Ikea-Gründer Ingvar Kamprad "Ich habe keine Zeit zu sterben"

Seite 3/4

"Furchtbare Angst vor Banken"

Während sieben Jahrzehnten hat Ingvar Kamprad die Geschicke von Ikea bestimmt. Jetzt wollen die drei Söhne übernehmen. Doch dem 86-Jährigen fällt das Loslassen schwer.

Ist Ikano eine Ikea-Tochter?

Ikano hat mit Ikea nichts zu tun, zumindest rechtlich. Ikano hatte ich schon vor Jahrzehnten für meine Söhne gegründet. Der Grund war simpel: Ich übertrug einst alle Anteile von Ikea zum Nominalwert an die holländische Ingka Foundation. Als das Geschäft besiegelt war, fragte ich mich: Und, was tust du nun für deine Söhne? Also haben wir Ikano gegründet, eben ganz unabhängig von Ikea.

Ikano ist heute eine bedeutende Luxemburger Finanzgruppe mit Beteiligungen an Banken und Versicherungen.

Soll ich Ihnen etwas anvertrauen?

Immerzu.

Dass wir eine eigene Bank haben, kommt nicht von ungefähr. Ich habe furchtbare Angst vor Banken und Finanzfirmen. Ich achte fast schon panisch darauf, dass Ikea ja nicht in die Abhängigkeit von Geldhäusern gerät. Zu viele Banken machen schmutzige Geschäfte.

Ikea - Daten und Fakten

Das behindert aber Ihre Expansion.

Es lässt sich nicht verhindern, dass wir weltweit mit allen möglichen Banken zusammenarbeiten. Beispielsweise nehmen wir Darlehen auf für den Bau neuer Märkte. Nur gilt dabei der strikte Grundsatz, dass die Hypotheken nach 15 Jahren zurückgezahlt sind und die Häuser dann komplett uns gehören. Das Schicksal der Ikea-Gruppe aber darf nicht von Finanzinstituten abhängig sein. Der gleichen Meinung sind auch meine drei Söhne.

Würde nicht auch ein Börsengang frisches Geld bringen?

Seit Bestehen von Ikea ist unsere Haltung die gleiche: Das Unternehmen geht nie an die Börse. Wir wollen uns strikt selbst finanzieren.

Sind Sie immer noch viel auf Reisen?

Mit zunehmendem Alter muss ich kürzertreten. Früher habe ich jährlich etwa drei Dutzend Ikea-Niederlassungen besucht. In diesem Jahr dürften es noch knapp 20 Häuser sein. Ich will auch künftig viel reisen, nicht zuletzt um noch mehr meiner Mitarbeiter kennenzulernen. Jeder Einzelne ist wichtig. Ach, ich habe noch so viel zu tun und keine Zeit fürs Sterben.

Ihre Auftritte in der Kassenzone von Ikea sind Legende.

Nur im Gespräch mit unseren Kunden erfahre ich aus erster Hand, welche Dummheiten wir machen. Obwohl – Dummheiten machen auch andere. Ich fühle mich oft durch Bürokratie behindert. Wir sind in 30 verschiedenen Ländern vertreten. Und jedes Land hat eigene Bestimmungen. Die unglaubliche Bürokratie schränkt uns ein, auch beim Bau neuer Märkte. Allerdings setze ich mich jetzt dafür ein, das Expansionstempo zu verlangsamen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%