Inflationsausgleich für Mitarbeiter Einkaufsgutscheine, Rabatte, mehr Geld: So unterstützen Aldi, Rewe und Co. ihre Mitarbeiter

Kassiererin Kerstin Strasen lächelt unter ihrer Maske an der Kasse eines Supermarktes. Quelle: dpa

Mit höheren Löhnen, Gutscheinen und Rabatten wollen einzelne Handelsketten ihre Mitarbeiter entlasten und so Beschäftigte an sich binden. Andere Unternehmen winken beim Thema Inflationszuschläge ab. Wer bietet was?

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Mit mehr als drei Millionen Beschäftigten zählt der Einzelhandel zu den größten Arbeitgebern im Land. Angesichts hoher Inflationsraten und einem Mangel an Arbeitskräften werden einzelne Handelsketten jetzt kreativ, um ihre Mitarbeiter zu entlasten und an sich zu binden. So wie Aldi.

„Die deutlich steigenden Kosten in vielen Bereichen des täglichen Lebens stellen derzeit auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter privat teils vor große Herausforderungen“, heißt es etwa bei Aldi Nord. Das Unternehmen habe sich deshalb dazu entschlossen, den Stundenlohn ab Juli auf 14 Euro zu erhöhen. Alle Mitarbeiter, die inklusive Zulagen bislang darunter lagen, bekommen seitdem mehr Geld. Auch die Ausbildungsvergütungen sind gestiegen. 

Schon im Juni hatte das Schwesterunternehmen Aldi Süd den internen Mindestlohn von 12,50 Euro auf 14 Euro angehoben. Auch Lidl zahlt seit Juni mindestens 14 Euro pro Stunde. Bei Aldi gibt es zudem einen zusätzlichen Inflationsausgleich: Alle Mitarbeiter erhalten einen monatlichen Einkaufsgutschein in Höhe von je 50 Euro. „Dies gilt für die Monate Juni bis einschließlich Oktober 2022“, teilt Aldi Nord mit. „Wir hoffen, damit die Auswirkungen der derzeit außergewöhnlich hohen Inflationsraten für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wenig abfedern zu können.“

Auf eine ähnliche Form der Unterstützung setzt die Kölner Rewe-Gruppe, zu der neben den Rewe-Supermärkten auch der Discounter Penny gehört. Das Unternehmen kündigte an, den Mitarbeiterrabatt von fünf auf zehn Prozent zu erhöhen.  Die Rabatterhöhung soll für den Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2022 für Einkäufe bei Rewe und Penny bis maximal 1000 Euro pro Monat gelten. Sollten durch den erhöhten Rabatt Steuerfreibeträge oder Freigrenzen überschritten werden, übernimmt das Unternehmen diese Kosten. „Es ist eine Unterstützung in schwierigen Zeiten, die helfen soll, den Lebensunterhalt gut zu bestreiten“, wird Rewe-Chef Lionel Souque im Rewe-Mitarbeiterportal zitiert. 

„Steuergünstige Möglichkeit, Menschen zu entlasten“

Bei der Drogeriekette dm erhalten Mitarbeiter schon seit längerem auf ihre Einkäufe bei dm einen Personalrabatt von 10 Prozent sowie zum Ende des Geschäftsjahres eine Jahresabschlusszahlung, deren Höhe von unserem Geschäftsergebnis abhängt. Angesichts der Situation wird nun über eine Erhöhung nachgedacht. „Wir beraten das Thema intensiv und werden konkrete Maßnahmen unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Gespräche zwischen den Tarifpartnern und der Politik umsetzen“, sagt dm-Personalgeschäftsführer Christian Harms auf Anfrage. 

Auch dm-Wettbewerber Rossmann zeigt sich offen für das Thema. Ohnehin gibt der Drogist seinen Mitarbeitern nach eigenen Angaben „Personalrabatt sowie regelmäßig Einkaufsgutscheine im Wert von fast 500 Euro im Jahr“. 

Schneller schlau: Inflation

Angesichts der wachsenden Belastung für Arbeitnehmer aller Branchen hat sich Rossmann-Chef Raoul Roßmann bereits Anfang Juni für einen Inflationsbonus ausgesprochen: Eine Sonderzuwendung, die – ähnlich wie der Corona-Bonus – eins zu eins bei den Mitarbeitern ankommt. „Dieser Bonus kann von Unternehmen, die sich dazu in der Lage sehen, genutzt werden, um Mitarbeiter teilhaben zu lassen und zugleich eine steuergünstige Möglichkeit, Menschen zu entlasten“, sagte Roßmann damals. 

Auch bei Kaufland gibt es nach Unternehmensangaben zahlreiche Angebote und Vergünstigungen für Mitarbeiter, ebenso wie bei den Elektronikhändlern Media Markt und Saturn. Ob diese angesichts der steigenden Inflation angehoben werden, ließen die beiden Unternehmen allerdings offen. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka sowie die Edeka-Discounttochter Netto ließ eine Anfrage unbeantwortet, auch der angeschlagene Warenhausbetreiber Galeria hüllt sich in Schweigen. 

Im Modehandel scheint die Bereitschaft Mitarbeiter über Inflationszuschläge zu unterstützen, indes wenig ausgeprägt zu sein. H&M teilt mit, Kollegen und Kolleginnen grundsätzlich eine Vielzahl an Unterstützungs- und Weiterbildungsangeboten zu bieten, die über die gesetzlichen Forderungen hinausgehen. So bekämen Mitarbeiter tarifliche Leistungen wie Altersvorsorge oder Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie einen Mitarbeiterrabat von 25 Prozent innerhalb der H&M Group. Die Tariflöhne sind zudem im vergangenen Jahr gestiegen und werden entsprechend des Tarifvertrages auch in diesem Jahr erhöht. „Zum aktuellen Zeitpunkt sind keine weiteren Maßnahmen geplant“, heißt es bei dem Unternehmen. Auch der Onlinemodehändler Zalando plant „keine inflationsbedingte Anpassung unserer Mitarbeiterrabatte“.

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