Insolvenzverfahren eröffnet In Essen kommt es zum Showdown für Deutschlands letztes großes Warenhaus

Das Amtsgericht Essen hat das Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof eröffnet. Unklar bleibt weiter, welche Filialen schließen müssen. Quelle: REUTERS

Das Galeria-Insolvenzverfahren wurde vom Amtsgericht Essen eröffnet. Eine Entscheidung über die Zukunft der Warenhauskette fällen die Gläubiger aber erst Ende März.  

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Am 27. März ab 9 Uhr entscheidet sich das Schicksal von Deutschlands letzter großen Warenhauskette. Dann sollen die Gläubiger von Galeria Karstadt Kaufhof in der Essener Messe über den Sanierungsplan des Unternehmens abstimmen, erfuhr die WirtschaftsWoche. Das geht aus einem Beschluss des Amtsgerichts Essen hervor, das heute Galerias Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet hat. Wie erwartet, wurde dabei der Insolvenzexperte Frank Kebekus zum Sachwalter bestellt. Er soll dafür sorgen, dass bei der geplanten Sanierung die Interessen der Gläubiger gewahrt werden. Die Geschäftsführung wird weiter vom Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz bei der Restrukturierung des Unternehmens unterstützt.

Unklar bleibt weiter, welche der 129 Filialen geschlossen werden. Zuletzt hieß es, darüber werde voraussichtlich erst im März Klarheit herrschen, da die Gespräche mit Vermietern andauern würden. „Insbesondere von deren Zugeständnissen hängt vielfach noch ab, welche konkreten Filialen geschlossen, fortgeführt oder eventuell an einen Erwerber übertragen werden können“, teilt das Unternehmen mit.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober 2022 zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren gesucht. Im Interview mit der WirtschaftsWoche hatte Geiwitz neben der Coronakrise, dem Krieg in der Ukraine und den gestiegenen Energiekosten auch „hausgemachte Fehler“ als Ursache für die neuerliche Insolvenz genannt. So seien zu wenige Filialen auf ein neues Konzept umgestellt worden. Das soll sich nun ändern. „Wir müssen mit dem Schutzschirmverfahren die Grundlage dafür schaffen, in drei Jahren alle Standorte umzubauen. Ansonsten können wir es gleich sein lassen“, sagte Geiwitz der WirtschaftsWoche.

Ist Deutschlands letzte große Warenhauskette noch zu retten? Galeria-Sanierer Arndt Geiwitz verrät, wie er das Krisenunternehmen auf Kurs bringen will – und wo schmerzhafte Einschnitte drohen.
von Melanie Bergermann, Henryk Hielscher

Größter Aderlass in der Zentrale

Die Flächenproduktivität der Filialen, also der Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche, sei zu niedrig, so Geiwitz. „Das heißt, wir werden auch die verbleibenden Standorte tendenziell verkleinern. Statt fünf Verkaufsetagen wird es in etlichen Häusern in Zukunft drei oder vier Stockwerke geben, und dort müssen wir mehr Umsatz schaffen“, sagte Geiwitz.

Lesen Sie hier das Interview mit Arndt Geiwitz darüber, wie der Chefsanierer Galeria Karstadt Kaufhof vor dem Untergang bewahren will.

Dezentrale Entscheidungsstrukturen sollen dabei helfen, das Geschäft neu auszurichten. „Sie können ein Warenhaus heute nicht mehr so zentral steuern wie früher“, sagte Geiwitz. Für übergreifende Themen werde zwar weiter die Zentrale zuständig sein. „Um die Entscheidungen vor Ort kümmern sich künftig bundesweit fünf Regionalleiter, die dafür verantwortlich sind, dass ihre jeweiligen Filialen laufen. Sie werden Einfluss auf das Sortiment und das Personal haben.“ Dies hat auch Folgen für die Zahl der Beschäftigten in der Essener Zentrale.

„Den größten Aderlass wird es in der Zentrale geben, das ist klar, auch wenn ich noch keine Zahlen nennen kann“, so Geiwitz gegenüber der WirtschaftsWoche. „In den Filialen, die wir weiter betreiben, werden wir versuchen, so wenig Kündigungen wie möglich aussprechen.“ Das gelte auch dort, wo Flächen verkleinert werden.

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Zusätzlich soll das Restrukturierungskonzept Galeria künftig eindeutiger positionieren – mit einem Sortiment, das stärker auf die lokalen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Dazu zählt eine Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten. Die Attraktivität der Standorte soll zudem durch die  Einbindung weiterer Services wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services gesteigert werden.

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