Insolventer Küchenhersteller Alno wird in Einzelteile zerlegt

Den insolvente Küchenhersteller Alno steht der Zerschlagung: Für die profitable Billig-Tochter Pino liegt ein Kaufangebot vor. Damit wird die Rettung aller 1600 Arbeitsplätze bei Alno immer unwahrscheinlicher.

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Alno steht vor der Zerschlagung - Pino findet Investor Quelle: dpa

Hamburg Der insolvente Küchen-Konzern Alno wird voraussichtlich zerschlagen. Während sich für die Billigküchen-Marke Pino ein Investor gefunden hat, schwinden damit die Chancen für die Mitarbeiter der Hauptmarke Alno. Denn in der Dauerkrise von Alno waren es vor allem die preisgünstiger positionierten Marken Pino und Wellmann, die einigermaßen positive Zahlen lieferten.

Wer der Interessent für Pino ist, ist noch nicht bekannt. Alno teilte am Montag lediglich mit, der Gläubigerausschuss habe einem Kaufangebot zugestimmt. Formal prüft der vorläufige Insolvenzverwalter das Angebot für die Alno-Tochter mit ihren 230 Mitarbeitern in Coswig in Sachsen-Anhalt noch. Pino produziert Küchen, die zu günstigen Preisen ohne große Planung zum Teil auch über Baumärkte verkauft werden.

Insgesamt hat Alno 1600 Mitarbeiter. Als aussichtsreich gilt auch der Verkauf von Wellmann im ostwestfälischen Eger, wo viele Küchen-Hersteller arbeiten. Bei der Kernmarke Alno in Pfullendorf in Baden-Württemberg dürfte hingegen allenfalls die Marke interessant sein. Das Werk gilt als personalintensiv.

Das einstige Familienunternehmen Alno war seit 1995 an der Börse, schrieb allerdings seitdem nur einmal Gewinn. Das Überleben sicherte in den vergangenen Jahren vor allem ein gemeinsames Interesse mit dem Großaktionär Whirlpool: Der Bauknecht-Mutterkonzern aus den USA verkaufte einen großen Teil seiner Geräte über Alno und vergab daher hohe Lieferantenkredite.

Nachdem Whirlpool jedoch sein Europageschäft durch den Kauf des großen italienischen Konzerns Indesit neu aufgestellt hatte, verloren die Amerikaner das Interesse an Alno und stiegen aus. Der inzwischen ausgeschiedene Vorstandschef Max Müller, der mit einer Investorengruppe selbst beteiligt war, fand die bosnische Unternehmerfamilie Hastor als neuen Investor.

Sie steckte mit ihrer Unternehmensgruppe Prevent einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in das Unternehmen, warf Müller aber später vor, zu optimistische Zahlen präsentiert zu haben. Schließlich wollten die Bosnier nicht noch weiteres Geld versenken und meldeten Insolvenz an – zumal ehemalige Alno-Manager inzwischen Kredite vom Ex-Großaktionär Whirlpool übernommen hatten und offenbar die neuen Inhaber unter Druck setzen wollten.

Seit diesem Sonntag ist der dreimonatige Zeitraum, in dem Insolvenzgeld gezahlt wird, vorbei. Ein Sechs-Millionen-Euro-Darlehen, das nach Informationen der „FAZ“ von der britischen Investmentgesellschaft Riverrock stammt, ermöglicht es zunächst, weiterzumachen und wohl in dieser Woche ein ordentliches Insolvenzverfahren zu eröffnen.

Darauf dürften auch etliche Alno-Kunden hoffen: Wegen unbezahlter Rechnungen musste Alno seit Monaten auf bestimmte Teile von Zulieferern verzichten. Bei vielen Küchen-Kunden stehen nun unfertige Küchen in den Häusern und Wohnungen. Derzeit ruht die Produktion – je länger der Zustand anhält, desto unwahrscheinlicher wird eine Rettung der in Mitleidenschaft gezogenen Marke Alno.

Küchenstudios melden bereits längere Lieferzeiten für Küchen der Konkurrenz, die in die Bresche springt. Der Gesamtmarkt präsentiert sich im Gegensatz zu Alno weitgehend stabil.

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