Ikea-Gründer Ingvar Kamprad "Ich habe keine Zeit zu sterben"

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Stiftung in Liechtenstein

Die zehn umsatzstärksten Möbelhäuser
Platz 10: Schaffrath
Platz 9: Otto Quelle: dpa
Platz 8: Dänisches Bettenlager Quelle: dpa
Platz 7: Segmüller Quelle: dpa
Platz 6: Poco-Domäne Quelle: Presse
Platz 5: Roller / Tejo (Tessner-Gruppe) Quelle: dpa
Platz 5: Porta Quelle: dpa

Was bedeutet das?

Wir haben zu lange zu viele neue Märkte gebaut und die bestehenden vernachlässigt. Nach meinem Gefühl sollte Ikea bis 2020 die Zahl neuer Häuser auf zwölf pro Jahr begrenzen. Für die Renovierung der bestehenden Filialen benötigten wir bislang 1,5 Milliarden Euro. Zusätzlich sind weitere Investitionen nötig, um wieder einen guten Standard zu erreichen. Und wenn wir etwas weniger neue Märkte bauen, erzielen wir mehr Nettogewinn und können so für Modernisierungen zusätzliche Geldmittel bereitstellen.

Und diese Modernisierungen dann auch steuerlich absetzen. Sie gelten ja als regelrechtes Genie in Sachen Steueroptimierung.

Grundsätzlich bezahlen wir Steuern dort, wo das Geld tatsächlich verdient wird. Die immer wieder geäußerte Kritik am Steuersparen bei Ikea ist mir unverständlich. Ich will ja nicht Steuern sparen, um ein luxuriöses Leben zu führen. Privat lebe ich bescheiden, kaufe beispielsweise Mehl und Zucker nur mit dem roten Kleber, also mit einem Preisabschlag. Doch je mehr Steuern wir einsparen, desto mehr Geld verbleibt innerhalb des Unternehmens, und desto mehr können wir investieren. Was ist daran denn falsch?

Werden Sie nicht gerade wegen eines solchen Steuerkonstrukts der Stiftung Interogo heftig attackiert?

Mit zunehmendem Wachstum der Ikea Gruppe war uns vor Jahren klar, dass wir zur weiteren Finanzierung eine Stiftung benötigen würden. Meine Rechtsberater legten mir Liechtenstein nahe, denn nur dort könne man eine Unternehmensstiftung ins Leben rufen. Die so entstandene Interogo hat eine gut durchdachte Struktur und sichert die künftige Expansion der Gruppe. Nur habe ich nicht offengelegt, dass diese Stiftung existiert, und zwar in Liechtenstein. Das war eine von den 100 Dummheiten, die ich in meinem Leben begangen habe. Dabei hat Liechtenstein in meinen Ohren keinen guten Klang. Für mich ist das auch ein Platz für zwielichtige Banken und Finanzfirmen. Nur ist Interogo eine reine Unternehmensstiftung, ich kann privat kein Geld herausziehen. Sie ist einzig dazu da, die Finanzierungsbedürfnisse der Gruppe sowie gemeinnütziger Aktivitäten zu sichern.

Sie gelten als Geizhals, scheinen allerdings in den letzten Monaten in Spendierlaune verfallen zu sein.

Inzwischen sind unsere Aktivitäten im wohltätigen Bereich tatsächlich recht umfangreich. Unsere Hauptmotivation ist es, den Armen sowie älteren und schwachen Menschen zu helfen. Zur Unterstützung von Älteren wollen wir 300 Millionen Franken, umgerechnet rund 250 Millionen Euro, einsetzen. Dazu kommen weitere Aktivitäten. Beispielsweise haben wir Hilfsaktionen für mehr als 100 Millionen Kinder in Entwicklungsländern finanziert. Oder in Äthiopien ließen wir ein Flüchtlingslager bauen.

Werden Sie nicht überschwemmt mit Bettelbriefen?

Pro Tag erhalte ich drei bis vier. Doch auch Organisationen klopfen immer wieder an. So waren schon Vertreter vom Roten Kreuz bei mir. Ich habe sie wieder weggeschickt, weil das Rote Kreuz im Vergleich zu anderen Hilfsorganisationen hohe administrative Kosten aufweist. Dafür gab ich den Besuchern einen Rat: Das Rote Kreuz solle aus Genf wegziehen, denn dieser Standort ist ausgesprochen teuer. Auch Warren Buffett hat einst bei mir angeklopft. Umsonst übrigens.

Fühlen Sie sich als Schwede oder als Schweizer?

Ich wohne seit 36 Jahren in der Schweiz, seit gut zehn Jahren fühle ich mich hier in Epalinges im Waadtland als Einheimischer. Mein Lebensmittelpunkt ist klar hier. Doch im Herzen bin ich ein Schwede geblieben.

Nur gelten Sie auch in Epalinges als Geizkragen.

Es ist mir sehr wohl hier, und das Wohlergehen der Gemeinde liegt mir am Herzen. Der neue Gemeindepräsident Maurice Mischler, ein Grüner, hat mir geschrieben, um für ein Wohnprojekt der Generationen zu werben. In diesem Zentrum sollen ältere Leute gemeinsam mit jüngeren Familien leben. Ich habe Herrn Mischler eingeladen, der kam mit dem Fahrrad. Sein Konzept hat mich überzeugt. Deshalb spenden wir zehn Millionen Franken für diese Wohnanlage. Wenn das Projekt gut anläuft, werden wir noch mehr Geld hineinstecken.

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