Branchen. Ärzte, Physiotherapeuten, Kosmetiker, Hoteliers, Bestatter – von jedem erdenklichen Berufszweig gibt es mittlerweile eine Haustier-Variante. Sie alle verdienen an der Tierliebe der Deutschen.

Milliarden für die Futter-Industrie

Das größte Stück vom Hunde-, Katzen- und Kleintier-Kuchen macht der Heimtierbedarf aus. In vier von zehn Haushalten lebt aktuell mindestens ein Haustier. Das kostet: 4,8 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr insgesamt für Heimtier-Futter, Spielzeug, Zubehör und Kleider aus, hat Renate Ohr ausgerechnet.

Selbst wenn man Fische und Reptilien ausklammert, wollen täglich 28 Millionen Mäuler und Schnäbel gestopft und bespaßt werden. Der Branchenverband ZZF geht von mehr als 3,9 Milliarden Euro aus, die Tierhalter allein in den täglichen Bedarf von Katzen, Hunden, Kleinsäugern und Ziervögeln investiert haben.

Die Tendenz ist für den Branchenverband eindeutig: "Tierfreunde geben heute mehr Geld für ihre Heimtiere aus", sagt ZZF-Sprecherin Antje Schreiber. Ebenso wie der Mensch bereit sei, für seine Pflege mehr zu investieren, gönne er auch seinem Heimtier eine artgerechte Pflege und Ernährung.

Das wurde 2013 für Heimtierbedarf in Europa ausgegeben

Dass damit gute Geschäfte zu machen sind, wissen vor allem die Hersteller von Futtermitteln zu nutzen. "Hier findet eine Differenzierung und Premiumisierung statt, die einen höheren Umsatz und auch eine höhere Gewinnmarge ermöglichen", sagt Schreiber.

Die Unternehmen erhöhen den Fleischanteil, bewerben ihr Katzen- und Hundefutter mit Labels wie "Bio" und "Regional". Sie bieten Nahrung für Welpen und Hundesenioren, für aktive und weniger aktive, für Geflügelfreunde und für Vierbeiner mit struppigem Fell.

Einer der stärksten Wachstumstreiber derzeit sind Snacks und Leckerlis – gerne mit Zusatzfunktionen zur Zahn- oder Fellpflege. Für Vögel gibt es Futter, dass zugleich Spielzeug ist und für Hamster spezielle Schwangerschafts-Kost.

Warum die Deutschen ihre Haustiere so lieben

Vom Umsatzwachstum profitieren vor allem die namhaften Unternehmen. "Der Tierbedarfsmarkt ist weitgehend in der Hand einiger großen Produzenten und Ketten", sagt Ohr. Auf Handelsseite dominieren Ketten wie Fressnapf, Futterhaus oder Zoo & Co den Markt.

Harte Wettbewerbskämpfe und Übernahmen bestimmen das Geschäft der Futtermittelproduzenten. Erst im Frühjahr 2014 stieg Mars (Whiskas, Frolic, Pedigree oder Royal Canin) zum Branchenprimus auf, als der Konzern Procter & Gamble die Marken Iams, Eukanuba und Natura für rund 2,1 Milliarden Euro abkaufte. In dieser Größenordnung kann höchstens noch Nestlé (Felix, Beneful) mithalten.

Die besten Gadgets für Tiere
Elektronische HundemarkeWo ist Fiffi denn jetzt schon wieder? Diese Sorge soll mit dem "Play-Tag" der Vergangenheit angehören. Die elektronische Hundemarke wird wie gewohnt am Halsband des Hundes befestigt. Darin befindet sich ein Bluetooth-Funksender, der mit einer App auf dem Smartphone von Herrchen oder Frauchen kommuniziert. Entfernt sich der Vierbeiner weiter als eine individuell einstellbare Distanz, gibt die App einen Alarm aus. Zugleich wird automatisch eine LED-Leuchte aktiviert. Das macht das Auffinden des Hundes bei Dunkelheit leichter. Was dem Anhänger aber leider fehlt, ist ein GPS-Chip, mit dem man den Hund orten kann. Weiterer Schwachpunkt: Ist das Tier weiter als 45 Meter entfernt, reicht die Power des Play-Tag-Senders nicht mehr aus, um es zu finden.Preis: Der Play-Tag soll 50 Dollar kosten, Apps gibt es für iOS und Android. Zum Vergleich: Geräte mit GPS gibt es in den USA bereits, diese kosten etwa das Doppelte; zusätzlich fallen meist monatliche Kosten für die Verbindung an. Quelle: Screenshot
Smarter FutternapfAus Asien kommt ein neues Gadget für Katzenbesitzer: "Bistro " kontrolliert das Fress- und Trinkverhalten der Vierbeiner und soll auch deren Gesundheit übermachen. Der smarte Napf funktioniert per Gesichtserkennung und Bodenplatte mit Sensoren zur Gewichtsmessung. Die Katze wird so vor jeder Fütterung gewogen, anschließend wird erfasst, wie viel Wasser und Futter aus den Behältern geschlabbert wurde. Besonders praktisch für Katzenfreunde mit mehreren Tieren, so lässt sich vermeiden, dass eine der anderen das ganze Futter klaut. Zusätzlicher Fun-Faktor: das ganze ist auch noch mit einer Online-Community verknüpft, quasi ein Facebook für Katzen. Preis: Im Crowdfunding-Portal Indiegogo lief eine Finanzierungskampagne, dabei wurde mehr als das Doppelte des benötigten Geldes eingesammelt. Für 145 US-Dollar zuzüglich 40 Dollar Versand konnten sich Kurzentschlossene einen Napf sichern. Ausgeliefert werden soll der Napf ab Februar 2015. Quelle: Screenshot
Strenger SpeiseplanWill Katze fressen, muss sie sich per Mikrochip ausweisen. Nur dann gibt der Fressnapf Surefeed der britischen Firma Sureflap das Futter frei (ab dem Sommer erhältlich).Preis: 124,99 Euro Quelle: Presse
Fitter VierbeinerDer münzgroße Sensor The Whistle der kalifornischen Firma Whistle Labs misst, wie viel ein Hund rennt, spielt und schläft – ganz wie ein Fitnessband beim Menschen. Die Daten funkt er vom Halsband aus aufs Smartphone des Besitzers.Preis: circa 95 Euro Quelle: Presse
Tierische SelfiesMit der App Cat Snaps können sich Katzen per Tablet ablichten. Schlagen sie auf einen farbigen Punkt auf dem Display, lösen sie die Aufnahme aus.Preis: kostenloser Download Quelle: Getty Images
Unsichtbarer ÖffnerNur wenn ein Vierbeiner den richtigen Mikrochip unterm Fell trägt, öffnet die Katzenklappe des britischen Anbieters Sureflap den Weg in die Wohnung.Preis: 99,99 Euro Quelle: Presse
Stolze KamerakatzeMountainbiker zeichnen mit einer Actioncam Touren auf, die Katze von heute mit der Catcam von Catnip Technologies aus Hongkong. Herrchen und Frauchen erfahren so, wo ihr Felltiger am liebsten Mäuse jagt.Preis: 39 Euro Quelle: Presse

Was von den zahlreichen neuen Angeboten an die Tierfutter, die die Produzenten im Kampf um die Tierhalter regelmäßig auf den Markt werfen, tatsächlich nötig und artgerecht ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Fest steht: Tierärzte schlagen immer häufiger Alarm, warnen vor verfetteten Tierorganen und einer steigenden Zahl an Herzkrankheiten. Ein Trend, dem die Futterhersteller wiederum mit neuen Produkten begegnen: Light-Varianten.

Das Geschäft mit der Tiermedizin

So sehr die Tierärzte auch vor der übertriebenen Vernarrtheit warnen, sie profitieren selbst von der Tierliebe der Deutschen. Dass auch ihr Geschäft gut läuft, zeigt die stetig steigende Zahl an Tiermedizinern. Knapp 12.000 niedergelassene Tierärzte gibt es laut der zuständigen Bundeskammer derzeit in Deutschland.

Ihr Behandlungsnvieau und -angebot muss sich längst nicht mehr hinter dem der Humanmediziner verstecken. Ihre Preise auch nicht. Die klettern schnell in den drei- und vierstelligen Bereich. "Tierhalter sind zunehmend bereit, für ihre Tiere Operationen zu bezahlen, die früher Menschen vorbehalten waren", sagt Ohr.

Umsätze mit Dienstleistungen für das Heimtier 2013

Es gibt gute Gründe dafür, dass die Deutschen so vernarrt in ihre Tiere sind und manche Steigerung davon, die Psychologen Sorgen bereitet. In einer Zeit, in der immer mehr Städtern der direkte Kontakt zur Natur fehlt, wollen manche der Entfremdung etwas entgegensetzen.

Entscheidender ist für viele Wissenschaftler die stetig wachsende Zahl der Alleinlebenden. "Für manche Menschen sind sie der wichtigste, wenn nicht gar der einzige soziale Kontakt", sagt Silke Wechsung, Psychologin und Leiterin des Forschungsprojektes "Mensch und Hund" an der Universität Bonn.

Dabei sind nicht nur Singles auf der Suche nach Nähe und Geborgenheit. Selbst wer in einer Beziehung lebt, findet im Tier als Sozialpartner mitunter mehr Zuneigung und Loyalität als bei seinem Partner. Wer sein Tier so sehr liebt, will auch etwas zurückgeben. Heimtiere, vor allem Hunde und Katzen, werden dann schnell zur Projektionsfläche der eigenen, menschlichen Bedürfnisse.

Deutschlands beliebteste Heimtiere
Chamäleon Quelle: Lutz Schuettler CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported
Gartenteich Quelle: Jonathan Hornung Public Domain
Aquarium Quelle: Richardfabi GFDL CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported
Brauner Kanarienvogel Quelle: Nicke L Public Domain
Kaninchen Quelle: Andreas Rühle CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported
Hunde Quelle: dpa
Hauskatze Quelle: dpa

Die Konsumkrisen der Vergangenheit haben gezeigt, wie weit diese Zuneigung zum Tier geht. Eine Faustregel: Selbst wenn der gesamte Einzelhandel Umsatzeinbrüche beklagt, bleibt der Tierfuttermarkt konstant. "Viele Menschen stellen ihre eigenen Bedürfnisse für die Tiere zurück", sagt Psychologin Wechsung. "Sie essen selbst Fast Food, um bloß nicht am Premiumfutter sparen zu müssen."

Dass es in Deutschland einen Trend zur Vermenschlichung gibt, daran hat Psychologin Wechsung keinen Zweifel. Auch nicht daran, dass er mitunter beunruhigende Ausprägungen annimmt. "Sehen Sie sich doch die ganzen neuen Angebote an. Kosmetiksalons für Tiere und Hunde-Yoga. Das hat es früher gar nicht gegeben."

Frisöre und Bestatter - wer noch an den Tieren verdient

Tatsächlich hört der Kult ums Tier und das Geschäft damit längst nicht mehr bei Futter, Spielzeug und Gesundheitsvorsorge auf. In anderen Bereichen fängt es erst richtig an. Zu den Gewinnern der Tier-Vernarrtheit zählen für Wirtschaftswissenschaftlerin Ohr derzeit die Dienstleister. Auf rund 700 Millionen Euro beziffert sie den Markt für Dienstleistungen für Heimtiere. Tendenz stark steigend.

Die zehn größten Tier-Mythen
Zebras haben Streifen zur TarnungWarum das Zebra Streifen hat, beschäftigt die Wissenschaft seit nahezu 150 Jahren. Dienen sie zur Tarnung vor hungrigen Löwen, die sie in der flimmernden Luft der Steppe schlechter sehen können? Verschaffen sie dem Tier Kühlung? Oder sind sie gar sexy und machen das gut gestreifte Zebra zum attraktiven Paarungspartner? Alles Quatsch, haben Forscher nun herausgefunden. Wie in der Zeitschrift "Science " berichtet wird, verschafft das Streifenmuster den Tieren einen Vorteil gegenüber anderen Pferdeartigen: Es hilft ihnen bei der Abwehr der stechwütigen Tsetse-Fliege. Die kann die tödliche Schlafkrankheit übertragen und ist dafür bekannt, es besonders auf Pferdeartige abgesehen zu haben. Laborexperimente haben gezeigt, dass die Tsetse-Fliegen gestreifte Muster meiden und bevorzugt auf einfarbigen Oberflächen landen. Ein klassischer Selektionsvorteil für das Zebra: Wer nicht gestochen wird, der bleibt gesund und kann Nachkommen mit den eigenen vorteilhaften Genen in die Welt setzen. Die nun veröffentlichte Untersuchung fand eine eindeutige geografische Überlappung der Verbreitungsgebiete der drei am intensivsten gestreiften Zebra-Arten mit den Lebensräumen der aggressiven Blutsauger. Zudem fanden die Forscher bei der Untersuchung von Tsetse-Fliegen verhältnismäßig wenig Zebra-Blut in ihnen. Die Wahrscheinlichkeit für andere Pferdeartige, gestochen zu werden, ist dort also wesentlich höher. Für alle anderen Theorien fanden die Wissenschaftler hingegen keine signifikanten Hinweise. Quelle: REUTERS
Junge Vögel darf man nicht anfassen, sonst wirft die Vogelmutter sie aus dem NestDas ist Unsinn. Begeistert sieht der Baby-Pinguin auf dem Bild sicher nicht aus - aber der Mythos, dass Jungvögel bei Fremdgeruch nach Menschen aus dem Nest gestoßen werden, ist nicht wahr. Wie der BUND aufklärt, haben die meisten Vogelarten nämlich nur einen sehr schlechten Geruchssinn. Anders sieht das bei Säugetieren aus. Trotzdem bitten Naturschützer darum, scheinbar verlassene Jungvögel am Boden nicht aufzunehmen. Denn auch wenn das Tier noch relativ schlecht befiedert aussieht und klagende Laute von sich gibt: Viele Jungvögel verlassen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist. Bei dem Gepiepe handele es sich meist um Bettelrufe nach den Eltern, die sich auch wieder um ihre Jungen kümmern, sobald der Mensch sich nur weit genug entfernt. Quelle: AP
Hummeln stechen nichtEntgegen dem landläufigen Glauben haben Hummeln sehr wohl einen Stachel, mit dem sie auch zustechen, wenn sie sich bedroht fühlen, erklärt die "Aktion Hummelschutz". Allerdings haben die männlichen Exemplare keinen Stachel. Hummeln sind zudem deutlich entspannter als Wespe und Co. und stechen daher seltener. Man muss sie schon stark reizen, damit sie sich mit einem Stich zur Wehr setzen. Und bevor sie es tun, geben sie deutliche Warnzeichen: bei moderater Bedrohung hebt die Hummel das mittlere Bein hoch und streckt es dem Angreifer entgegen. Bei starker Bedrohung beginnen die Insekten sehr laut zu brummen, drehen sich auf den Rücken und strecken dem Feind ihr stachelbewehrtes Hinterteil entgegen. Das Gift der Hummel ist wie bei Biene und Co. für Allergiker problematisch, es besteht die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks. Quelle: dpa
Elefanten haben Angst vor MäusenKommt ein Elefant in einen Computershop: "Ich hätte gerne einen PC mit viel Speicherplatz. Aber ohne Maus!" Die Legende von der Mäusephobie der Dickhäuter ist einfach nicht tot zu kriegen - dadurch ist sie aber nicht weniger falsch. Schon der berühmte Zoologe und Verhaltensforscher Bernhard Grzimek beschäftigte sich 1942 mit dem Mythos in einem Experiment. Er testete, wie Elefanten auf Mäuse reagieren, und die Dickhäuter blieben völlig entspannt, beschnüffelten sie, berührten sie mit dem Rüssel - und zerstampften sie leider auch. Von einer Mäusephobie kann also keine Rede sein. Doch so ganz unerschrocken sind Elefanten nicht. Denn Grzimek testete auch mit anderen Tieren weiter und stellte fest, dass Elefanten bei Kaninchen, Dackeln und Schweinen tatsächlich die Fassung verloren und sich trompetend in die nächste Ecke flüchteten. Warum das so ist - darauf fand der Forscher leider keine Antwort. Quelle: Fotolia
Piranhas sind blutdurstige Killerfische und fressen Menschen blitzschnell aufIm James-Bond-Thriller "Man lebt nur zweimal" wirft der Bösewicht seinen Widersacher lebendig in ein Piranha-Becken, worauf es im Wasser zu brodeln beginnt, die Bestien fallen über den Mann her. Doch die Realität sieht anders aus. Bis heute ist kein einziger Fall bekannt, in dem ein lebendiger Mensch von Piranhas verspeist wurde. Menschen, die angeknabbert wurden, waren entweder vorher bereits tot, oder sie hatten Wunden - und auch hier wurden sie nicht von einer rasenden Meute bis auf die Knochen abgenagt, sondern trugen kleine Bisswunden davon. Piranhas sind in Wahrheit scheue Fische mit einem ausgeprägten Schwarmverhalten, die schnell die Flucht ergreifen. Die Fische mit dem scharfen Gebiss erfüllen aber einen guten Zweck im Amazonas: sie reinigen die Gewässer von Tierkadavern, die im Wasser treiben. So verhindern sie, dass sich gefährliche Epidemien verbreiten.Quellen: SWR, PM-Magazin Quelle: dpa
Lemminge begehen kollektiven SelbstmordEine weitere hartnäckige Legende ist, dass Lemminge sich massenweise von Klippen stürzen, wenn die Population zu groß wird. Dieser Mythos ist eine Ausgeburt eines Disney-Films: Die Dokumentation "Weiße Wildnis" aus dem Jahr 1958 beschreibt das Leben der Lemminge in der Arktis und stellt auch einen angeblichen Massenselbstmord der Nagetierchen dar. Blöd nur: 15 Jahre später enthüllte der Journalist Brian Vallee, dass die Filmemacher da ein wenig nachgeholfen hatten: Sie hatten die Lemminge gekauft, schubsten und warfen sie in den Abgrund und ließen sie im Wasser sterben - alles für Hollywood. Ein winziges Stückchen Wahrheit liegt aber in dem Mythos: Wird die Population zu groß, wandern die Tiere in Gruppen ab und suchen sich einen neuen Lebensraum - dabei gibt es naturgemäß auch Tote. Von bewusst gewähltem Selbstmord kann aber keine Rede sein. Quelle: Fotolia
Strauße stecken bei Gefahr ihren Kopf in den SandDer Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ) erklärt den Ursprung des Mythos: Strauße legen sich bei drohender Gefahr oder beim Schlafen ganz flach hin, so dass der Kopf aus der Entfernung nicht zu sehen ist. Auch der Tierforscher Bernhard Grzimek bringt hier mal wieder Licht ins Dunkel. In seinem Buch "Grzimeks Tierleben" beschreibt er die Angewohnheit des Laufvogels, sich "mit lang ausgestrecktem Hals flach auf der Erde" zu sitzen. Daher stamme wohl das Märchen von dem Strauß, der den Kopf in den Sand steckt und glaubt, so nicht gesehen zu werden. Kommt man ihnen zu nahe, können sie aber blitzartig aufspringen und mit ihren muskulösen Beinen mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 70 Stundenkilometern davonrasen. Quelle: AP

Etwa 80 Euro kostet allein der Tagesaufenthalt im Münchner Fünf-Sterne-Hotel Canis Ressort. Buchen Herrchen oder Frauchen noch die Trainings- und Pflege-Angebote hinzu, wird es schnell doppelt so teuer. Und auch ohne Tagesaufenthalt kostet ein Besuch beim Hundefrisör inklusive Krallenschneiden schnell 70 Euro und mehr.

Hunde als Prestigeobjekt

Wer sein Tier föhnt und zum Urlaub ins Wellness-Hotel schickt, verhätschelt und verweichlicht es schnell und kann ihm sogar schaden, warnen Tierschützer und Psychologen unisono. "Menschliche Bedürfnisse sind artspezifisch, und stehen daher mitunter sogar konträr zu dem, was gut für die Tiere ist", sagt Wechsung.

Die Psychologin sorgt sich nicht nur um die Nichtwisser, die ihre eigenen Bedürfnisse unreflektiert auf das Tier übertragen, ohne es böse zu meinen. Sondern vor allem um die, die ihr asymmetrisches Machtverhältnis zum Tier ausnutzen. "Es gibt Menschen, die egoistisch mit ihren Tieren umgehen", sagt Wechsung. Dann werde aus dem Hund schnell ein bloßes Prestigeobjekt, ein Statussymbol, mit dem man sich schmückt.

Die Rechte der Haustierhalter

Ist Bello das Strass-Halsband vermutlich noch egal, schränken Kleider und Kostümchen die Bewegungsfreiheit der Tiere ein. Parfüm und Hygiene-Artikel können dem Tier sogar gefährlich werden. Auch wenn Renate Ohr den Trend zu Premiummarken und Luxus für Haustiere bestätigen kann, die ganz bizarren Ausprägungen der Schmuck- und Luxus-Hundehalter hält die Ökonomin für eine kaufkräftige, aber kleine Gruppe.

Immer größer wird hingegen die Gruppe der Halter, die ihren Tiere auch noch nach dem Tod menschlich behandelt. Hund und Katze werden längst nicht mehr immer im eigenen Garten vergraben oder dem Tierarzt überlassen. Zu den schon etablierten Tierfriedhöfen ist ein neues Geschäftsfeld hinzugekommen. Die Zahl der offiziellen Tierbestattungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht. Und auch die Anzahl der Tier-Krematorien wächst rasant.

Eine einfache Internetsuche zeigt Dutzende Anbieter. Das Neusser Tierkrematorium "Im Rosengarten" zum Beispiel. Etwa 90 Euro kostet die Einzelkremierung für ein Kleintier bis zu einem Kilogramm. Für größere Hunde ab 22 Kilogramm werden 270 Euro fällig. Zusätzliche Dienstleistungen wie Abholung, Schmuckzertifikat oder die "Ascherückführung per DPD oder DHL" kosten extra.

Nach Schätzungen von Renate Ohr setzten Tierbestatter und -krematorien zuletzt 40 Millionen Euro um. Die Liebe zum Tier geht über den Tod hinaus. Das Geschäft mit ihm auch.

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