Insolvenz American Apparel Zittern in Deutschland

Das US-amerikanische Modelabel American Apparel hat in der Nacht zum Montag Insolvenz nach Chapter 11 beantragt. Die Mitarbeiter in den deutschen Filialen zittern nun um ihre Jobs.

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Filiale von American Apparel in Lower Manhattan in New York Quelle: dpa

Der Mitarbeiter der Boutique auf der Düsseldorfer Königsallee trifft um 10 Uhr am Montag früh die Vorbereitungen, um die Filiale des US-amerikanischen Unternehmens American Apparel zu öffnen. Dass das Modeunternehmen nach Monaten der Probleme nun nach Chapter 11 einen Insolvenzantrag gestellt hat, weiß er noch nicht. „Scheiße. Wann ist das passiert?“ In der Nacht vom 4. Oktober hat das Unternehmen per E-Mail die Mitarbeiter der deutschen Büros darüber unterrichtet, dass das Unternehmen die Insolvenz beantragt hat, bis in die Filiale ist die Nachricht am Morgen noch nicht vorgedrungen. „Man hat viel gehört in den letzten Wochen, aber dass es so schlimm ist, das hätte ich nicht gedacht“, sagt der Mitarbeiter.

Filialen in Deutschland betroffen

Die deutsche Tochter-GmbH mit Sitz im Zollhof in Düsseldorf, Büros am Carlsplatz und einer Telefonnummer mit Frankfurter Vorwahl ist mit betroffen von den Nachrichten. Wie weit, das können die Mitarbeiter am Montagvormittag nur raten. Die Geschäftsführerin Sarah Haith, die kein Deutsch spricht, war für Nachfragen weder in Düsseldorf, noch in Berlin, wo das Unternehmen ein weiteres Büro unterhält, zu erreichen. „Sie ist ja sowieso nie da“, sagt ein Mitarbeiter, der zwar die Information über die geplante Insolvenz erhalten hat, aber noch keine Information, wie das Tagesgeschäft fortgeführt wird.

 

Chapter 11 unterscheidet sich vom deutschen Insolvenzrecht. Statt eines Insolvenzverwalters führt auch weiter das aktuelle Management die Geschäfte fort. Die derzeitige Vorstandschefin Paula Schneider präsentierte in den USA die Zahlen und verwies darauf, dass 95 Prozent der Gläubiger mit dem eingeschlagenen Weg des börsennotierten Labels einverstanden wären. Das Unternehmen hatte seit rund fünf Jahren Verluste gemacht und bereits Schließungen von Filialen in ganz Europa angekündigt. Rund 250 Fililalen betreibt das Modelabel, das durch krawallige Werbung und seinen noch krawalligeren Gründer Dov Charney bekannt wurde, der 2014 nach Ermittlungen wegen sexueller Belästigung das Unternehmen verlassen musste.

Wie es nun weitergeht in den deutschen Filialen ist unklar. Das amerikanische Insolvenzverfahren arbeitet mit einem sogenannten Reorganisationsplan, der voraussetzt, dass mindestens 66,6 Prozent der Gläubiger dem Verfahren zustimmen. Das Verfahren kann mehrere Monate dauern. Das Ziel ist es, das Unternehmen zu erhalten. Wichtige Transaktionen muss das zuständige Gericht genehmigen. Tochterfirmen im Ausland werden nicht zu einer Folgeinsolvenz gezwungen. So lange die deutschen Filialen also mit Ware beliefert werden, kann bis auf weiteres der Verkauf weitergehen und die deutschen Mitarbeiter ihre Gehälter beziehen.

 

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