
Für den Liebsten gibt’s dieses Jahr etwas aus Leder. Schwarz und mit Swarovski-Kristallen besetzt. Dass das Halsband 175 Euro kostet, ist Hund Bello vermutlich ziemlich schnurz. Wer sich darüber freut, sind Herrchen und Frauchen.
Laut einer Umfrage des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) wollen in diesem Jahr acht von zehn Tierhaltern ihrem Haustier etwas zu Weihnachten schenken. Mit diesen Tierfreunden machen "Hundestolz" und "Mops Fidel" ihr Weihnachtsgeschäft. Die beiden Tierbedarf-Geschäfte liegen in der Düsseldorfer Innenstadt nur wenige Schritte von einander entfernt. Mit Leinen und Halsbändern in allen Größen und Preisklassen werben sie genauso um Käufer, wie mit einem eine Hunde-Hoody in rot (40 Euro).
Nur einen Steinwurf entfernt gibt es zum Weihnachtsgeschenk fürs Tier gleich die passende Knabberei dazu. Das Leckerli-Geschäft Dog's Deli hat derzeit Weihnachtsmischungen im Angebot. Die 100-Gramm-Packung mit Hundekuchen in Herzchenform bekommt man für 3,50 Euro. Zum Vergleich: 175 Gramm Butterkekse von Bahlsen kosten 1,49.
Swarovski-Bänder und Hunde-Hoodies sind noch eher Ausnahme denn Regel. Aber das Geschäft rund um die Haustiere wächst schnell. Der Markt mit Produkten und Dienstleistungen für ihr vermeintliches Wohl hat ein Rekordhoch erreicht.
Haustier-Geschäft macht Umsätze wie im Buchhandel
"Heimtiere sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor", sagt Renate Ohr, Professorin an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Göttingen. In einer aktuellen Studie hat sie ausgerechnet, was wir uns Hund, Katze und Hamster kosten lassen. Ergebnis: Deutschlands Heimtiere bewirken insgesamt einen jährlichen Umsatz von mehr als 9,1 Milliarden Euro. "Das ist in etwa vergleichbar mit dem Jahresumsatz des deutschen Buchhandels", sagt Ohr.
Anzahl der Heimtiere
Laut einer Populationsstudie im Auftrag vom Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) und dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) gab es im Jahr 2013 0,8 Millionen Terrarien in deutschen Haushalten.
Quelle: Heimtierstudie "Wirtschaftsfaktor Heimtierhaltung" 2014 (Universität Göttingen)
Im hauseigenen Garten hielten die Deutschen 1,7 Millionen Fische im Teich.
Rund 2 Millionen Deutsche haben sich im Jahr 2013 für ein Aquarium entschieden.
3,4 Millionen Ziervögel waren 2013 in deutschen Haushalten vertreten.
Unter den Top 3 bei den deutschen Tierliebhabern sind Kleintiere mit einer Anzahl von insgesamt 6,1 Millionen.
6,9 Millionen Hunde werden von deutschen Tierfreunden umsorgt.
Die Hauskatze ist das Lieblingshaustier der Deutschen. 11,5 Millionen werden im ganz Land umsorgt.
Die Ausgaben im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Heimtierhaltung haben laut der Wirtschaftswissenschaftlerin einen Anteil von etwa 0,32 Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt.
Das Geschäft mit den Tieren wächst in immer mehr Branchen. Ärzte, Physiotherapeuten, Kosmetiker, Hoteliers, Bestatter – von jedem erdenklichen Berufszweig gibt es mittlerweile eine Haustier-Variante. Sie alle verdienen an der Tierliebe der Deutschen.
Milliarden für die Futter-Industrie
Das größte Stück vom Hunde-, Katzen- und Kleintier-Kuchen macht der Heimtierbedarf aus. In vier von zehn Haushalten lebt aktuell mindestens ein Haustier. Das kostet: 4,8 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr insgesamt für Heimtier-Futter, Spielzeug, Zubehör und Kleider aus, hat Renate Ohr ausgerechnet.
Selbst wenn man Fische und Reptilien ausklammert, wollen täglich 28 Millionen Mäuler und Schnäbel gestopft und bespaßt werden. Der Branchenverband ZZF geht von mehr als 3,9 Milliarden Euro aus, die Tierhalter allein in den täglichen Bedarf von Katzen, Hunden, Kleinsäugern und Ziervögeln investiert haben.
Die Tendenz ist für den Branchenverband eindeutig: "Tierfreunde geben heute mehr Geld für ihre Heimtiere aus", sagt ZZF-Sprecherin Antje Schreiber. Ebenso wie der Mensch bereit sei, für seine Pflege mehr zu investieren, gönne er auch seinem Heimtier eine artgerechte Pflege und Ernährung.
Das wurde 2013 für Heimtierbedarf in Europa ausgegeben
Laut den Ergebnissen einer von der Universität Göttingen durchgeführten Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung der Heimtierhaltung gaben Haustierbesitzer in Großbritannien insgesamt 4.904 Millionen Euro für ihre Vierbeiner aus. Pro Einwohner entspricht dies einem Wert von 76,98 €.
Quelle: Heimtierstudie "Wirtschaftsfaktor Heimtierhaltung" 2014 (Universität Göttingen)
Die zweithöchsten Ausgaben hatte die Bevölkerung Frankreichs für ihre Lieblinge. 4.174 Millionen Euro gab sie 2013 für Heimtierbedarf aus. Ein Tier ließ sich der Franzose im Schnitt 63,63 € kosten.
Insgesamt 3.909 Millionen Euro ließen sich die Deutschen ihren Haustierbedarf kosten. Pro Tier wurden hier im Schnitt 47,67 € gezahlt.
Den Italienern waren ihre Haustiere im Jahr 2013 2.603 Millionen Euro wert. 43,60 € gaben sie pro Person und Tier aus.
1.332 Euro flossen in Spanien in die Haustierkasse, doch pro Tier gaben die Südländer im Jahr 2013 im europaweiten Vergleich verhältnismäßig wenig aus - gerade einmal 28,52 €.
Die niederländische Bevölkerung gab 2013 1.234 Euro für ihre flauschigen Gefährten aus. Ein Tier ließen sie sich 73,45 kosten. Mehr Geld gaben nur die Bewohner Großbritanniens aus.
571 Millionen Euro waren die Polen 2013 bereit, für ihre Heimtiere auszugeben. Pro Tier waren es 14,83 €.
Unsere österreichischen Nachbarn waren im europaweiten Vergleich verhältnismäßig geizig - sie ließen sich den Heimtierbedarf lediglich 524 € kosten. Pro Tier (und Einwohner) gaben sie jedoch stolze 61,65 € aus.
Die Portugiesen waren bereit, 361 Millionen Euro für ihre Haustiere auszugeben. Pro Tier kamen sie 2013 auf 34,38 €.
Dass damit gute Geschäfte zu machen sind, wissen vor allem die Hersteller von Futtermitteln zu nutzen. "Hier findet eine Differenzierung und Premiumisierung statt, die einen höheren Umsatz und auch eine höhere Gewinnmarge ermöglichen", sagt Schreiber.
Die Unternehmen erhöhen den Fleischanteil, bewerben ihr Katzen- und Hundefutter mit Labels wie "Bio" und "Regional". Sie bieten Nahrung für Welpen und Hundesenioren, für aktive und weniger aktive, für Geflügelfreunde und für Vierbeiner mit struppigem Fell.
Einer der stärksten Wachstumstreiber derzeit sind Snacks und Leckerlis – gerne mit Zusatzfunktionen zur Zahn- oder Fellpflege. Für Vögel gibt es Futter, dass zugleich Spielzeug ist und für Hamster spezielle Schwangerschafts-Kost.