Insolvenzantrag Wie es jetzt bei der HR Group und Reno weitergeht

Der Mutterkonzern von Reno (HR Group) muss auch Insolvenz anmelden. Quelle: imago images

Erst getrennt, dann insolvent: Ende März hat der Schuhhändler Reno Insolvenz angemeldet, jetzt folgt der frühere Mutterkonzern HR Group. Die Verfahren hängen eng zusammen, was eine Rettung nicht einfacher macht.

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Christian Gerloff gilt als Spezialist für Rettungseinsätze in der Modebranche: Der Münchner Jurist und Sanierungsexperte begleitete in unterschiedlichen Funktionen bereits Insolvenzverfahren und Restrukturierungen von Modefirmen wie Escada, Laurèl, Wöhrl, Adler, Gerry Weber und Hallhuber.

Nun muss sich Gerloff um den nächsten Krisenfall kümmern. Er wurde vom Amtsgericht Osnabrück bei der HR Group als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Der Fall ist komplex. Insgesamt haben  neun deutsche Gesellschaften des Unternehmens mit insgesamt 750 Mitarbeitern Insolvenz angemeldet, darunter die Hamm Reno Group GmbH und die Mayer Systempartner GmbH. 

Die Unternehmensgruppe wurde von den Auswirkungen der Coronapandemie und der flauen Konsumstimmung der Verbraucher angesichts der hohen Inflation hart getroffen. Hintergrund der Insolvenzanträge ist nach Informationen der WirtschaftsWoche aber auch die Lage der früheren HR-Schuhhandelstochter Reno. Sie hatte bereits Ende März Insolvenzantrag gestellt. Gegenüber Reno gebe es „offene Forderungen über mehrere Millionen Euro aus erfolgten Warenlieferungen“, teilte die HR Group vor wenigen Tagen dazu mit. 

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Zwar hatte die HR Group das Unternehmen vor rund sechs Monaten an die cm.sports GmbH des Unternehmers Christian Müller verkauft. Zugleich waren jedoch zeitlich befristete Dienstleistungsverträge für verschiedene Servicefunktionen zwischen der HR Group und den Reno Gesellschaften abgeschlossen worden. Dazu gehörten neben IT-Dienstleistungen auch die Belieferung mit Neuware. Nach Informationen der WirtschaftsWoche kam in den Reno-Läden in den vergangenen Monaten allerdings weniger Ware an als geplant. Strittig ist, wer dafür verantwortlich ist. 

Modebranche in der Krise: Online-Boom ist nur ein Faktor Quelle: PR

Warum kam die Ware nicht bei Reno an?

„Unter anderem hatte man sich auf (vertraglich festgehaltene) Absicherungen des Vorbesitzers verlassen, dass ausreichend Neuware geliefert wird – dies war leider nicht der Fall“, teilte Reno-Erwerber Christian Müller über eine PR-Agentur mit. Dieser Umstand habe „nicht unerheblich zu der aktuellen Situation beigetragen.“ 

Die HR Group wies diese Darstellung und damit eine Mitverantwortung für die Reno-Insolvenz zurück. Zur Warenbelieferung gebe „es klare und eindeutige Verträge“, hieß es zuletzt. Wenn die Ware nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums bezahlt wird, stehe es der HR Group frei, von weiteren Warenlieferungen abzusehen. Tatsache sei, dass Forderungen aus erfolgten Warenlieferungen „bis dato von der durch die cm.sports übernommene Reno nicht beglichen worden sind“, teilte das Unternehmen mit. Die HR Group habe sich an alle bestehenden Verträge mit Reno gehalten.

Die HR Group wollte sich nach dem Reno-Verkauf auf die Logistik und das sogenannte Systemgeschäft konzentrieren, bei dem sie als Dienstleister für Handelsunternehmen die Flächen bewirtschaftet. Sie hat im vergangenen Herbst kurz vor dem Reno-Verkauf auch ihr Unternehmen Surf4shoes in die Insolvenz schicken müssen, dieses gehört seit Anfang März zu einer Tochtergesellschaft des Onlinehandelsspezialisten Commertunity. 

Die Situation bei Reno hat sich wohl auch auf einen bereits eingeleiteten Verkaufsprozess für die HR Group ausgewirkt. „Der Insolvenzantrag wurde jetzt notwendig, nachdem die bereits weit fortgeschrittene und aussichtsreiche Suche nach einem Investor für die verbliebenen Sparten Systemgeschäft und Logistik überraschend zum Erliegen gekommen war“, heißt es in einer Pressemitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters.

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