
Deutsche Unternehmen können sich im Normalfall darauf verlassen, dass ihre Privat- und Firmenkunden ihre Rechnungen pünktlich begleichen. Die halbjährliche Umfrage des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) unter seinen Mitgliedern zeigt eine stabile Zahlungsmoral. Von ihnen melden 60 Prozent, die Rechnungstreue sei so gut wie vor einem halben Jahr, 29 Prozent haben eine Verbesserung beobachtet. „Damit kann die deutsche Wirtschaft robust und ohne Liquiditätssorgen in das neue Jahr starten“, sagt BDIU-Präsident Wolfgang Spitz.
Daher erwartet der Verband, dass sie Zahl der Insolvenzen in Deutschland im vergangenen Jahr gesunken ist. Die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamts liegen noch nicht vor, die Inkassobranche geht aufgrund ihrer Erfahrungen für 2015 von einem Rückgang der Firmenpleiten um vier Prozent auf 23000 aus. Und für 2016 sei mit maximal 22500 Insolvenzen zu rechnen.





Inkassodienstleister treiben im Auftrag von Gläubigern unbezahlte Rechnungen ein. Vor allem Großunternehmen mit zahlreichen privaten Kunden greifen regelmäßig auf die Dienste der Schuldenprofis zurück. Das gilt etwa für die Branchen Versandhandel, Telekommunikation oder Energieversorgung. Entgegen dem Klischee arbeiten professionelle Inkassofirmen nicht mit Hausbesuchen oder Drohanrufen, sondern setzen vor allem effiziente Callcenter ein. Ein weiteres Geschäftsfeld ist die Prävention von Zahlungsausfällen, etwa die automatische Bonitätsprüfung von Kunden, die auf Rechnung kaufen.
Rechnungskauf im Einzelhandel ist vor allem bei Onlineshops üblich. Das ist bequem für die Verbraucher, weil sie dann erst nach Erhalt der Lieferung zahlen können und keine Erstattung beantragen müssen, falls sie Ware wieder zurückgeben. Für die Internethändler allerdings wächst das Risiko, weil nicht nur Gelegenheitszechpreller sondern auch Profibetrüger vorsätzlich teure Produkte bestellen, ohne dafür bezahlen zu wollen.
Deshalb ist die Zahlungsmoral im Online- und Versandhandel nach Beobachtung der Inkassounternehmen schlechter als in anderen Bereichen. Jedes zweite Inkassounternehmen berichtet darüber, im Vorjahr meldeten das nur 37 Prozent. Im Internet könnten sich laut BDIU Händler und Kunden beim Vertragsschluss nicht in die Augen sehen. Das würden unredliche Verbraucher ausnutzen, vor allem bei prestigeträchtigen und teuren Produkten.