




Ein Dreigestirn für Praktiker? "Das sind mindestens zwei zu viel“, kommentiert ein altgedienter Insolvenzverwalter den Großeinsatz seiner Kollegen bei der Pleite der blau-gelben Heimwerkertruppe. Nachdem das Amtsgericht Hamburg am vergangenen Freitag für die Praktiker-Tochter Max Bahr einen weiteren Verwalter ernannt, stützen nunmehr drei Insolvenzspezialisten samt zugehöriger Kanzlei-Teams den taumelnden Baumarktkonzern.

Christopher Seagon, Partner bei Wellensiek, steuert Praktiker Deutschland sowie das internationale Geschäft und jene 54 Praktiker-Märkte, die während der Sanierungsphase auf Max Bahr umgestellt wurden. Der Saarbrücker Verwalter Udo Gröner von Heimes & Müller wurde bei der Konzernholding eingesetzt. Neu an Bord – zumindest offiziell - ist Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder, Partner bei Johlke, Niethammer & Partner, der nun die Gesellschaften der alten Max-Bahr-Gruppe dirigiert. Sicher, jedes Mitglied der Troika hat reichlich Insolvenzerfahrung. Trotzdem fragt sich die Sanierer-Zunft: Ist ein Verwalter-Aufmarsch in dieser Größenordnung für einen Konzern in dieser Liga wirklich zweckmäßig? Tatsächlich dürften auch andere Intentionen eine Rolle gespielt haben.
Die Problemlage bringt ein Brancheninsider auf eine einfache Formel: "Angst vor Frind“. Je nach Perspektive gilt Frank Frind vielen als prinzipienfester Hamburger Insolvenzrichter, der auf Unabhängigkeit pocht, Verwaltern aber auf die Finger schaut. Andere sehen Find indes schlicht als Querulanten auf Ego-Trip, bei dem Verwalter und Gläubiger wenig zu sagen haben und der bei der Verfahrensgestaltung tunlichst vermieden werden sollte.





Wohl nicht ohne Kalkül reichte der Praktiker-Vorstand, beraten von Görg-Partner Helmut Balthasar, daher zuerst die Insolvenzanträge für acht Tochtergesellschaften nicht aber für die Konzernholding ein. Alle Töchter beginnen mit dem Buchstaben B wie Baumarkt, für den nicht Frind sondern sein Kollege Andreas Schmidt zuständig ist. Mit im Gepäck hatten die Schuldner-Vertreter ein paar Namen von Verwalter-Kandidaten, darunter auch Wunschkandidat Seagon.
Nachdem Richter Schmidt erst einmal die Verfahren eröffnet hat, so die mögliche Überlegung, würde er aus organisatorischen Gründen auch gleich das Verfahren der Praktiker AG mit übernehmen. Schmidt wiederum soll für das AG-Verfahren ursprünglich den lokalen Insolvenzprofi Jens-Sören Schröder ins Spiel gebracht haben. Doch dazu kam es nicht.
Nachdem Seagon für die Baumarkt-Gesellschaften bestellt worden war, kam Richter Frind ins Spiel. Frind selbst betont, dass er sich „zu keinem Zeitpunkt in irgendein laufendes Verfahren der „Praktiker-Gruppe“ irgendwie eingeschaltet“ habe. Trotzdem schrillten beim Sanierungsmanagement des Konzerns die Alarmglocken. Zumindest berichten Insider, dass dies der Grund dafür ist, warum das Management der Konzernholding nicht beim Amtsgericht Hamburg vorstellig wurde, sondern sich spontan an die Zweigstelle im saarländischen Kirkel erinnerte und in Saarbrücken anmeldete.
Hat also die Angst, einen aus Sanierer-Sicht falschen Richter zu bekommen, tatsächlich für den Antrag in Saarbrücken gesorgt? Forum-Shopping mal anders? Frind selbst will das nicht ausschließen. Bei ihm sei kein Antrag gestellt worden, was ihn nach Anrufen von Großgläubigern im Vorfeld der Pleite schon überrascht habe, so Frind.