Ikea-Deutschland-Chef Dennis Balslev „Warum haben wir noch Schlüssel? Warum noch Bargeld?“

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Neue Pläne für deutsche Innenstädte

Sie planen nun in Berlin einen kleineren Innenstadtladen zu eröffnen, nach dem Vorbild der Ikea-Filiale „La Madeleine“ in Paris, mit weniger als 10.000 Quadratmetern Fläche und ohne Lager. Was ist der Unterschied zu der deutschen Ikea-Innenstadt-Filiale in Hamburg-Altona?
Der Unterschied besteht darin, dass man in den neuen kleinen Geschäften kaum Möbel mitnehmen kann, nur einige wenige, kleine. Zudem eröffnen wir diese neuen Geschäfte auf den Hauptstraßen mitten im Zentrum. Altona ist zwar in Hamburg, aber nicht mittendrin. „La Madeleine“ aber liegt im Zentrum von Paris. Wir haben dort 10.000 Besucher pro Tag. In Altona haben wir mehr oder weniger einen gewöhnlichen Ikea gebaut, nur in der Stadt. Aber man kann natürlich alle Möbel dort bestellen. Das entspricht dem modernen City-Verhalten: Denn die Leute könnten die Möbel im Zweifel ohnehin nicht mitnehmen, denn sie haben kein eigenes Auto mehr geschweige denn, dass sie dort einen Parkplatz finden.

Zusätzlich zu diesem Innenstadt-Geschäft planen Sie, drei bis sieben Planungsstudios in Berlin zu errichten. Was kann man sich darunter vorstellen?
Wir testen diese Studios bereits in verschiedenen Märkten, vorzugsweise in jenen Gebieten, in denen viele Menschen wohnen, aber vergleichsweise weite Strecken zum nächsten Ikea haben. Die Kunden können in diesen Studios mit uns ihre Küche, ihren Kleiderschrank oder ihr Badezimmer planen und natürlich auch bestellen, wir helfen und beraten. Aber man hat dort deutlich weniger Produkte direkt zum Mitnehmen. Diese Studios ähneln vom Prinzip den traditionellen Küchenstudios in Stadtzentren.

Mit fast 250 Millionen Euro Umsatz zählen Ikeas Restaurants zu Deutschlands größten Gastronomie-Unternehmen. Werden die Restaurants noch wichtiger in den Innenstadt-Häusern?
Ikea ist mit Essen eng verbunden und Essen wird immer wichtiger, um Kunden in unsere Häuser zu holen. Wir werden aber nicht dieselben Restaurant-Konzepte unserer großen Häuser in die kleinen Häuser übertragen, 500 Sitzplätze passen in die Innenstadt-Geschäfte natürlich nicht hinein. In Paris etwa gibt es eine Salatbar, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das alleine ausreicht, alle Bedürfnisse zu befriedigen. Wir müssen andere Wege finden, unser Essen zu verkaufen – und auch neue Produkte. Die Köttbullar, der Lachs und die Hotdogs sind zwar sehr beliebt und werden auch bleiben. Aber wir werden im neuen Jahr neue Essenskonzepte einführen, auch unter dem Nachhaltigkeitsgedanken.

Seit Oktober bietet Ikea seinen Kunden an, die Produkte online zu bewerten. In fünf Kategorien – Preis-Leistungs-Verhältnis, Produktqualität, Design, Einfachheit des Zusammenbaus und Produktfunktion –können Kunden maximal je fünf Sterne vergeben. Sprechen Ikea-Produkte nicht mehr für sich selbst?
Doch, das tun sie, aber jetzt sprechen sie noch stärker. Die Einkaufsrealität sieht heute so aus, dass es immer wichtiger wird, was tausende andere Kunden über ein Produkt sagen, als das, was wir als Konzern sagen. Es ist eine Bestätigung von Kunden für zukünftige Kunden. Viele haben uns vorher gefragt, warum man unsere Produkte nicht online bewerten kann. Und ich bin sehr froh, dass das nun möglich ist, wir haben ein paar Jahre darauf gewartet. Wir haben das bereits in Österreich und Frankreich getestet.

Und Produkte, die nur zwei Sterne bekommen, sortieren Sie aus Ihrem Sortiment?
Ja, in den Testländern diskutieren wir bereits: Warum hat dieses Produkt so schlechte Bewertungen erhalten? Nach welchen Kriterien? Es ist ein sehr klares Feedback unserer Kunden. Aber auch andersherum: Wenn ein Produkt sehr deutlich sehr hohe Bewertungen erhält, diskutieren wir, ob wir aus dieser Produktkategorie nicht noch mehr entwickeln können.

Die klassischen deutschen Ikea-Einrichtungshäuser weisen zwar konstant hohe Besucherzahlen aus, rund 100 Millionen pro Jahr, aber die Anzahl Ihrer Häuser wird sich nun noch einmal erhöhen. In Karlsruhe entsteht gerade Nummer 54. Sind das nicht mehr als genug?
Nicht mehr als genug, aber genug. Wir decken Deutschland jetzt ziemlich gut ab. Potential liegt nun eher in kleineren Geschäften in den Großstädten, wir brauchen nicht noch mehr große Häuser abseits der Zentren. 54 ist eine sehr gute Basis, auch wenn man bedenkt, dass wir in Zukunft noch mehr Waren direkt aus unseren Häusern verschicken werden, nicht nur aus unseren Distributionslagern.

Sie sind seit bald zwei Jahren Deutschland-Chef: Wie viele der 53 deutschen Ikea-Häuser haben Sie schon besucht?
Alle! Ich habe in jedem Haus einen ganzen Tag verbracht. Fantastisch!

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