Insolvenz Vor welchen Aufgaben Butlers steht

Die Insolvenz von Butlers überrascht die Branche. Doch die Einrichtungskette kämpft bereits seit 2015 ums Überleben, die Banken machen seit Monaten Druck. Die wichtigsten Aufgaben des Insolvenzverwalters.

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Kölner Einrichtungskette Butlers stellt Insolvenzantrag. Quelle: imago images

Weihnachten 2016 war die Butlers-Welt noch im Lot – zumindest offiziell. Pünktlich vor dem Fest präsentierte die Einrichtungskette ihre neue „Boutique“. Die Kunden, so die frohe PR-Botschaft, dürften sich nicht mehr nur durch das traditionelle Angebot rund ums Wohnen shoppen, sondern könnten fortan online und in den Filialen auch Ledertaschen und passende Accessoires nebst winterlichen Strickartikeln kaufen.

Allein, die Weihnachtsoffensive zündete nicht recht. Am vergangenen Freitag hat die Geschäftsführung um Firmengründer Wilhelm Josten beim Amtsgericht Köln Insolvenzantrag gestellt. Als Berater war dabei der Insolvenzspezialist Jens M. Schmidt von Runkel Schneider Weber im Einsatz. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Jörg Bornheimer bestellt. Er gilt als erfahrener Sanierer und Insolvenzrechtler und steuerte unter anderem die ehemalige Otto-Tochter Technik Service 24 und den Südhessischen Klinikverbund (SHK) durch die Insolvenz. Bornheimer ist Partner der Wirtschaftssozietät Görg, die im Ranking von WirtschaftsWoche und STP Portal regelmäßig unter den Top 10 der führenden Insolvenzkanzleien auftaucht.

Nun muss Bornheimer bei Butlers retten, was zu retten ist. Wir wollen die Chance nutzen, mit den Instrumenten der Insolvenzordnung das Handelsgeschäft so reibungslos wie möglich fortzuführen und uns markt- und wettbewerbsfähig neu zu positionieren“, erklärte er in einem Statement am Montag. Ziel sei demnach ein sogenannten Insolvenzplanverfahren, bei dem zumindest der Kern des Unternehmens erhalten werden kann. Der Zeitdruck dafür ist hoch. Zwar sind die  Gehälter der rund 1000 Mitarbeiter durch das Insolvenzausfallgeld bis einschließlich März gesichert. Allerdings sollte sich bis dahin eine Lösung abzeichnen. Zunächst dürfte für Bornheimer jedoch die Sicherung des operativen Geschäfts im Vordergrund stehen.

Er muss Lieferanten, Vermieter und Dienstleister davon überzeugen, weiter mit dem Unternehmen zusammen zu arbeiten. Im Anschluss dürfte der Insolvenzverwalter die Kostenstruktur des Unternehmens unter die Lupe nehmen und im Zweifel zu teure Verträge kappen, um Butlers wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Parallel dazu könnte die Investorensuche starten.

Butlers wählt ein anderes Insolvenzverfahren

Unklar ist derzeit noch, warum das Butlers-Management ein Regelinsolvenzverfahren beantragt hat. In den vergangenen Jahren hatten sich gerade bei Handelsinsolvenzen Eigenverwaltungs- oder Schutzschirmverfahren als Mittel der Wahl etabliert. Doch womöglich, so heißt es in der Branche, reichte dafür bei Butlers schlicht die Zeit nicht mehr aus. 

Das ist die Einrichtungskette Butlers

Viele Jahre schwamm das von Josten und Frank Holzapfel in Köln gegründete Unternehmen dank der Dekorationslust der Bundesbürger auf einer wahren Erfolgswelle. Der erste Laden wurde 1999 in Köln eröffnet. Schon 2005 gab es über 50 Filialen in der Bundesrepublik. Heute beschäftigt das Unternehmen  rund 1000 Mitarbeiter in über 100 Filialen in Deutschland, Österreich, Großbritannien und der Schweiz. Der Umsatz der Butlers-Gruppe lag 2016 bei rund 95 Millionen Euro, war in den vergangenen Jahren aber stark rückläufig.

Kreditgeber machten bereits vor Monaten Druck

So wies das Unternehmen im zuletzt veröffentlichten Jahresabschluss für 2015 einen Umsatz von 102,5 Millionen Euro aus, nach 110,2 Millionen Euro 2014. Schließlich ist die Konkurrenz hart. Stationäre Rivalen wie Ikea, Depot und Baumarktketten sowie Online-Anbieter wie Home24 oder Westwing kämpfen ebenfalls um die Dekorations-Budgets der Bundesbürger.

Wie hart der Kampf ist, bekam zuletzt die Handelskette Strauss Innovation zu spüren, die Ende September Insolvenz anmelden musste. Vor zwei Monaten informierte Insolvenzverwalter Dirk Andres die Belegschaft, darüber dass der Geschäftsbetrieb Ende Februar eingestellt werde.

Butlers machten zudem Wechselkurseffekte und eine verfehlte Sortimentspolitik zu schaffen. Die Folge: Der Gewinn brach ein. So musste Butlers 2015 einen Jahresfehlbetrag von 12,4 Millionen Euro ausweisen, die Eigenkapitalquote sackte deutlich von 34,5 auf 3,4 Prozent.

Auch die Kreditgeber machten bereits vor Monaten Druck. So wurden Sicherheiten neu verhandelt. Darüber hinaus hätten die „Kreditinstitute im Geschäftsjahr 2015 Konsequenzen gezogen und die Finanzierung der Butlers Gruppe unter den Vorbehalt eines Gutachtens gestellt“, geht aus dem Geschäftsbericht hervor.

„Dieses Gutachten wurde im Februar 2016 vorgelegt. Darin wird bescheinigt, dass die in Angriff genommenen Maßnahmen objektiv geeignet sind, um die Butlers Gruppe in überschaubarer Zeit zu positiven Erträgen zu führen“. So sollten zahlreiche Filialen geschlossen werden, sowie das Großhandels- und Franchisegeschäft ausgebaut werden. Für den Onlineshop war ein Relaunch vorgesehen.

Auf Basis des Sanierungsplans sagten die Banken schließlich die Finanzierung des Konzerns bis Ende 2018 zu. Auch die Gesellschafter stellten weitere Kredite zur Verfügung. Doch geholfen hat es letztlich nichts.

So waren in den Verträgen mit den Banken konkrete Planwerte „hinsichtlich des EBITDA und der Mindestliquidität“ verankert. Werden diese verfehlt, „würde die Kündigung der eingeräumten Kreditlinien drohen“, heißt es im jüngsten Geschäftsbericht, „sodass die Zahlungsfähigkeit und damit der Fortbestand der Butlers Gruppe nicht mehr gesichert wären.“

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